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Österreich: Blockchain Initiative Logistik (BIL) will Frachtdokumente digitalisieren

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19.07.2019

Die Blockchain wird als Zukunftstechnologie in vielen Branchen zu einem nachhaltigen Wandel führen. Gerade im Bereich Transport, Logistik und Supply Chain besteht großes Potenzial für neue Geschäftsmodelle. Der Logistikgigant MAERSK zeigt es vor und wickelt bereits 800 Schiffe logistisch und versicherungstechnisch über die Blockchain ab. Um die Potenziale der Blockchain für die österreichische Logistikbranche zu nützen, startet die Prüfungs- und Beratungsorganisation EY gemeinsam mit den Transportunternehmen DB Schenker, LKW Walter und GS1 Austria, dem EDI-Dienstleister EDITEL Austria, der Bundesvereinigung Logistik Österreich (BVL) und der WU Wien ein Pilotprojekt: Mit der gemeinsam gegründeten Blockchain Initiative Logistik soll die erste Branchenlösung für Transport und Logistik auf der Blockchain entwickelt werden. Die Pilotphase läuft bis Dezember 2019, neue Partner können noch einsteigen.

Der erste konkrete Anwendungsfall ist die Digitalisierung von Dokumenten wie Frachtbriefen (CMR). Dadurch können jährlich rund 75 Millionen Prozesse österreichischer Logistiker automatisiert werden. Zudem können bis zu zwölf Millionen Blätter Papier eingespart werden: Frachtdokumente sind meist papierbasiert und deren Handhabung und Übergabe erfolgt daher oft unkontrolliert.

Die Blockchain birgt für alle Branchen, speziell jene mit vielen standardisierten Prozessen wie Transport und Logistik, enormes Potenzial – wenn man die Technologie richtig einsetzt. Wir freuen uns sehr, im Rahmen der Blockchain Initiative Logistik gemeinsam mit renommierten Partnern diese Potenziale auszuloten. In diesem Pilotprojekt wollen wir Frachtdokumente mittels Blockchain digitalisieren und damit die Verfügbarkeit, den Zugriff und die Weiterverarbeitung der Dokumente zu jedem Zeitpunkt transparent und sicher für alle Prozessteilnehmer aufsetzen, so Michael Schramm, Leiter des EY Blockchain Kompetenzzentrums im deutschsprachigen Raum.

Bei der Umsetzung des Projekts wird auch der neue internationale Standard für den elektronischen Frachtbrief „e-CMR“, welcher noch nicht in allen Ländern ratifiziert ist, berücksichtigt.

Blockchain Kompetenzzentrum von EY leitet das Pilotprojekt

Nach zwei erfolgreichen Projekten gemeinsam mit der Stadt Wien für die Implementierung von Blockchain in der öffentlichen Verwaltung, die international viel Aufmerksamkeit bekommen haben, startet das Blockchain Kompetenzzentrum von EY mit Sitz in Wien das nächste Pilotprojekt.

Wir wollen gemeinsam mit den Partnern der Blockchain Initiative Logistik nichts weniger erreichen als die Revolution der Logistik-Branche. Wir wollen eine neutrale Plattform auf Basis der Blockchain-Technologie schaffen, wo die Frachtdokumente für alle Beteiligten nachvollziehbar einzusehen sind. Aufgrund des breiten Know-hows, das in der Initiative gebündelt ist und durch neue Partner laufend angereichert wird, sind wir sehr optimistisch, diese Vision auch Realität werden zu lassen, so Schramm.

DB Schenker, LKW Walter, GS1 Austria, EDITEL Austria, BVL und WU machen mit

Bereits zum Start des Pilotprojekts beteiligen sich die renommierten Partner DB Schenker, LKW Walter, GS1 Austria, EDITEL Austria, BVL und die Wirtschaftsuniversität Wien an der Blockchain Initiative Logistik. Weitere Unternehmen und Institutionen können auch nach dem Startschuss jederzeit einsteigen.

Wir treiben Digitalisierungsinitiativen im Logistikbereich intensiv voran, um unseren Kunden damit noch effizientere Lösungen anbieten zu können. Dabei wollen wir aber nicht nur auf Trends reagieren, sondern aktiv am Prozess teilnehmen und neue Standards setzen. Blockchain-Technologien bieten gerade für die Logistik enorme Potenziale. Wir beschäftigen uns bereits seit einiger Zeit mit deren Einsatz und tauschen uns intensiv mit unseren Projektpartnern der Blockchain Initiative Logistik aus, um gemeinsam die Anwendungen von Blockchain-Technologien weiter zu entwickeln, freut sich Alexander Winter, Vorstandsvorsitzender von DB Schenker in Österreich und Südosteuropa.

Auch LKW Walter war von Anfang an von der Initiative überzeugt.

Da sich unsere Geschäftspartner auf LKW Walter als Marktführer und kompetenten Ansprechpartner auch im Bereich Innovation verlassen, wollen wir diese Erwartungshaltung natürlich erfüllen. Durch den Forschungsgedanken des Innovationsteams sind wir ständig dabei, neue Technologien zu testen und deren Relevanz für uns und unsere Partner zu evaluieren, so Matthias Leibetseder, Innovationsmanager bei LKW Walter.

Auch GS1 Austria Geschäftsführer Gregor Herzog ist überzeugt, „dass diese Technologie zur Speicherung von Daten auch disruptives Potenzial für Logistik und Supply Chain Management hat. Die damit einhergehenden Entwicklungen sind daher äußerst relevant für GS1 Austria als Datendrehscheibe und wir freuen uns, dazu einen Beitrag leisten zu dürfen.“

Als stärkstes Logistiker-Netzwerk Österreichs ist auch der Bundesverband Logistik (BVL) als Know-how-Geber und Multiplikator dabei.

Gerade in der Logistik ist die Digitalisierung der Prozesse eines der zentralen Erfolgskriterien und bereits seit vielen Jahren im Laufen. Die Idee, Blockchain-Technologie und den e-CMR zu kombinieren, ist genau der richtige Schritt: Betriebliche Anforderungen und neue technologische Möglichkeiten werden zu einer Standardanwendung kombiniert, die auch international funktionieren wird, sagt Gerald Gregori, Vizepräsident des BVL Österreich und seit Jahren als Berater in der Logistikbranche aktiv, abschließend.

Foto: Pixabay

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