TransInfo

Foto: Małgorzata Szotkowska

Kostendruck in der Transportbranche steigt

Der große Kostendruck stimmt die Transportbranche negativ. Die Einführung der höheren LKW-Mautsätze zum 1. Dezember 2023 macht sich in den Prozesskosten der Unternehmen bereits bemerkbar. Doch eine wahre Preisexplosion in der Branche könnte noch bevorstehen.

Lesezeit 4 Min.

Die Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure (ELVIS) AG warnt vor der Gefahr von Kapazitätsengpässen und einer Transportpreisexplosion. Der Verband weist darauf hin, dass die aktuell sinkende Gesamtfahrleistung im LKW-Verkehr kombiniert mit dem aktuellen Überangebot an Frachtraum bei gleichzeitig sinkender Umsatzerwartung fatale Folgen haben kann.
Da derzeit Fuhrparks abgebaut werden, kann es passieren, dass diese bei einer eventuellen Belebung des Marktes nicht mehr kurzfristig zur Verfügung stehen würden. Explodierende Preise am Spotmarkt sowie knappe Frachtkapazitäten könnten die Folgen sein.

Ohne positive Signale von der europäischen Zentralbank in Form von sinkenden Zinsen oder eines Konjunkturpakets der deutschen Politik wird die Rezession weiter befeuert und für viele Unternehmen bedeutet das ein Sterben auf Raten, sagt Nikolja Grabowski, Vorstand der ELVIS AG.

Für den Bereich Güterbeförderung im Straßenverkehr sieht der Marktreport des Speditionsverbunds eine kritische Entwicklung.

Viele Speditionen werden diese Entwicklung nicht mitgehen können, wodurch die Zahl der Insolvenzen steigt und der verfügbare Laderaum noch knapper wird, sagt Grabowski.

Betroffen sind vor allem Unternehmen, die einen großen Anteil eigener Linien im Einsatz haben und bei denen der große Fuhrpark damit zur Belastung wird. Der Verbund regt deshalb an, den Umfang der eigenen Flotte im Verhältnis zum Einsatz fester Sub-Unternehmer zu revidieren, andere Branchen als die bislang bedienten in den Blick zu nehmen sowie sich international aufzustellen.


Lesen Sie auch:
Interview: Die Energiewende wird unnötig teuer implementiert in Deutschland


Stückgutkosten steigen

Über einen Anstieg der Stückgutkosten berichtet der Bundesverband Spedition und Logistik. Aus der aktuellen Ausgabe des Kostenindex Sammelgut des Verbandes geht hervor, dass die sendungsbezogenen Abwicklungskosten im zweiten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,2 Prozent gestiegen sind. Wären nicht die sinkenden Treibstoffkosten, wäre der Anstieg noch steiler gewesen.

Haupttreiber für die steigenden Kosten sind der Personalkostenzuwachs (plus 4,6 Prozent) und die Sachkostenentwicklung (plus 4,1 Prozent). Aber auch die wachsende Flächen-, Energie- und Versicherungskosten sowie Betriebskosten für digitale Technologien bleiben nicht ohne Einfluss.

DSLV verweist ebenfalls auf die Tatsache, dass sich die zum 1. Dezember 2023 eingeführten höheren LKW-Mautsätze im sechs-Monate-Vergleich auch bereits bemerkbar machen, jedoch fließen die Mautkosten noch mit einem vergleichsweise geringen Anteil von derzeit 3,6 Prozent ein. Allerdings werden die neuen Mautsätze erst im laufenden Halbjahr 2024 für den gesamten Untersuchungszeitraum erheblich. Für einen weiteren Kostenschub könnte auch die Ausweitung der Mautpflicht auf Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen technisch zulässiges Gesamtgewicht sorgen.


Lesen Sie auch:

LKW-Maut: Neue Mautsätze ab 3,5 Tonnen und Klarheit bei Handwerkerausnahmen


Unsicherheit in der Branche

Auch der von der Bundesvereinigung Logistik (BVL) und vom ifo Institut erstellte Logistik-Indikator gibt wenig Anlass zu Optimismus.Das Geschäftsklima in der Logistikwirtschaft hat sich im ersten Quartal 2024 abermals verschlechtert. Der Index ist auf 81,8 Punkte gesunken. Den Abwärtstrend verzeichneten beide Teilindikatoren: Der Klimaindikator im Bereich Logistikdienstleistungen notierte auf einem Stand von 78,4 Indexpunkten und im Bereich Handel und Industrie auf einem Stand von 84,8 Indexpunkten.
Insgesamt beurteilten weniger der Befragten die Geschäftslage als gut, dafür schauten mehr sorgenvoll auf das kommende halbe Jahr.

Die aktuell vorliegenden Frühindikatoren deuten für den Jahresbeginn 2024 auf keine konjunkturelle Trendwende hin. Die Auftragslage hat sich in allen Wirtschaftsbereichen bis zuletzt verschlechtert und der Auftragsbestand wird mehrheitlich als zu gering beurteilt. Auch der Krankenstand ist weiterhin hoch; zusätzlich belasten die andauernden Streiks. Zudem haben die Lieferengpässe zuletzt wieder etwas zugenommen als Folge der Huthi-Angriffe im Roten Meer. Die Bauwirtschaft dürfte vorübergehend von der milden Witterung zu Jahresbeginn profitieren. Erst im weiteren Verlauf des Jahres dürfte eine allmähliche gesamtwirtschaftliche Erholung einsetzen, kommentierte Prof. Dr. Timo Wollmershäuser vom ifo Institut.

Tags