Vom 1. Januar 2025 bis zur Fertigstellung der neuen Brücke wird die Luegbrücke an den meisten Tagen nur einspurig befahrbar sein. In Richtung Süden wird die Brücke an 170 Tagen im Jahr und in Richtung Norden an 160 Tagen im Jahr zweispurig befahrbar sein.
Die am 4. November von der italienischen Handelskammer Bozen vorgelegte Studie betrifft die geplante Einspurigkeit auf der Luegbrücke ab 2025 und deren Folgen, die zwei Szenarien präsentiert, darunter “Worst Case”. Die Studie wurde von Uniontrasporti erarbeitet, einer In-House-Gesellschaft der italienischen Handelskammern, die sich mit Verkehrs- und Infrastrukturfragen auseinandersetzt. Basis für die Erarbeitung waren die von der Asfinag bereits angekündigten Kapazitätsbeschränkungen. Die beiden Szenarien wurden mit dem aktuellen Verkehrsaufkommen, das bereits durch die Tiroler Fahrverbote beeinträchtigt ist, verglichen.
Verluste zwischen 174 und 600 Millionen Euro
- Szenario A – aktueller Plan
Das Szenario A entspricht dem aktuellen Plan für die kommenden Jahre bei einer Kapazitätsreduzierung um 50 Prozent d.h. eine Fahrspur pro Fahrtrichtung und in Zeiträumen mit großem Verkehrsaufkommen zwei Fahrspuren für den Leichtverkehr:
- 90 Prozent des Wirtschaftsverkehrs wird auf der Brennerautobahn bleiben.
- Die restlichen 10 Prozent des Wirtschaftsverkehrs würden auf den Gotthardpass, den San-Bernardino-Pass und Tarvis ausweichen.
- Anstieg des Schienengüterverkehrs um 4 Prozent.
- Leichtverkehr: 27 Prozent würden auf andere Routen ausweichen, bsp. B182 (die Brennerstraße von Innsbruck bis zum Brennerpass) oder über den Reschenpass, den San-Bernardino-Pass und Tarvis.
- Folgen sind „schwerwiegende Zeitverzögerungen und Mehrkosten“, die durch den größeren Zeitaufwand verursacht werden, der Studie zufolge auf 174 Millionen Euro pro Jahr belaufen, davon 93,5 Millionen Euro für den Güterverkehr.
- Szenario B – Vollsperrung “Worst Case”
Das Szenario B simuliert eine Totalsperre der Strecke mit gleichzeitigem Fahrverbot auf der Bundesstraße B182 (Brennerstraße) für LKW. Nach Angaben der Handelskammer könnte dies aufgrund des Fehlens eines Standstreifens und der Trennelemente zwischen den Fahrbahnen kommen. Die Ergebnisse zeigen:
- LKW-Verkehr würde wie folgt ausweichen: Großteil auf Tarvis, den Gotthardpass und den San-Bernardino-Pass und nur ein sehr kleiner Teil auf den Reschenpass. Was zur Folge massive Kostensteigerungen hat, hinsichtlich des Zeitaufwandes und der hohen Gebühren in der Schweiz.
- Eine Alternative wäre die Verlagerung auf die Schiene, jedoch sieht die Handelskammer hier Schwierigkeiten, da die Strecke bereits jetzt stark befahren ist.
- Die Kosten infolge des größeren Zeitaufwandes zur Erreichung des Zielortes würden laut Studie auf 640 Millionen Euro pro Jahr steigen, davon 327,3 Millionen Euro für den Güterverkehr.
“Wie es in der abschließenden Bewertung heißt, laufe der für den Außenhandel mit Europa wichtigste europäische Korridor Gefahr, aufgrund der Arbeiten an der Luegbrücke weiteren Einschränkungen ausgesetzt zu sein”, schreibt das Nachrichtenportal meinbezirk.at.
Diese werden zahlreiche Handelspartner dazu verleiten, sich nach anderen Lösungen und Partnern umzusehen und Verträge und Beziehungen zu italienischen Unternehmen zu beenden. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass diese auch nach Beendigung der Arbeiten nicht mehr zurückkehren werden.“
Forderungen der Italiener, um “Worst Case”-Szenario zu vermeiden
Um die Auswirkungen abzumildern, muss die Transitkapazität auf der Brenner-Achse gewährleistet werden. Daher fordert Südtirol in der jüngst vorgelegten Studie die Zulassung von LKW-Nachtfahrten und eine ganzjährige Zweispurigkeit in beiden Fahrtrichtungen, um ein Verkehrschaos auf dem Brenner zu vermeiden. Darüber hinaus muss der Verkehr vermehrt auf die Schiene verlagert werden.
Damit dies beim LKW-Verkehr gelingt, muss die ROLA bis nach Trient verlängert und zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten werden”, heißt es abschließend vonseiten der italienischen Handelskammer.