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Wie Seeverkehrsdaten in verwertbare Informationen über Lieferketten umgewandelt werden können

Die Seefrachtlogistik ist oft komplex, erfordert eine Zusammenarbeit mit mehreren Frachtführern sowie umfasst verschiedene Häfen und Zollbehörden in unterschiedlichen Ländern. Diese Komplexität macht es schwierig, die Sendungen in den verschiedenen Phasen des Versandprozesses genau zu verfolgen.

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Unzureichende Transparenz führt zu Verzögerungen, zusätzlichen Gebühren und unzufriedenen Kunden. Überdies verwenden Reedereien und andere Beteiligte oft unterschiedliche Systeme und Prozesse für die Sendungsverfolgung, was zusätzlich die gemeinsame Nutzung von Daten und die Bereitstellung eines umfassenden Überblicks über den Versandfortschritt erschwert. Dieses Geflecht von Übergaben und analogen Geschäftsprozessen kann zu blinden Flecken im internationalen Versand führen und Ihnen wertvolle Zeit, Geld und Ressourcen rauben.

Mögliche Lücken bei Ihrer Transparenz im Seeverkehr

Datensilos und multimodale Lücken

Allein die Tatsache, dass ein Verlader eine Visibility-Lösung implementiert, ist nicht gleichwertig mit Bereitstellung der entsprechenden Qualität, die erforderlich ist, um von der Transparenz voll profitieren zu können. Manche Visibility-Anbieter bieten die Verfolgung nur für einen Verkehrsträger an oder stellen kein Tracking für multimodale Transporte zur Verfügung. Und da ein präzises Bestandsmanagement wichtiger denn je ist, benötigen Verlader umfassende End-to-End-Lösungen, die Transparenz bis hinunter auf die Positions- und SKU-Ebene bieten. Sie brauchen detaillierte Informationen, um genau zu wissen, welche Waren rechtzeitig in Geschäften eintreffen bzw. welche nicht, insbesondere bei Werbeaktionen wie dem Schulanfang.

Unverwertbare Daten

Auch mehr Daten zu haben, bedeutet nicht, dass man besser positioniert ist. Bei den meisten Unternehmen erfolgt der Digitalisierungsprozess wie eine Reise. Digitale Daten können jedoch unvollständig, ungenau oder einfach veraltet sein. In so einem Fall ist es praktisch unmöglich, davon zu profitieren. Wenn Ihre Daten jedoch bereits in ein digitales Format umgewandelt wurden, können Sie erkennen, welche Quellen besser sind als andere und entsprechende Korrekturmaßnahmen ergreifen, um die Ursachen der eventuellen Probleme zu beseitigen.
Dieser Prozess ist die Grundlage dafür, dass nicht nur Frachtführer und Lieferanten, sondern auch gesamte Lieferketten bessere Leistungen erzielen. Eine solche Analyse ist von entscheidender Bedeutung, denn wenn man beginnt, in die Tiefe zu blicken, können interessante Anomalien festgestellt werden, wie z. B. Transportunternehmen A, das auf Route eins gut abschneidet, aber auf Route fünf schlechte Ergebnisse aufweist. Schließlich haben einige Carrier mehr Erfahrung mit bestimmten Strecken und Häfen als andere. Auch bei Spediteuren gibt es Leistungsunterschiede. Je nachdem, ob Ihre Anforderungen mit den Stärken oder Schwächen des jeweiligen Unternehmens übereinstimmen, kann eine Zusammenarbeit entweder Freude oder Probleme bereiten. Aus diesem Grund sollte Ihre Visibility-Plattform umfassende, konfigurierbare Analysen unter anderem nach solchen Kriterien wie Provider, Region, Route, Produkt, Abteilung bieten.


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Erhöhte Visibility, auch in Häfen und Terminals

Terminals sind für Verlader in der Regel ein schwarzes Loch für Daten. Dadurch weiß man nicht, wann eine Fracht die nächste Etappe ihrer Reise erreicht. Fortschrittliche Visibility-Plattformen mit Terminal-Intelligenz können Verladern einen tieferen Einblick in globale Terminals geben und alle Etappen der Reise zu einem Bild der internationalen Fracht verbinden. Einige Track-and-Trace-Lösungen nutzen nur eine Datenquelle, z. B. Websites der Reedereien. Das ist zwar ein guter Anfang, aber kein vollständiges Bild. Die besten Technologien basieren auf vielen Informationsquellen, darunter auch den Hafenterminals direkt. Dank erhöhter Transparenz können Verlader, BCOs und Spediteure Verweilzeiten, verpasste Umladungen sowie Strafen und Gebühren reduzieren.
Auch bei einer Frachtübergabe kann ein schwarzes Loch für Daten entstehen, was besonders besorgniserregend ist, weil dies zu Verzögerungen oder Engpässen führen kann. Da Verlader in der Regel mehr als einen Verkehrsträger für den Transport nutzen, ist eine fortschrittliche Visibility-Lösung, die alle Phasen einer Lieferkette innerhalb einer Plattform verbindet, ein Muss – unabhängig davon, ob man die Güter auf der Schiene, per Lkw, zu Wasser oder in der Luft befördert. Multimodale End-to-End-Visibility hilft, Probleme zu lösen, bevor sie sich in Ihrer Lieferkette verschärfen.

Die Vorteile von End-to-End-Insights

Management von Sonderfällen

Ein Schlüsselbereich bei der Bewältigung von Störungen in der Lieferkette ist das Management von Sonderfällen. Dank einer umfassenden Visibility-Plattform für den Seeverkehr können Verlader sehen, welche Container verspätet sind (oder werden), und entsprechend Prioritäten setzen, um die Auswirkungen von Verzögerungen auf die Kundenzufriedenheit und die Transportkosten zu reduzieren. Und da Supply-Chain-Manager regelmäßig mit Sonderfällen zu tun haben, ist es wichtig, dass Ihre Visibility-Plattform identifizieren kann, welche von diesen ausschlaggebende Bedeutung haben.

