Quelle: ITD

Ladungssicherung im Fokus: Bußgelder steigen EU-weit – Deutschland am strengsten

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Unsachgemäß gesicherte Ladung ist nicht nur ein Sicherheitsrisiko, sondern birgt auch erhebliche finanzielle Gefahren. In einigen EU-Ländern kann ein solcher Fehler mit mehreren tausend Euro geahndet werden. Wie man Fehler vermeidet, erklären die Experten der Rechtskanzlei TC.

In der Europäischen Union ereignen sich jährlich Unfälle und Zwischenfälle aufgrund unsachgemäß gesicherter Ladung. Obwohl das Bewusstsein der Transportunternehmen zunimmt, werden die Vorschriften in vielen Ländern immer strenger und detaillierter. Verstöße haben gravierende Folgen – von hohen Bußgeldern bis hin zu Fahrverboten, die erst aufgehoben werden, wenn die Ladung ordnungsgemäß gesichert ist.

Wie sichert man eine Ladung richtig?

In den meisten Mitgliedstaaten muss die Ladung so auf dem Fahrzeug platziert werden, dass weder Personen noch Güter gefährdet werden. Sie darf weder über das Fahrzeug hinausragen (z. B. am Heck befestigt sein) noch herabfallen. Zudem wird empfohlen, die Ladungssicherung während des Transports regelmäßig zu überprüfen – insbesondere nach einigen Kilometern Fahrt bei einem Stopp an einem sicheren Ort, erklärt Maurycy Kieruj, Rechtsanwalt bei TC Kancelaria Prawna.

Die Sicherung sollte außerdem nach abruptem Bremsen, außergewöhnlichen Fahrereignissen sowie nach Teilbeladung oder -entladung erneut kontrolliert werden. Im Verteilerverkehr mit Stückgut ist eine zusätzliche Sicherung der verbleibenden Güter im Laderaum unerlässlich.

Wichtige Normen zur Ladungssicherung

Die Kanzlei TC weist darauf hin, dass die Sicherung den gültigen ISO- und EN-Normen entsprechen muss, die die erforderlichen Sicherungskräfte, Festigkeit der Konstruktionen sowie Anforderungen an die Ausrüstung festlegen:

  • EN 12195-1 – Berechnung der Sicherungskräfte
  • EN 12195-2 – Zurrgurte zur Ladungssicherung
  • EN 12195-3 – Kettenspanner
  • EN 12640 – Zurrpunkte
  • EN 12642 – Ladungssicherung auf Straßenfahrzeugen

Bußgelder in Tausenderhöhe

Eine unzureichende Ladungssicherung kann nicht nur zu beschädigter Ware führen, sondern auch erhebliche Bußgelder für Transportunternehmen und Fahrer nach sich ziehen.

Am strengsten ist Deutschland, wo ein solcher Verstoß für das Transportunternehmen bis zu 5.000 Euro kosten kann, für den Fahrer bis zu 120 Euro. In den meisten Ländern haften beide Seiten gemeinsam – das bedeutet Bußgelder in Höhe von mehreren Hundert Euro bis zur ordnungsgemäßen Sicherung der Ladung, so Kieruj.

Sanktionen bei Verstößen – Beispiele ausgewählter EU-Länder:

Land Rechtsgrundlage Fahrer-Bußgeld Bußgeld für Unternehmen Weitere Sanktionen
Deutschland §22, §23 StVO; §31 StVZO; OWiG 35–120 € bis zu 5.000 € Punkte, Fahrverbot
Frankreich Code de la route R312-19; Arrêté 1999 135–750 € Solidarschuld mit Fahrer Fahrverbot bis Nachbesserung
Italien Codice della Strada Art. 164; Circolare MIT 85–338 € Verwaltungsgeld bei Wiederholung Fahrverbot bis Nachbesserung
Niederlande RVV1990; Richtlinie 2014/47/EU 370 € Mögliche Haftung Fahrverbot bis Nachbesserung
Rumänien Codul Rutier; OG 43/1997; HG 69/2012 ca. 60–120 € 200–800 € Fahrverbot bis Nachbesserung

Kontrollen in der EU – worauf sollte man achten?

Deutschland

Der Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) kontrolliert besonders genau. Bei Kontrollen wird erwartet, dass Berechnungen gemäß EN 12195-1 vorgelegt werden – kein Muss, aber hilfreich bei der Beurteilung.

Frankreich

Hier kontrollieren neben den Verkehrsdiensten auch Polizei, Gendarmerie und DREAL. Prüfungen finden auf Straßen und Parkplätzen statt. EN 12195-1 ist die allgemein anerkannte Referenznorm.

Italien

Kontrollbehörden sind die Polizia Stradale und die Motorizzazione. „Kontrollen finden zunehmend auf Hauptverkehrsstraßen statt – technische Dokumentation (z. B. Berechnungen) wird dringend empfohlen“, so TC.

Rumänien

Kontrollen erfolgen durch die Verkehrspolizei (Poliția Rutieră) und ARR, insbesondere an Grenzübergängen und Transportkorridoren. Der Fokus liegt auf der Qualität der Sicherung.

Wie vermeidet man kostspielige Fehler?

Verständnis und Einhaltung lokaler Vorschriften zur Ladungssicherung sind Pflicht für jeden Transportunternehmer. Unterschiede in Kontrolle und Normauslegung sind EU-weit möglich.

Verstöße können Transportabläufe stören und Vertragsstrafen nach sich ziehen – etwa bei Verspätungen. Wer glaubt, zu Unrecht bestraft worden zu sein, sollte Rechtsmittel einlegen – dabei kann eine spezialisierte Kanzlei helfen, warnt Kieruj.

EU plant verpflichtende Sicherungskontrollen

Im April dieses Jahres kündigte die Europäische Kommission ein Reformpaket zur Aktualisierung der Fahrzeugtechnikvorschriften an. Geplant ist auch die Pflicht zur Prüfung der Ladungssicherung bei jeder Straßenkontrolle.

Laut Brüssel sollen Kontrolleure künftig sicherstellen, dass sich die Ladung „nur minimal gegeneinander, gegen Wände oder den Boden bewegen kann“ – auch bei Notmanövern oder in Steigungen. Die Ladung darf den Laderaum weder verlassen noch über die Ladefläche hinausragen.

Zur Harmonisierung der Maßnahmen müssen Mitgliedsstaaten Schulungen für Kontrollbeamte anbieten. Ziel ist mehr Sicherheit, weniger Emissionen und bessere Durchsetzung durch Digitalisierung.

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