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Spanische Transportbranche wird von Briefkastenfirmen geplagt

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Sogenannte Briefkastenfirmen werden nur mit dem Ziel gegründet, Gewinne aus den Lohnunterschieden zwischen den Mitgliedstaaten zu erzielen. Sie sind  eine große Gefahr für den fairen Wettbewerb und bieten zugleich die Möglichkeit, Mitarbeiter auszubeuten.

Die spanische Arbeitsinspektion hat im Strategieplan für die Jahre 2018-2020 eine Briefkastenfirma  als „ein Unternehmen mit Sitz in einem Land mit niedrigeren Beschäftigungskosten bei parallelem Bezug zu einem Land, in dem es tatsächlich seine Tätigkeit ausübt, das mit dem Vorsatz handelt, die Arbeitskosten zu senken. ” definiert. Die Arbeitsinspektion fügt hinzu, dass ein solches Unternehmen nicht in dem Land tätig ist, in dem es seine Niederlassung registriert hat, sondern Arbeitnehmer im Ausland beschäftigt, um somit Personalkosten zu reduzieren.

Briefkastenfirmen sind eine wahre Plage

Der spanische Gewerkschaftsbund Fenadismer appelliert seit Jahren an die Regierung, damit diese gegen Briefkastenfirmen vorgeht. Laut der Organisation haben die Aktivitäten großer Unternehmen, die ihren Sitz in „kostengünstigeren” osteuropäischen Ländern haben, sehr negative Auswirkungen auf den spanischen Transportsektor und besonders auch auf kleine Unternehmen.

Vor kurzem hat das Verkehrsministerium verstärkte Kontrollen in spanischen Unternehmen durchgeführt. Die Ergebnisse dieser waren alarmierend. Briefkastenfirmen, die von spanischen Unternehmen im Ausland, hauptsächlich in Osteuropa, gegründet wurden, erwirtschafteten 75 bis 90 Prozent des spanischen Umsatzes und wickelten fast den ganzen inländischen Transport in Spanien ab. Aufgrund einer Gesetzeslücke florieren diese Unternehmen nun  seit Jahren.

Infolge von verstärkten Appellen von inländischen Transportgewerkschaften versprach die Regierung letztendlich, an der Änderung dieser Vorschriften zu arbeiten, aber die Situation der Industrie verschlechtert sich immer kontinuierlich.

Der Chef des spanischen Transportverbandes CETM, Ovidio de la Roza, hat die Regierung explizit aufgefordert, auf die Krise in der Branche zu reagieren und hat Proteste angekündigt.

Wenn es notwendig ist, das Land zu lähmen, werden wir es tun – sagte Roza.

Roza warnt vor der schlechten Lage im Transportsektor, da „die Betriebskosten ständig steigen und die Preise fallen”. Der Grund dafür seien laut Roza eben Briefkastenfirmen.

Belgische Briefkastenfirmen.

Aber nicht nur Spanier tendieren zu unlauteren Praktiken. Die Möglichkeit eine Niederlassung in Osteuropa zu gründen nutzen unter anderem auch Belgier, Niederländer und Deutsche.
Im vergangenen Jahr hat die Polizei zusammen mit der Staatsanwaltschaft in Belgien eine Gang verhaftet, die als Briefkastenfirma agierte. Diese Unternehmen umgehen meistens die Gesetzesgebung, zahlen Sozialabgaben nicht und generieren somit ein Plus von 6 bis 7 Millionen Euro . In Belgien sind die Arbeitgeberkosten sehr hoch, so dass es nicht verwunderlich ist, dass der Firmensitz oft nach Osteuropa verlegt wird.

Briefkastenfirmen in anderen Ländern

Ähnlich handeln auch Unternehmen in den Niederlanden. Ein Beispiel dafür ist die Firma Rotra, die rumänische Fahrer für 288 Euro pro Monat angestellt hat, obwohl eigentlich der niederländische Mindestlohn fällig wäre. Gleiches gilt für die Firma Vos Transport, die 70 Prozent ihres Umsatzes in den Niederlanden generiert, aber Fahrer aus Rumänien und Litauen für rund 200 Euro pro Monat beschäftigt.

Foto:Trans.INFO

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