Gegenstand der Ermittlungen sind illegale Stellenangebote und falsche Rechnungen.
Die Ermittlungshypothesen beziehen sich auf komplexe Steuerbetrügereien, bei denen zwei Endbegünstigte einen illegalen Mechanismus genutzt haben, um unter Verstoß gegen branchenspezifische Vorschriften Rechnungen für rechtlich nicht existierende Vorgänge auszustellen und im Gegenzug Scheinverträge für die Bereitstellung von Arbeitskräften abzuschließen, was zur Ausstellung und anschließenden Verwendung gefälschter Dokumente führte“, erklärt Staatsanwältin Marcella Viola in der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“.
Zusammenfassend wird Kühne + Nagel vorgeworfen, „falsche Steuererklärungen“ eingereicht und dabei Rechnungen für nicht stattgefundene Umsätze verwendet zu haben. Die von Subunternehmern ausgestellten Rechnungen für angebliche mehrwertsteuerpflichtige Arbeitsverträge dienten dem Zweck, tatsächliche Zeitarbeit zu verschleiern.
Dieses System ermöglichte es großen Unternehmen, über Subunternehmer und Scheinfirmen im Bereich Logistik und Warenumschlag Arbeitskräfte zu „äußerst wettbewerbsfähigen Preisen“ einzustellen.
Im Rahmen der Ermittlungen wurden Firmengelände durchsucht und Computer beschlagnahmt. In der italienischen Niederlassung des Konzerns beschlagnahmte die örtliche Finanzpolizei 16,5 Millionen Euro. Kühne + Nagel bestätigte, dass die Ermittlungen noch andauern und das Unternehmen eine Zusammenarbeit mit den Behörden beabsichtigt. Auch im Fall Iperal belief sich die Beschlagnahmung auf rund 16,5 Millionen Euro. Die Beschlagnahmung muss innerhalb von zehn Tagen durch den Ermittlungsrichter bestätigt werden.
Zusätzlich zur Beschlagnahmung wurde der Präsident von Iperal sowie der Leiter der italienischen Niederlassung von Kühne + Nagel ins Verdächtigenregister aufgenommen. Beide Unternehmen drohen Konsequenzen nach dem Verwaltungshaftungsgesetz.