Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) im Mai mitteilte, stieg die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen im April 2025 um 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Zwar blieb die Zuwachsrate damit im einstelligen Bereich, doch setzt sich damit ein belastender Trend fort. Bereits im März betrug das Plus 5,7 Prozent, im Februar 12,1 Prozent und im Januar sogar 14,1 Prozent gegenüber den jeweiligen Vorjahresmonaten.
Höchste Insolvenzhäufigkeit bei Verkehr und Lagerei
Besonders stark betroffen bleibt der Bereich „Verkehr und Lagerei“. Laut den endgültigen Zahlen zu den Unternehmensinsolvenzen im Februar 2025 meldeten die Amtsgerichte 2.068 Fälle – ein Anstieg um 15,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Gläubigerforderungen beliefen sich auf rund 9 Milliarden Euro – mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor (4,1 Mrd. Euro). Mit 10,0 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen lag der Transportsektor deutlich vor anderen Branchen.
Auch in den Monaten zuvor führte der Transportsektor die Negativ-Liste an. Im Januar lag die Insolvenzhäufigkeit bei 9,2 Fällen, im November 2024 bei 9,0. Im Jahresdurchschnitt 2024 wurden sogar 121,8 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen im Verkehrsbereich gemeldet – fast doppelt so viele wie im Baugewerbe (95,3) oder in der Zeitarbeitsbranche (92,5).
Strukturelle Probleme verschärfen Lage
Diese Zahlen zeigen, dass der Güterverkehr weiterhin unter enormem wirtschaftlichen Druck steht. Besonders kleine und mittelgroße Transportunternehmen kämpfen mit steigenden Betriebskosten, hohen Lohnaufwendungen, dem Mangel an qualifiziertem Personal und der zunehmenden Marktregulierung. Hinzu kommen die Nachwirkungen der Corona-Hilfen, die viele Unternehmen nun – in Teilen – zurückzahlen müssen.
Die steigenden Insolvenzzahlen spiegeln sich auch in konkreten Unternehmensfällen wider. So meldete die Wandt Spedition Transportberatung GmbH aus Braunschweig im Februar 2025 Insolvenz in Eigenverwaltung an. Das Traditionsunternehmen, das im vergangenen Jahr sein 85-jähriges Bestehen feierte und 134 Mitarbeitende beschäftigt, geriet aufgrund von Umsatzeinbrüchen bei Großkunden sowie der allgemeinen wirtschaftlichen Lage in finanzielle Schwierigkeiten.
Die Ursachen für die steigenden Insolvenzen im Transportsektor sind vielschichtig. Neben gestiegenen Energie- und Personalkosten sorgen sinkende Frachtraten, konjunkturelle Unsicherheiten und ein verschärfter Wettbewerbsdruck für schrumpfende Margen. Gleichzeitig geraten Unternehmen unter Druck, Investitionen in Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu stemmen – oft bei gleichzeitig nachlassender Nachfrage.
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Auch europaweit deutliche Anstiege
Die Entwicklung ist kein rein deutsches Phänomen. In Frankreich stieg die Zahl der Insolvenzen im Transportgewerbe 2024 um 37,8 Prozent, in Belgien sogar um 50 Prozent. Nach Angaben des Kreditversicherers Allianz Trade wird auch in Deutschland für das laufende Jahr mit einem weiteren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um rund 10 Prozent gerechnet. Eine Entspannung erwarten die Experten frühestens ab 2026.