Ab heute, den 29. Mai ist der freie Verkauf von Kraftstoffen der Diesel-Norm DIN EN 15940 („XTL“-Kraftstoffe) rechtlich zulässig. Darunter fallen etwa nachhaltige Dieselreinkraftstoffe wie:
- HVO100, welche aus biogenen Rest- und Abfallstoffen gewonnen werden, sowie grünstrombasierter synthetischer E-Diesel.
- Diesel B10 mit bis zu zehn Prozent Biodieselanteil, der ebenfalls zu großen Teilen aus Abfall- und Reststoffen besteht. Bislang sind es maximal sieben Prozent (B7).
Mit diesem letzten formalen Schritt endet in Deutschland eine jahrelange politische Diskussion um die Zulassung solcher Kraftstoffe und es wird erstmals Rechtssicherheit für Hersteller, Händler und Kunden bei Vertrieb und Verwendung von HVO100 geschaffen.
Gleichzeitig ist die Zulassung synthetischer Dieselreinkraftstoffe nach DIN EN 15940 für den freien Verkauf ein positives Signal für Investoren und Hersteller von grünstrombasiertem E-Diesel, der perspektivisch ebenfalls wichtige Beiträge bei der CO2-Emissionsminderung im Straßenverkehr leisten kann.
Uniti, der Bundesverband Energie Mittelstand, begrüßt den Verkaufsstart und sieht die Fahrzeughersteller gefordert, zügig XTL-Freigaben für weitere Modelle zu erteilen.
Die neuen Kraftstoffe ermöglichen es, die CO2-Emissionen von Fahrzeugen mit Dieselantrieb drastisch zu reduzieren. Deutschland ist in Europa ein Nachzügler, in anderen EU-Staaten ist HVO100 bereits Teil des normalen Kraftstoffangebots“, so Elmar Kühn Hauptgeschäftsführer des UNITI Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen e.V. .
Der Automobilclub ADAC weist darauf hin, dass nur Fahrzeuge mit HVO100 betankt werden sollten, die dafür freigegeben sind. Man erkennt die Freigabe in der Regel am „XTL“-Symbol im Tankdeckel. Die drei Buchstabenstaben stehen für einen Rohstoff „X“ der in einen flüssigen Energieträger („L“ wie Liquid) umgewandelt (to) wird. XTL und B10 sind mit herkömmlichem Diesel problemlos mischbar, betont der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe.
Für ältere Modelle sind Freigabelisten unter anderem beim ADAC abrufbar. Falls für ein Fahrzeug keine Freigabe vorliegt, heißt das im Umkehrschluss laut UNITI nicht zwingend, dass es die neuen Kraftstoffe nicht verträgt. Hersteller scheuten schlicht oft aus Kostengründen nachträgliche Freigabetests für Fahrzeugmodelle, die nicht mehr als Neuwagen vertrieben werden.
Anpassung der Energiesteuer würde Absatz anreizen
Um einen zusätzlichen Anreiz für Endverbraucher und Gewerbekunden zu schaffen, zu den neuen klimaschonenden XTL-Kraftstoffen zu greifen, sollte aus Sicht des Verbandes UNITI die Energiesteuer auf Kraftstoffe zukünftig rein CO2-basiert ausgestaltet werden. So sei HVO100-Diesel zwar von der CO2-Abgabe befreit, allerdings greife derselbe Energiesteuersatz wie für fossilen Diesel.
Mit einer Anpassung der Energiesteuer würden nicht nur mögliche Nachteile in der Preisbildung von XTL-Kraftstoffen ausgeglichen, die in der Herstellung etwas teurer sind als herkömmlicher Diesel, sondern ein solcher Schritt wäre vor allem auch klimapolitisch sinnvoll“, so Elmar Kühn.
Wo kann man die neuen Kraftstoffe tanken?
In Europa ist HVO100-Diesel bereits an rund 3.000 Tankstellen erhältlich. Ab heute werden auch mehrere hundert Tankstellen in Deutschland den klimaschonenden Diesel anbieten. Eine Umfrage der Berliner Morgenpost ergab ein verhaltenes Bild:
Aral, könne bislang keine Angaben darüber machen, wann und wo HVO 100 erhältlich sei. Ähnlich heißt es auch vonseiten Esso und Alimentation Couche-Tard, die die Total-Tankstellen betreiben. Bei Jet sei die Einführung wegen logistischer Herausforderung derzeit nicht geplant. Shell plant den Verkauf an Geschäftskunden. Avia starte an einigen wenigen Standorten mit dem Verkauf, möchte aber zeitnah auf 30 Standorte erweitern”.
In diesem Kontext hat eFuelsNow e.V. eine HVO-Tankstellenkarte entwickelt, die einen aktuellen Überblick über Tankstellen mit HVO-Diesel bietet und zeigt, dass man mit dem HVO betankten Diesel heute schon 90 Prozent klimaneutral vom Nordkap bis Sizilien fahren kann.
Quelle: „HVO100 goes Germany“ ist eine Kampagne vom Automobilclub Mobil in Deutschland e.V.
Was bedeutet die Zulassung von HVO100 in Deutschland?
Auf diese und weitere Fragen zu HVO100 antwortet RA Elmar Kühn, Hauptgeschäftsführer des UNITI Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen e.V. in unserem Gastbeitrag.