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Foto: Wikipedia/Vladimir Menkov

Brennertransit: Verbände warnen vor “Superstau” über mehrere Jahre

In sechs Monaten sollen die Sanierungsarbeiten an einer Brücke auf der Brennerroute begonnen werden, was zu einer Zerreißprobe für den Warenverkehr über die Alpen bedeuten könnte, warnen bayerische Verbände.

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Zum 1. Januar 2025 sind erforderliche Renovierungsarbeiten an der Luegbrücke auf der österreichischen A13 Richtung Brenner geplant. Der Landesverband Bayerischer Spediteure (LBS) und Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT) sowie die Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern mahnen vor einem Dauerstau aufgrund fehlender Alternativen.

Auch der Warentransport per Bahn sei keine Lösung, da “Angebote wie die Rollende Landstraße verfügen insgesamt nur über geringfügige Kapazitäten, gemessen am Transportvolumen auf dieser Route. „Gleiches gilt für den aktuellen Stand im unbegleiteten kombinierten Verkehr“, sagte Sabine Lehmann, die LBS-Geschäftsführerin. Wer diesen Weg nutzen kann, der nutze ihn schon jetzt.

Ein halbes Jahr vor Beginn der Baumaßnahmen, während der die Kapazitäten der Strecke dramatisch eingeschränkt sind, gibt es keine wirklich pragmatischen, grenzüberschreitenden und verlässlichen Lösungen für den absehbaren Dauerstau“, so Lehmann.

Engpass hat massive Auswirkungen

Aufgrund der dringenden Sanierung der Luegbrücke wird eine der europäischen Hauptverbindungen zwischen Nord und Süd, Teil des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-V), langfristig nur einspurig befahrbar sein.

Unsere Mitgliedsunternehmen können in diesem Fall keine Lösungen aus ihrem über Jahre gesammelten Erfahrungswissen ableiten. Eine vergleichbare Situation hat es hier noch nicht gegeben“, so Lehmann weiter.

Es sei eine Ansammlung negativer Faktoren, die sich zu einem „katastrophalen Szenario“ addiert, ergänzte Stephan Doppelhammer, der Hauptgeschäftsführer des LBS und weist auf die fehlenden Ausweichrouten hin.

Da ist zum einen die Dauer der Maßnahme. Die Arbeiten werden sich nicht über Wochen und Monate, sondern über Jahre* hinziehen. Ohne dass, zum anderen, belastbare Ausweichrouten zur Verfügung stehen.“ Sowohl die Strecke über die Tauern als auch über die Schweiz seien ebenfalls am Rande der Kapazität. „Das Gleiche gilt für Frankreich.“ Auch auf diesen Strecken gibt es Bau- und Sanierungsmaßnahmen – nicht nur geplante. „Hier darf nichts unvorhergesehenes mehr passieren.“

Spediteur erwartet Einschränkungen

Georg Dettendorfer, Unternehmer und Vorsitzender im Verkehrsausschuss der IHK München und Oberbayern, sieht angesichts dieser Ausgangslage und der erwarteten Einschränkungen auf der Luegbrücke „innerhalb unserer betrieblichen Möglichkeiten kaum einen Ansatzpunkt, wie wir Verkehre über den Brenner zuverlässig disponieren und durchführen können“. Dies gelte für alle Unternehmen der Branche –diesseits und jenseits des Alpenpasses.

Lösungsvorschläge der Verbände

Die Branchenverbände LBS und LBT stellen die Renovierungsmaßnahmen selbst nicht in Frage, doch brauche es aus Sicht der beiden Verbände „dringend und zeitnah eine ideologiefreie Verständigung darüber, wie vorhandene Hürden für die Dauer der Arbeiten beseitigt werden können“. Daher empfehlen die Verbände neben niedrigeren Tempolimits auch ein Aufheben des Nachtfahrverbots.

 

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