Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2025 stellt die RAlpin AG den Betrieb der Rollenden Landstraße (RoLa) auf der Strecke zwischen Freiburg im Breisgau (Deutschland) und Novara (Italien) ein. Damit endet in der Schweiz ein zentrales Kapitel des begleiteten Kombinierten Verkehrs – früher als ursprünglich vorgesehen.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Jahren so stark verschlechtert, dass ein Weiterbetrieb trotz staatlicher Unterstützung nicht mehr tragbar sei, erklärt der Betreiber.
Was ist die RoLa?
Die Rollende Landstraße ist eine Form des begleiteten Kombinierten Verkehrs, bei der komplette Lastwagen – also Zugmaschine mit Sattelauflieger – auf Niederflurwaggons verladen werden. Die Chauffeure begleiten ihre Fahrzeuge in einem eigenen Personenwagen. Dieses System, das in den späten 1960er-Jahren eingeführt wurde, sollte vor allem den alpenquerenden Transitverkehr von der Straße auf die Schiene verlagern, um Umwelt und Infrastruktur zu entlasten.
RAlpin, ein Gemeinschaftsunternehmen der SBB, BLS und Hupac, betreibt die RoLa seit 2001 als Übergangslösung. Die Strecke zwischen Freiburg i. Br. und Novara wurde dabei gezielt ausgewählt, um den Nord-Süd-Korridor effizient zu bedienen – insbesondere bis zur Fertigstellung der NEAT, der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale, die nun leistungsfähigere Optionen für den unbegleiteten Kombinierten Verkehr bietet.
Gründe für die Einstellung
Obwohl die RoLa eine Auslastung von rund 80 Prozent verzeichnete, führten zahlreiche Zugausfälle infolge geplanter und kurzfristiger Baustellen zu erheblichen finanziellen Verlusten. Bereits 2024 fielen rund 10 Prozent der Züge aus, das Betriebsergebnis lag bei minus 2,2 Millionen Franken. Im ersten Quartal 2025 verschärfte sich die Situation: Die Zahl der gefahrenen Züge sank im Vergleich zum Vorjahr um rund 20 Prozent – von 1.018 auf nur noch 794.
Diese Entwicklung ist laut RAlpin symptomatisch für den gesamten alpenquerenden Schienengüterverkehr, der unter der mangelnden Zuverlässigkeit der Infrastruktur leidet. Insbesondere kurzfristige Bauankündigungen in Deutschland erschwerten die betriebliche Planung massiv.
Zwar hatte das eidgenössische Parlament 2023 beschlossen, die Förderung der RoLa letztmalig bis 2028 zu verlängern, doch unter den aktuellen Bedingungen sei ein wirtschaftlicher Betrieb bis dahin nicht mehr realistisch. In Absprache mit dem Bundesamt für Verkehr (BAV) erfolgt daher die Einstellung bereits Ende 2025.
Auswirkungen auf den Güterverkehr
Die RoLa transportierte zuletzt jährlich rund 72.000 Lastwagen durch die Alpen, was etwa 7 Prozent des alpenquerenden Kombinierten Verkehrs in der Schweiz entspricht. Künftig sollen diese Transporte möglichst in den unbegleiteten Kombinierten Verkehr überführt werden – also ohne Chauffeur und Zugmaschine, nur mit Sattelauflieger oder Container. Die Umstellung auf kranbare Sattelauflieger und moderne Umschlagtechniken ist jedoch nicht sofort flächendeckend möglich, sodass eine temporäre Rückverlagerung einzelner Transporte auf die Straße wahrscheinlich ist.
Um dem entgegenzuwirken, plant das BAV, verbliebene Fördermittel in alternative Verlagerungsmaßnahmen zu investieren – etwa durch gezielte Unterstützung für Containerverkehre oder durch niedrigere Trassenpreise im Transitverkehr.
Kritik und Ausblick
Der Umweltverband Pro Alps sowie die Gewerkschaft SEV äußerten deutliche Kritik an der frühzeitigen Einstellung. Sie warnen vor einer neuen „Lastwagenflut“ auf den Transitrouten und verweisen auf klimapolitische sowie sozialpolitische Risiken.
Ihre vorzeitige Einstellung bedeutet eine massive Rückverlagerung des Güterverkehrs auf die Straße und damit einen erheblichen Rückschritt in der Klimapolitik. Das führt zu mehr Stau auf den Straßen, höheren CO₂-Emissionen, mehr Lärm und zusätzlicher Belastung für Mensch und Umwelt. Stoßend ist, dass mit den Unternehmen BLS und SBB die zentralen Akteure, welche mit der Umsetzung der Verlagerungspolitik vom Bund beauftragt sind, diese Entscheidung mitverantworten. Denn beide Unternehmen sind mit je rund 30 Prozent am Aktionariat der RAlpin AG beteiligt”, heißt es in der Stellungnahme der Gewerkschaft SEV.
Mit dem Aus der RoLa in der Schweiz bleibt in Europa nur noch eine vergleichbare Verbindung bestehen – die RoLa der Rail Cargo Group über den Brenner (Wörgl–Trento, Brenner–Wörgl und Wels–Maribor).

Rollende Landstraße in Österreich, Quelle: BMK
Trotz des Rückschlags bleibt das Ziel bestehen, den alpenquerenden Güterverkehr möglichst auf der Schiene abzuwickeln. Die RAlpin AG geht davon aus, dass sich die Rahmenbedingungen für den kombinierten Verkehr in den kommenden Jahren verbessern werden.
Dies könnte neue tragfähige Lösungen ermöglichen, um das Ziel der Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene zu erreichen”.
Allerdings betont das Unternehmen, dass hierfür weiterhin begleitende Maßnahmen seitens der Politik erforderlich seien. Es sei wichtig, die in den letzten 25 Jahren unternommenen Anstrengungen zur erfolgreichen Verlagerung des alpenquerenden Verkehrs durch die Schweiz langfristig abzusichern.