Mikro-Distributionszentren als Knotenpunkte für die Lieferkette von morgen

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Zunehmende Paketmengen, komplexere Logistik und ein steigendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit erfordern engmaschigere Distributionsnetze. Die Lösung bieten flexible, urbane und automatisierte Mikro-Distributionszentren. Aufbau und Betrieb solcher Hubs stellen Logistikimmobilienentwickler wie P3 Logistic Parks jedoch vor einige Herausforderungen.

Die Versorgung mit Waren ist für die Lebensfähigkeit einer Stadt, ihrer Bewohner und Unternehmen unverzichtbar. Gleichzeitig steigt aufgrund veränderter Konsumbedürfnisse und durch den Boom des Onlinehandels die Anzahl der Paketlieferungen rasant. Von 2000 bis 2018 verdoppelte sich die Menge auf 3,4 Milliarden Lieferungen. In den nächsten drei Jahren könnte das Paketaufkommen um eine weitere Milliarde Sendungen steigen.[1] Dazu kommt, dass mittlerweile die Mehrzahl der Konsumenten ihre Lieferungen nach Hause bestellt und eine schnellstmögliche Zustellung erwartet.

Schnelle und zuverlässige Lieferungen

Um die Kundenzufriedenheit unter diesen Umständen weiterhin gewährleisten zu können, sind äußerst intelligente und komplexe Logistikprozesse gefragt. Mit dem erwarteten Lieferkomfort gehen vor allem in den Städten zunehmende Verkehrsdichte, Mangel an Logistikflächen, Lärm und Umweltbelastungen einher. Eine vielversprechende Antwort auf diese Entwicklungen ist das Konzept des Mikro-Depots, das effizientere, schnellere und umweltfreundlichere Lieferketten ermöglicht.

Die Logistikstrategie des Mikro-Fulfillment rückt Waren näher an den Endverbraucher und beschleunigt somit die Auslieferung auf der letzten Meile. Hierbei transportieren Lkws die Pakte von regionalen Warendepots außerhalb des Stadtgebiets zu den Mikro-Distributionszentren an oder in den Städten. Von diesen Zwischenlagern gehen die Sendungen direkt zum Zustellort. Die Mikro-Depots nehmen dabei die Funktion zusätzlicher Knotenpunkte ein, die das Logistiknetz verdichten, wodurch sich die Lieferwege auf der letzten Meile verkürzen. Die Folgen sind weniger Verkehr sowie schnellere und zuverlässigere Lieferungen.

Flexible und umweltbewusste Zustellungen

Aufgrund der verringerten Entfernung zu den Zielorten ermöglichen Mikro-Depots vielfältige Paketzustellungen. Üblich sind umweltfreundliche Lieferdienste mit Lastenfahrrädern und zu Fuß mit Sackkarren. In wenigen Jahren könnten robotisierte Fahrzeuge oder Transportdrohnen diese Beförderungsmöglichkeiten ergänzen. Gerade Fahrräder sind ein besonders wendiges und platzsparendes Transportmittel im Innenstadtverkehr, das außerdem keine Schadstoff- oder Lärmemissionen erzeugt. Neben der Funktion als Lager können Unternehmen Mikro-Depots auch als direkte Abhol- oder Rückgabestation für Kunden nutzen.

Mikro-Depots in Kombination mit kleinen und flexiblen Fahrzeugen eignen sich vor allem in städtischen Gebieten mit dichter Besiedelung, engen Straßen und einer geringen Anzahl von Paketen pro Stopp. Kleine und leichte Pakete mit geringem Ladevolumen sind hierbei vorteilhaft. Geeignete Räume für Mikro-Depots können geschlossene Geschäfte, Büroflächen oder kaum genutzte Parkhäuser sein. So lässt sich Logistik harmonischer in das städtische Erscheinungsbild integrieren. Auch mobile Mikro-Depots, etwa in Form von geparkten Lkws oder Anhängern, könnten künftig vermehrt zum Einsatz kommen.

Der erste erfolgreiche Test des Mikro-Depot-Konzepts mit Lastenfahrrädern in Deutschland findet in Hamburg statt. Im Jahr 2015 initiierte die Hansestadt ein Modellvorhaben, bei dem an vier zentralen Standorten in der Innenstadt Hubs in Form von Containern aufgestellt wurden. Das Projekt zeichnete sich durch positive Effekte auf Verkehr und Umwelt aus. Ein weiteres Beispiel finden wir in Paris, wo modifizierte Lkws als mobile Mikro-Hubs und sogenannte Logistik-Hotels zum Einsatz kommen, bei dem städtische Immobilienentwickler Logistik-Fläche temporär bereitstellen können. In Amsterdam fördert zudem das CityLab-Projekt sieben Micro-Hubs mit über 50 E-Lastenrädern.[2]

Fazit

Anders als Logistik-Zeppeline, unterirdische Transportsysteme oder Unter-Wasser-Lagerungen bieten Mikro-Depots kurzfristig umsetzbare Lösungen für eine smartere Lieferkette. Praxiseinsätze in verschiedenen Städten zeigen, dass die kleinen Hubs ein wertvolles Konzept für immer anspruchsvollere Marktbedingungen bieten. Mikro-Distributionszentren ermöglichen nicht nur einen schnelleren und verlässlicheren, sondern auch einen umweltfreundlicheren und flexibleren Transport. Die Devise für die urbane Logistik könnte daher lauten: schrumpfen, um zu wachsen.


[1] Bundesverband Paket und Expresslogistik e. V. (BIEK), 2019, Mikro-Depots – Ein Plus für die Städte

[2] https://www.hdb-hamburg.de/fileadmin/user_upload/Micro-Hubs/20200205_Report_Micro-Hubs_final_gekuerzt.pdf


Foto: Mikro-Hubs des städtischen Immobilienentwicklers „Sogaris“ in Paris [Quelle: SBB Cargo]

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