Logistik und Industrie 4.0 in der Praxis. In diesem Lager wird das Tempo von der Temperatur bestimmt

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Diesen Ort verlassen jeden Tag sogar 60 Schlepper mit Anhängern, mit etwa 2.000 Paletten mit Backwaren. Es ist von Inter Europol die Rede, einer Großbäckerei, die neben frischen Produkten auch solche mit verlängerter Haltbarkeit, tiefgekühlt, zum teilweisen oder vollständigen Backen anbietet.

Von der Bäckerei in Malopole in der Nähe von Warschau gelangen die Produkte in Hyper- und Supermärkte, Hotels und Restaurants, Tankstellen sowie Einzelhandels- und Firmenläden in Polen, aber auch in andere Ländern der Europäischen Union. Ein Teil der Produktion wird wiederum an den östlichen Markt geliefert.

Dank vollautomatisierter Prozesse im Hochregallager, unter anderen in denen die unterbrechungsfreie Kühlkette aufrechterhalten werden kann, ist eine einwandfreie Leistung und hohe Kapazität möglich. Die Automatisierung von Kühl- und Gefrierschränken entlastet Menschen, die unter schwierigen Bedingungen (Temperaturen bis zu -25°C) arbeiten, minimiert die Fehlerquote bei der Lagerung sowie bei der Vorbereitung für Versand und Transport.

Die Produktion findet 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche statt

Das vollautomatische Hochregallager (HRL) basiert auf einem vierkanaligen Versandpuffer mit einem mit dem Materialfluss integrierten Fördersystem. Es sind ca. 20.000 Palettenplätze für die Lagerung in doppelter Tiefe, in einem Gefrierschrank verfügbar.

Um die “Kühlkette” nicht zu unterbrechen, wurden zwei Temperaturkammern installiert, die durch Sensoren gesteuert werden. Sie sollen eine optimale Kühlung der Produkte beim Übergang zu HRL gewährleisten. Die benötigten Produkte werden vom Rohstofflager in den Vorbereitungsbereich für die Produktion überliefert. Dort entstehen Mischungen aus über 100 verschiedenen Rohstoffen.

Paletten in einem frostigen Lagerhaus

In einem anderen Bereich des Gebäudes werden die Waren verpackt. Die Ladevorrichtung ordnet die vom Förderer gelieferten Kartonbündel in Form von Lagerpaletten an. Sie werden automatisch etikettiert und über das Förderband zum HRL transferiert. Alle Postproduktionsprozesse finden unter kältetechnischen Bedingungen statt.

Zwischen der Produktionszone und dem Lager werden die Produkte allmählich auf -25°C abgekühlt. Die Paletten werden auf Förderbändern durch zwei Kammern transportiert, die erste reduziert die Umgebungstemperatur der Produkte auf -10°C, in der anderen beträgt die Temperatur -18°C. Es musste auf viele Details geachtet werden, z.B. wurde die Kammertür mit einer beheizten Dichtung versehen (dies verhindert Eisbildung an den Kanten der Dichtung).

An vier Übergabestellen sammeln Regalbediengeräte (RBG) Paletten und transportieren sie an den vom Lagerverwaltungssystem angegebenen Lagerort. Die HRL (41 m hoch) arbeitet mit vier Regalbediengeräten EXYZ, mit teleskopischen Hebevorrichtungen, die für die Lagerung mit doppelter Tiefe bestimmt sind. Im Versandpuffer erreichen sie eine Effizienz bis zu 100 Doppelzyklen pro Stunde.

Eine Hubgeschwindigkeit von bis zu 60 m/min und eine Fahrgeschwindigkeit von bis zu 200 m/min sorgen für ein effizientes Ein- und Ausladen von Paletten auch auf den höchsten Regalebenen.

Im Vergleich zu herkömmlichen Geräten beträgt die Energieeinsparung alleine beim Heben bis zu 25%. Die Betriebskosten wurden ebenfalls erheblich gesenkt – überzeugen die Entwickler der Lösung.

Die restlichen 4 Tausend Palettenplätze im halbautomatischen Kühlhaus dienen als Zwischenlager und Kommissionierplatz. Der größte Teil der Produktion besteht aus einheitlichen Paletten. Bei Bedarf können die Mitarbeiter dort auch gemischte Paletten abholen.

Förderer mit einem Überwachungssystem

Paletten, die für die Vorbereitung der Sendungen notwendig sind, werden an den Zugangspunkten der Regalbediengeräte in der HRL mit einem Transportwagen sortiert und entsprechend den Bestellungen von etwa einem Dutzend Versandlinien – drei pro LKW – ausgegeben. Dies geschieht in der gekühlten Warenaustrittszone. Die als Rollenbahnen mit Neigung gestalteten Versandlinien ermöglichen jeweils einen Lauf von elf Paletten (insgesamt 33 fertige Paletten).

Die Förderbänder wurden mit Anhaltesystemen ausgestattet, die die Aufgabe eines technischen Sicherheits- und Überwachungssystems erfüllen. Es schiebt immer die Palette vor, die als nächste geladen werden soll und hält Paletten auf anderen Förderern an, um vorzeitiges Kommissionieren zu verhindern.

Fot: Pxhere.com/CC0

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