Bayern professionalisiert die Begleitung von Großraum- und Schwertransporten und geht damit einen entscheidenden Schritt weiter als andere Bundesländer: Künftig sollen speziell geschulte Transportbegleiter mit eigenen Weisungsbefugnissen die Polizei entlasten und für mehr Planungssicherheit im Schwerlastverkehr sorgen. Innenminister Joachim Herrmann stellte das neue Modell am 10. Juni 2025 in Nürnberg vor.
Nicht das erste Bundesland – aber das erste mit Weisungsbefugnissen
Anders als vielfach dargestellt, ist Bayern nicht das erste Bundesland mit privater Transportbegleitung. Bereits 2017 startete Baden-Württemberg einen Pilotversuch, bei dem Schwertransporte von qualifizierten privaten Verwaltungshelfern begleitet wurden. Dieser ging 2019 in den Regelbetrieb über. Die wesentliche Neuerung im bayerischen Modell liegt jedoch in der Einführung eigener hoheitlicher Befugnisse: Die neuen Transportbegleiter dürfen im Unterschied zum Verwaltungshelfermodell selbstständig verbindliche Anweisungen erteilen – vergleichbar mit der Polizei. Eine solche Weisungsbefugnis hatte es bislang auf Landesebene nicht gegeben.
Polizei wird entlastet, Genehmigungsverfahren beschleunigt
Jährlich werden bundesweit bis zu 400.000 Transportgenehmigungen für Großraum- und Schwertransporte beantragt. Die Polizei ist dabei in zweifacher Funktion gefordert: Sie begleitet Transporte operativ und überwacht deren Einhaltung. Diese Doppelrolle führte regelmäßig zu Engpässen bei der Einsatzverfügbarkeit. Mit dem neuen bayerischen Modell sollen Transportbegleiter nun nahezu alle polizeilichen Aufgaben übernehmen – mit Ausnahme der Strafverfolgung.
Für Transportfirmen bedeutet das: mehr Verlässlichkeit und schnellere Genehmigungen. Denn künftig entfällt das Risiko, dass Transporte kurzfristig unterbrochen werden müssen, wenn die Polizei anderweitig im Einsatz ist. Gleichzeitig werden lange Standzeiten auf Autobahnen vermieden, was laut Herrmann auch die Verkehrssicherheit erhöht und die wirtschaftliche Planbarkeit verbessert.
Fundierte Ausbildung und klare rechtliche Grundlage
Die Transportbegleiter in Bayern erhalten eine umfassende Ausbildung, die über das Modell der bisherigen Verwaltungshelfer hinausgeht. Zwei zusätzliche Wochen Theorie und der praktische Einsatz bei rund 20 realen Transporten sind verpflichtend. Ihre Anordnungen gelten für alle Verkehrsteilnehmer und schaffen damit klare, rechtssichere Vorgaben im fließenden Verkehr.
Wirtschaft profitiert – trotz Mehrkosten
Zwar müssen Unternehmen mit höheren Kosten für die Begleitung rechnen. Gleichzeitig profitieren sie von zuverlässigerer Einsatzplanung, da der Faktor „Polizeiverfügbarkeit“ entfällt.
Das ist eine klare Win-win-Situation“, betont Herrmann. Die Transportbegleiter seien planbarer, rechtssicher und auf einem einheitlichen Ausbildungsstand – ein Plus für Speditionen und Genehmigungsbehörden gleichermaßen.