Benachrichtigungen und Warnungen können helfen, Sonderfälle zu erkennen, noch bevor sie auftreten. Manche Visibility-Plattformen bieten konfigurierbare Warnungen an, wenn sich Container den Last Free Days nähern, sodass Supply Chain Manager proaktiv reagieren können. Dank der Terminal-Visibility können Verlader überprüfen, ob Schiffe in einem Hafen festsitzen oder dort längere Zeit verbracht haben, Frachtübergaben verpassten oder ob weitere Sonderfälle möglich sind, um die Auswirkungen auf die Transportkosten und die gesamte Lieferkette zu minimieren.

Unnötige Bußgelder und Gebühren reduzieren

Dank einer umfassenden End-to-End-Abdeckung aller Verkehrsträger und Frachtübergaben können Echtzeit-Transparenzplattformen helfen, unnötige Demurrage- und Detention-Gebühren zu minimieren. Verlader können mithilfe von Dashboards und Analysen, Echtzeit-Benachrichtigungen und vorausschauenden ETAs Container, bei denen Gebühren anfallen, proaktiv priorisieren. Ein Beispiel dafür ist die patentierte Funktion Dynamic ETA, die auf dem riesigen Datennetzwerk von FourKites, KI-Algorithmen und maschinellem Lernen basiert.

Engpässe proaktiv vermeiden

Lieferketten sollten nicht statisch sein. Aufgrund der Probleme wie einem Anbieter, der seine Leistung nicht erbringt, Fachkräftemangel oder Materialengpässen sollten smarte Verlader ihre Lieferketten umstellen und entsprechend anpassen, um Ausfälle, Strafen und Verspätungen zu vermeiden. Dazu benötigen Verlader genaue Informationen, historische Daten und Analysetools, um die bisherigen Ergebnisse der wichtigsten Carrier, Strecken und Häfen in ihrem Netzwerk analysieren zu können. Dies hilft Verladern, Engpässe oder die von regelmäßigen Störungen betroffenen Bereiche zu erkennen. Sie sind auch in der Lage, Reedereien oder Häfen zu identifizieren, die dazu neigen, Demurrage- und Detention-Gebühren anzuhäufen, um darauf entsprechend reagieren zu können oder sie zu ersetzen und letztendlich Auswirkungen auf das Endergebnis zu verringern.


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Kunden glücklich machen

Es wäre bestimmt schlimm, wenn man bei einer Weihnachtsaktion mit leeren Regalen zu tun hätte, aber noch schlimmer ist das Risiko, dass die gewünschten Waren längere Zeit nicht verfügbar sein könnten. Der “Amazon-Effekt” hat dazu geführt, dass die Kunden immer höhere Erwartungen zu Lieferzeiten und Echtzeit-Benachrichtigungen haben. Zusätzlich zu den hohen Erwartungen bemerken Unternehmen auch einen Rückgang der Kundentreue, besonders wenn es zu anhaltenden Lieferengpässen kommt.
„Wenn ein Kunde in Ihr Geschäft geht und Ihr Produkt nicht vorrätig ist, wird er woanders hingehen, um es zu kaufen“, sagte Mark Delaney, VP of Industry Strategy, Retail & CPG bei FourKites. „So etwas wie Kundenloyalität gibt es dann nicht mehr.“
Um das Risiko unzufriedener Kunden zu senken und sicherzustellen, dass die Loyalität nicht weiter sinkt, können Einzelhändler, die Visibility im Seeverkehr einsetzen, Waren proaktiv verfolgen.

Reibungslose Seeschifffahrt

Die heutigen globalen Märkte erfordern einen effizienten, internationalen und zeitnahen Transport von Rohstoffen, Einzelteilen und Fertigwaren. Die Orchestrierung des Prozesses ist selbst bei Stabilität eine Herausforderung, aber Volatilität ist die Norm. Durch die Nutzung von Seeverkehrsdaten und deren Umwandlung in verwertbare Informationen über die Lieferkette können Sie jedoch wettbewerbsfähig bleiben, Störungen minimieren und die Kundenzufriedenheit steigern.

Es gibt zwar viele unterschiedliche Strategien und Instrumente zur Bewältigung dieser Probleme, aber einige Gemeinsamkeiten sind vorhanden:

• Genaue, zeitnahe und vollständige Informationen beim Erreichen von Meilensteinen
• Zuverlässige Verarbeitung der Informationen, die den richtigen Personen zur richtigen Zeit auf so eine Art und Weise zur Verfügung stehen, die es ihnen ermöglicht, geeignete Maßnahmen zu ergreifen
• Zusammenarbeit und Austausch von Informationen, sodass alle beteiligten Partner über aktuelle und genaue Informationen verfügen
• Umfassende Analysetools zur Identifizierung von Trends, Anomalien und dem Leistungsniveau jedes einzelnen Akteurs in der Lieferkette.

Da sich die Lieferketten weiterentwickeln und immer komplexer werden, ist die Nutzung fortschrittlicher Technologien und datengestützter Ansätze von entscheidender Bedeutung, um optimale Effizienz, Agilität und Widerstandsfähigkeit zu erreichen. Es kann entmutigend sein, sich darüber im Klaren zu sein, wo man anfangen soll, aber wenn Sie die Macht der Daten nutzen, um Ihre Lieferkettenleistung zu verbessern, wird Ihr Unternehmen an der Spitze der Branche bleiben.

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