Angesichts anhaltend hoher Verluste strukturiert die Schweizerische Bundesbahn (SBB) ihr Güterverkehrsangebot radikal um. Kernstück der Maßnahme ist der kombinierte Verkehr (KV) der auf das wirtschaftlich tragfähige Minimum reduziert wird. Acht der bisher zehn Terminals – Oensingen, Basel, Gossau, Widnau, Renens, St. Triphon, Cadenazzo und Lugano – werden aufgegeben.
Der Fokus liegt künftig auf dem Transitverkehr durch die Schweizer Alpen, konkret auf der Verbindung zwischen Dietikon und Stabio, die bis 2026 als Pilotprojekt im Rahmen des Programms «Suisse Cargo Logistics» ausgebaut wird.
Wie Alexander Muhm, Leiter von SBB Cargo, gegenüber der NZZ erklärt, sei das derzeitige Modell “zu teuer für kompetitive Preise”. Der Umsatz im kombinierten Verkehr betrug 2024 lediglich 18 Millionen Franken – bei einem Verlust von rund 12 Millionen. Das Verhältnis sei, so Muhm, nicht tragbar. Das Gütersegment von SBB Cargo Schweiz insgesamt verzeichnete im gleichen Jahr ein Defizit von 76 Millionen Franken.
Die Neuausrichtung der SBB Cargo Schweiz hat auch Auswirkungen auf das Personal. 65 Vollzeitstellen im operativen Bereich werden bis Ende 2025 abgebaut – hauptsächlich im Tessin, heißt es in der offiziellen Mitteilung des Unternehmens.
Rückzug aus der Fläche – Fokus auf die Alpenroute
Die Schließung der Terminals bedeutet einen weitgehenden Rückzug der SBB aus dem inneralpinen KV. Lediglich rund 70 LKW-Fahrten pro Tag waren bislang an den acht betroffenen Standorten beteiligt – die Infrastruktur galt als überdimensioniert. Der Umschlag von LKW auf die Bahn kann künftig noch über private Anbieter erfolgen.
Im Transitverkehr hingegen bleibt die Bahn konkurrenzfähig. Auf der Nord-Süd-Achse sollen weiterhin Güterzüge verkehren, täglich zwei in jede Richtung. Mittelfristig, so das Unternehmen, sei auch auf der Ost-West-Achse eine Wiedereröffnung mancher Terminals denkbar – vorausgesetzt, die Infrastruktur werde ausgebaut und die Nachfrage ziehe an.
Es ist auch denkbar, dass wir den kombinierten Verkehr komplett einstellen, so Muhm.
Eine zusätzliche Belastung sei die schwache Konjunktur – in der Schweiz, aber vor allem im Nachbarland Deutschland. Sie lässt die Frachtmengen sinken. Schon vergangenes Jahr ging die Gütermenge von SBB Cargo um knapp 5 Prozent zurück.
Anfang Mai wies der Logistiker Hupac auf die schrumpfenden Umfänge auch beim Transit auf der Nord-Süd-Achse hin. Der Transit leidet zusätzlich unter den Infrastrukturproblemen in Deutschland, was auch einer der Gründe für die RAlpin AG – einem Gemeinschaftsunternehmen von SBB, BLS und Hupac – war, den Betrieb der Rollenden Landstraße (RoLa) zwischen Deutschland und Italien einzustellen.
Ein weiteres Kapitel der Schweizer Bahnlogistik geht zu Ende
Die RAlpin AG stellt den Betrieb der Rollenden Landstraße (RoLa) auf der Strecke Freiburg im Breisgau – Novara bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember 2025 ein.
Trotz einer Auslastung von 80 Prozent erwies sich die RoLa zuletzt als nicht mehr tragfähig. Baustellen auf der Strecke führten zu massiven Ausfällen und Planungsunsicherheit. 2024 fielen rund 10 Prozent der Züge aus, im ersten Quartal 2025 sank die Zahl der Fahrten im Jahresvergleich um 20 Prozent. Das Betriebsergebnis 2024 lag bei minus 2,2 Millionen Franken.