Sowohl der Hafen Antwerpen-Brügge als auch Rotterdam verzeichnen zum Halbjahr 2025 ein Minus im Gesamtumschlag: In Antwerpen beträgt der Rückgang 4,3 Prozent auf 137,2 Millionen Tonnen, in Rotterdam 4,1 Prozent auf 211 Millionen Tonnen vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie aktuelle Zahlen der Hafenbehörden belegen. In Rotterdam sind Haupttreiber dieser Entwicklung massive Einbußen im Bereich der Massengüter.
Mehr zum Thema: Europas Top-Häfen mit gemischter Q1-Bilanz
Rückgänge im Bulk-Bereich dominieren
In Antwerpen sank der Flüssigbulk um 17,1 Prozent – betroffen sind vor allem Kraftstoffe, Naphtha und LNG. Auch der Trockenbulk verlor deutlich mit minus 11 Prozent, insbesondere durch geringere Kohlemengen und Baustoffe. In Rotterdam spiegeln sich ähnliche Entwicklungen: Trockenmassengut ging um 8,9 Prozent zurück, Flüssiggut um 5,3 Prozent. Besonders stark betroffen waren Kokskohle, Mineralölprodukte und Biodieselimporte.
Container trotzen der Krise
Ein Lichtblick bleibt das Containersegment: In Antwerpen stieg der Containerumschlag in Tonnen gemessen um 3,6 Prozent auf 77 Millionen Tonnen und in TEU um 3,7 Prozent auf 6,91 Mio. Einheiten. In Rotterdam stieg der Containerumschlag in TEU um 2,7 Prozent auf 7 Millionen Einheiten. Mengenmäßig verzeichnete Rotterdam jedoch ein leichtes Minus von 1 Prozent. Der Hauptgrund: mehr leere Exportcontainer und rückläufige Ausfuhren der europäischen Industrie.
Trotz positiver Impulse stehen beide Häfen beim Containerumschlag vor logistischen Herausforderungen. In Antwerpen liegt die Verweildauer der Container auf Terminals inzwischen bei 7–8 Tagen. Verspätungen, Umleitungen und Streiks belasten die Prozesse zusätzlich. Auch in Rotterdam führen neue Reedereistrukturen, hohe Abrufzahlen und Engpässe auf der Landseite zu längeren Wartezeiten – insbesondere für Binnenschiffe und LKWs.
USA als Konjunkturstabilisator
Antwerpen profitiert derzeit vom wachsenden Handel mit den Vereinigten Staaten. Im ersten Halbjahr stiegen die US-Importe um 13,1 Prozent, die Exporte sogar um 23,5 Prozent. Insgesamt wurden 16,4 Millionen Tonnen umgeschlagen – ein Plus von 17,2 Prozent. Damit bleibt die USA der zweitwichtigste Handelspartner nach dem Vereinigten Königreich. Besonders gefragt waren Containerladungen sowie Energieprodukte wie LNG und Kraftstoffe.
Industrie unter Druck – Investitionen verzögern sich
Im Gegensatz zu Antwerpen leidet Rotterdam besonders unter einem Investitionsstau in der niederländischen Industrie. Rückläufige Produktionszahlen, Standortnachteile und hohe Energiekosten führen zu Projektverzögerungen – auch bei Nachhaltigkeitsinitiativen. Die Hafenbehörde warnt: Ohne bessere politische Rahmenbedingungen drohen der Verlust von Arbeitsplätzen und eine Schwächung der strategischen Autonomie Europas.
Nachhaltigkeit und Sicherheit im Fokus
Trotz wirtschaftlicher Dämpfer setzen beide Häfen verstärkt auf zukunftsorientierte Infrastruktur. In Rotterdam schreitet das CO₂-Speicherprojekt Porthos voran, ebenso der Ausbau von Landstromanlagen für Kreuzfahrtschiffe. Auch die Cyberresilienz wird gestärkt – etwa durch die neue nationale Koordinierungsplattform FERM für digitale Sicherheit in den Seehäfen.
Antwerpen hingegen investiert in zusätzliche Containerkapazitäten mit dem Projekt „Extra Container Capacity Antwerp“ (ECA), um dem Druck auf die Terminals entgegenzuwirken.
Zwischenbilanz mit Unsicherheiten
Beide Häfen zeigen sich operativ stabil, wirtschaftlich aber verhalten. In Rotterdam stieg das EBITDA leicht auf 295 Millionen Euro (+1,1 %), während der Nettogewinn aufgrund gestiegener IT-Kosten und Steuerlasten auf 143,6 Millionen Euro sank. Der Blick auf das zweite Halbjahr bleibt in beiden Fällen geprägt von Unsicherheit – ob durch neue Handelszölle, geopolitische Spannungen oder die fragile Konjunkturentwicklung.