Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, war China mit einem Außenhandelsvolumen von 253,1 Milliarden Euro im Jahr 2023 im achten Jahr in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner, allerdings dicht gefolgt von den USA mit einem Handelsvolumen von 252,3 Milliarden Euro. In die Top 5 schafften es auch die Niederlande mit Exporten und Importen im Wert von zusammen 214,8 Milliarden Euro, Frankreich ( 185,6 Milliarden Euro Außenhandelsumsatz ) und Polen ( 169,7 Milliarden Euro Außenhandelsumsatz ).
Chinas Vorsprung schmilzt
Der Handel mit China hat sich im Jahr 2023 schlechter entwickelt als im Vorjahr. Der Wert der Warenimporte aus China nahm im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 19,2 Prozent auf 155,7 Milliarden Euro ab. Trotzdem konnte sich China als wichtigstes Lieferland Deutschlands bestätigen.
Der Wert der nach China exportierten Waren sank um 8,8 Prozent auf 97,3 Milliarden Euro. Das Handelsdefizit erreichte 58,4 Milliarden Euro und war damit das zweitgrößte Handelsdefizit mit China seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1950.
Die rückläufigen Zahlen im bilateralen Handel sind laut GTAI auf eine Vielzahl an politischen und wirtschaftlichen Aspekten zurückzuführen, vor allem weist die Gesellschaft jedoch darauf hin, dass sich die Strategie deutscher Unternehmen in Bezug auf den chinesischen Markt verändert hat und diese in letzter Zeit stärker auf Lokalisierung “in China für China” setzen.
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USA auf der Überholspur
Der Handel mit den USA legte im Jahr 2023 zu. Vor allem wächst seit 2015 kontinuierlich die Bedeutung des Landes als Exportziel für deutsche Waren. Im Jahr 2023 wurden in die Vereinigten Staaten Waren im Wert von 157,9 Milliarden Euro exportiert, was ein Plus von 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ausmacht. Importe aus den USA erreichten einen Wert von 94,4 Milliarden Euro, das waren ebenfalls 1,1 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Exportüberschuss betrug 63,5 Milliarden Euro (2022: 62,9 Milliarden Euro).
Die GTAI hat Anfang des Jahres vorsichtige Prognosen aufgestellt, dass wenn die gute Performance im bilateralen Handel fortgesetzt wird, die USA China als bedeutendsten Handelspartner Deutschland im Jahr 2024 ablösen könnten, allerdings hängt vieles vom Ausgang der Präsidentschaftswahlen und der daraus folgenden Handelspolitik ab.
Polen bleibt fünftwichtigster Handelspartner für Deutschland
Polen konnte sich auch im Jahr 2023 als fünftwichtigster Handelspartner für Deutschland behaupten.Der Handelsumsatz zwischen den beiden Ländern erreichte einen Wert von 169,7 Milliarden Euro, was einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Der Wert der Warenexporte sank um 3,8 Prozent auf 89,2 Milliarden Euro. Gleichzeitig stiegen die Importe aus Polen um 2,5 Prozent auf 80,4 Milliarden Euro.
Laut Dr. Lars Gutheil, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK Polen) in Warschau ist das leicht schwächelnde Handelsvolumen auf den wirtschaftlichen Abschwung vor allem in Deutschland zurückzuführen. Da Polen als Nearshoring-Ziel weiterhin unter dem deutschen Mittelstand beliebt bleibt, ist perspektivisch eine Steigerung der Produktion für den deutschen Markt möglich, was den Handelsumsatz wieder ankurbeln könnte.
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Russland verliert an Bedeutung
Die deutsch-russischen Handelsbeziehungen bleiben gedämpft. Das Außenhandelsvolumen sackte im Jahr 2023 um 75 Prozent auf 12,6 Milliarden Euro ab.Die Warenexporte nach Russland sanken gegenüber 2022 um 38,8 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro. Die Zahl der importierten Waren schrumpfte ebenfalls, und zwar um 90,0 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro (2022:36,4 Milliarden Euro). Bis in die zweite Jahreshälfte 2022 war Russland noch ein wichtiger Energielieferant für Deutschland, rutschte mittlerweile von Rang 14 auf Rang 46 ab.
Großbritannien profitiert vom Sondereffekt
Großbritannien schaffte es im Jahr 2023 wieder in die Top 10 der deutschen Handelspartner und belegte Platz neun mit einem Außenhandelsvolumen 115,1 Milliarden Euro.
Die GTAI kommentierte die positive Handelsbilanz, dass die Talsohle im deutsch-britischen Handel durchschritten sei, warnte jedoch vor vorzeitigem Enthusiasmus, da die starke Performance vor allem auf einen automobilen Sondereffekt zurückzuführen ist,der das Gesamtbild verzerrt. Wie die GTAI in Berufung auf Daten von Destatis beziffert, sind die deutschen PKW-Exporte nach Großbritannien zwar um 26,4 Prozent gestiegen, ohne Einbezug der Autoimporte ist der Güteraustausch um -4,3 Prozent geschrumpft.