Foto: MAN Truck & Bus

ATLAS-L4 Autonome LKW: Projekt ebnet Weg für Logistik der Zukunft

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Nach drei Jahren intensiver Entwicklungsarbeit ist es offiziell - autonom fahrende LKW sind realisierbar. MAN Truck & Bus und elf weitere Partner haben Pionierarbeit für die Logistik der Zukunft geleistet. Das Forschungsprojekt ATLAS-L4 markiert einen Meilenstein in der Umsetzung fahrerloser Transportlösungen im Hub-to-Hub-Verkehr.

Dieser Text wurde vollständig von einem Redakteur verfasst – basierend auf fachlichem Wissen, journalistischer Erfahrung und sorgfältiger Recherche. Künstliche Intelligenz kam dabei nicht zum Einsatz.

Mit dem erfolgreichen Abschluss des Forschungsprojekts ATLAS-L4 ist Deutschland der Vision vom fahrerlosen LKW im Straßenverkehr einen großen Schritt nähergekommen. Nach drei Jahren intensiver Entwicklungsarbeit präsentierte ein zwölfköpfiges Konsortium unter der Führung von MAN Truck & Bus nun die Ergebnisse. Der erste vollautonom fahrende LKW auf deutschen Autobahnen ist Realität – und soll zur Blaupause für die Logistik von morgen werden.

Drei Jahre Entwicklung, ein gemeinsames Ziel

ATLAS-L4 steht für „Automatisierter Transport zwischen Logistikzentren auf Schnellstraßen im Level 4“. Ziel war es, einen autonomen LKW für den Hub-to-Hub-Verkehr zu entwickeln – also für festgelegte Routen zwischen Logistikzentren. Möglich wurde das Projekt durch das deutsche Gesetz zum autonomen Fahren, das seit 2021 die Nutzung von Level-4-Systemen auf definierten Strecken erlaubt. Gefördert wurde ATLAS-L4 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit einem Gesamtbudget von rund 59 Millionen Euro.

Insgesamt rund 150 Ingenieurinnen und Ingenieure arbeiteten an dem ambitionierten Vorhaben. Neben MAN waren unter anderem Knorr-Bremse, Bosch, Leoni, Fernride, TÜV SÜD, die TU München, die TU Braunschweig, Fraunhofer AISEC, die Autobahn GmbH sowie mehrere weitere Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft beteiligt.

Technologie auf dem Prüfstand – und auf der Autobahn

Nach Projektstart im Januar 2022 erteilte das Kraftfahrt-Bundesamt im Frühjahr 2024 erstmals eine Genehmigung zur Erprobung eines autonomen Nutzfahrzeugs im öffentlichen Straßenverkehr. Die erste Autobahnfahrt des ATLAS-L4-Trucks wurde von Bundesverkehrsminister Volker Wissing begleitet. Zwar war bei allen Testfahrten ein Sicherheitsfahrer an Bord, dennoch markierte das Projekt einen Meilenstein: Es war der erste reguläre Einsatz eines Level-4-LKWs im öffentlichen Raum.

Zentrales Element war die Entwicklung sicherheitsrelevanter Systeme wie redundanter Lenkung, Bremsen und Bordnetz – allesamt zwingend erforderlich, um ohne menschlichen Eingriff sicher unterwegs zu sein. Ebenso wurde ein umfassendes Validierungskonzept erstellt, inklusive Cybersicherheitsmaßnahmen, Degradationsstrategien und einem technischen Control Center zur Überwachung der Fahrzeuge.

Mission erfüllt – Weg frei für Serienanwendung

Das Projekt hat ein industrialisierbares Basiskonzept geschaffen. Wir haben bewiesen: Autonom fahrende LKW sind realisierbar“, resümierte MAN-Vorstand Dr. Frederik Zohm.

Auch Projektkoordinator Sebastian Völl von MAN betont:

Wir haben wertvolle Pionierarbeit geleistet, indem wir für die technische Machbarkeit von autonomen Trucks den praktischen Nachweis erbracht haben. Diese Konzepte fließen nun in die weitere Entwicklungsarbeit zur Serienentwicklung von autonomen LKW ein.“

Der Nutzen solcher Systeme ist vielfältig: Autonome LKW könnten künftig rund um die Uhr Pendelfahrten zwischen Logistikzentren übernehmen. Das spart Kosten, erhöht die Sicherheit und kann dem akuten Fahrermangel entgegenwirken – laut Branchenangaben fehlen in Deutschland derzeit rund 100.000 LKW-Fahrer.

Ausblick: Der nächste Schritt zur Logistik 4.0

ATLAS-L4 hat einen klaren Maßstab für autonomes Fahren im Güterverkehr gesetzt. Zwar müssen bis zur Serienreife noch einige regulatorische, technische und wirtschaftliche Fragen geklärt werden – doch die Grundlagen sind geschaffen. Die Projektpartner sehen ATLAS-L4 als essenziellen Baustein für die Logistik der Zukunft: sicher, effizient, nachhaltig – und weitgehend automatisiert.

Partner mit klaren Rollen

Jeder der zwölf Projektpartner trug mit spezialisierter Expertise zur Realisierung bei:

  • MAN Truck & Bus übernahm die Gesamtsystementwicklung und Integration.
  • Knorr-Bremse entwickelte ein redundantes Bremssystem mit Steer-by-Brake-Funktion.
  • Leoni stellte ein fehlertolerantes Bordnetz zur Verfügung.
  • Bosch lieferte ein fehlertolerantes Lenksystem für den hochautomatisierten Betrieb.
  • Fernride integrierte Teleoperationslösungen zur Fernüberwachung und Steuerung.
  • Fraunhofer AISEC entwickelte Sicherheitsanalysen und Schutzkonzepte gegen Cyberangriffe.
  • TU München & TU Braunschweig untersuchten Fahrdynamik, Regelungstechnik und Interaktion mit der technischen Aufsicht.
  • TÜV SÜD validierte Testumgebungen, Simulationen und reale Fahrleistungen.
  • Autobahn GmbH arbeitete an digitalen Genehmigungsverfahren für Betriebsbereiche.
  • WIVW GmbH entwickelte und testete ergonomische und funktionale Teleoperator-Arbeitsplätze.
  • BTC Embedded Systems erarbeitete szenarienbasierte Verifikations- und Testmethoden.
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