Rund 20 Prozent innerhalb einer Woche! Das treibt die Frachtraten für Container in die Höhe

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Allein in der letzten Woche sind die Frachtraten für Container in der Seefracht für die meisten Strecken von China nach Europa und Nordamerika um rund 20 Prozent gestiegen.  Dies ist auch auf die  Blockade des Suezkanals von vor über einem Monat zurückzuführen.

Der World Container Index ist im Vergleich zur Vorwoche um 10 Prozent gestiegen.  Zwar verlangsamte sich das Wachstum  nach einem  rasanten Anstieg im Herbst 2020 und im Februar dieses Jahres nach dem chinesischen Neujahrsfest ein wenig und verzeichnete sogar einen leichten Rückgang, doch letzte Woche wurde der Trend umgekehrt. Rekordwerte wurden vor allem auf den Routen zu den Mittelmeerhäfen (Shanghai-Genua) verzeichnet.

In den USA explodieren die Container-Frachtenraten

Das ist aber nichts im Vergleich zu dem, was auf den Routen von China zu den Häfen in den USA los ist. Auf der Strecke nach Los Angeles stieg der Index im Vergleich zur Vorwoche um 18 Prozent und erreichte 5211 US-Dollar. Das sind tausend Dollar mehr als am 22. April. Auf den Strecken Richtung New York war der Anstieg weniger beeindruckend.  Die Container-Raten sind um 11 Prozent von  6329 US-Dollar auf 7007 US-Dollar gestiegen.

In den letzten Wochen kam es auch im Hafen von Los Angeles und im benachbarten Long Beach zu regelmäßigen Staus. Sogar bis zu 40 Containerschiffe warteten auf den Anlauf in den Hafen.  Ähnliche Probleme wurden an der Westküste in Oakland verzeichnet. Die Engpässe sind auf die anhaltend hohe Nachfrage der Verbraucher aus den USA zurückzuführen, die durch das vom US-Präsidenten eingeführte Konjunkturpaket verstärkt wurde.

Folgen der Suezkanal-Blockade sind erst jetzt sichtbar

Der Anstieg der Container-Frachtraten an den Hauptexportzielen  ist auch auf die Suezkanal-Blockade zurückzuführen.  Analysten von Sea-Intelligence haben damals schon darauf hingewiesen, dass asiatische Häfen die Folgen erst Mitte Mai spüren werden.  Derzeit kommen in Fernost Schiffe aus Europa mit leeren Containern an, die eigentlich schon vor einigen Wochen in China eintreffen und bereits auf dem Rückweg nach Europa oder in die USA sein sollten.

Darüber hinaus prognostizieren Analysten für die letzte Maiwoche einen Rückgang von Transportkapazitäten in asiatischen Häfen um etwa 24 Prozent, was die Lieferketten sogar für die nächsten drei Monate negativ beeinträchtigen könnte.

Zusätzliche Container sind keine Lösung

Logistikunternehmen versuchen, dem Problem vorzubeugen, indem sie zusätzliche Container bestellen. Der niederländische Betreiber Samskip hat in letzter Zeit 1000 Stück bestellt. Das wird aber nichts bringen.

Laut dem Portal Freightwaves sind allein drei chinesische Unternehmen für 80 Prozent der Weltproduktion von Containern zuständig. In diesem Jahr wollen sie ihre Produktion um 6 bis 8 Prozent steigern. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Vor der Pandemie war die Containerproduktion auf einem so niedrigem Niveau, dass nicht einmal gebrauchte Container durch neue ersetzt werden konnten.  Der Anstieg der Produktion nach dem Ausbruch deckt gerade mal den Bedarf aus den Vorjahren.

Ratenrückgang nicht vor 2022

Simon Heaney, Analyst bei Drewry, prognostiziert, dass die Frachtraten auf globalen Strecken im Jahr 2021 um durchschnittlich 23 Prozent steigen werden, wobei der Anstieg auf Hauptrichtungen viel höher sein werden.

Heaney hat keine guten Nachrichten für Importeure. Die Frachtraten werden fallen, aber erst im nächsten Jahr.

Wir erwarten, dass die Durchschnittsraten um etwa 9 Prozent fallen werden, wird Heaney vom Portal Theloadstar.com zitiert.

Der Analyst weist aber gleichzeitig auf eine andere Sache hin, die in einigen Jahren Probleme verursachen könnte. Viele Betreiber bestellen im Übermaß Containerschiffe. Drewry hat dieses Jahr bereits 170 solcher Bestellungen gezählt. Für Heaney ist dieser Trend unverständlich , zumal die Schiffe erst in etwa zwei Jahren in der Schifffahrt zum Einsatz kommen werden.

Sie werden nicht rechtzeitig da sein, um den aktuellen Boom zu monetarisieren, sie werden lediglich das Risiko eines Überangebots an Kapazitäten erhöhen, sagt der Experte Theloadstar gegenüber.

Zusammenarbeit:Natalia Jakubowska

Foto: Port of Los Angeles

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