Battery assembly for electric vehicles at Volvo Cars' plant in Ghent, Belgium.

Der Boom für elektronische Geräte schlägt in die Automobilindustrie zurück. Die Lastkraftwagen-Fabriken stellen ihre Produktion ein.

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Die Fertigungslinien der Fabrik Volvo Trucks in belgischem Gent werden für eine Woche eingestellt. Der Grund hierfür sind mangelnde Chips, die wichtige Bestandteile bei dem Bau moderner Lastkraftwagen sind. Volvo ist die weitere Automobilfirma, in welche der Mangel an diesen Bestandteilen auf dem Markt zurückschlägt.

Ein erheblicher Teil der 2.500 Mitarbeiter starken Belegschaft des belgischen Werks wurde nach Hause geschickt. Das ist für die Firma besonders dann schwer, wenn die Auftragsbücher voll sind.

Die Berechnungen zu Verlusten aus eingestellter Produktion sind derzeit noch nicht bekannt.

Die belgische Lastkraftwagenfabrik ist nicht die einzige, die gegen das Problem des Mangels an integrierten Schaltkreisen kämpft. Aus demselben Grund entschied sich das amerikanische Unternehmen Ford, seine Fabrik in Louisville im Bundesstaat Kentucky zu schließen. Anfänglich wurde die Fabrik am 13. Februar für eine Woche geschlossen, aber am Wochenende wurde die Einstellung der Produktion für weitere zwei Wochen verlängert. Rund 3.800 Mitarbeiter des Werks erhalten ihre Löhne in Höhe von 75 %.

Das Ford-Unternehmen stellte ebenfalls die Produktion in deutschem Saarlouis ein.

Unter Konzernen, die zuletzt die Produktion eingestellt bzw. eingeschränkt haben, sind ebenfalls Nissan, Honda und Volkswagen. Der zuletzt genannte gab sogar bekannt, dass er im 1. Quartal ca. 100 Tsd. Wagen weniger wegen mangelnder Chips bauen wird.

Die Fabrik Volvo Trucks in belgischem Gent

Die Pandemie und Trump sind schuld

Die Gründe für den Chip-Mangel sind in der COVID-19-Pandemie zu suchen. Die Lockdowns in vielen Ländern, die die Menschen zuhause sitzen ließen, die Umstellung vieler Wirtschaftszweige auf die Fernarbeit und die Online-Bildung führten zu einem Anstieg der Nachfrage auf Computer und Spielkonsolen. Das schränkte die Anzahl der verfügbaren Chips für die Hersteller aus der Automobilbranche ein.

Zusätzlich schlugen in den Markt der Chip-Hersteller für die Automobilindustrie die Maßnahmen des ehemaligen US-Präsidenten Trump gegen Huawei und führende chinesische Hersteller der integrierten Schaltkreise zurück, behauptet „Obserwator Finansowy” [Wirtschaftsportal]. Die chinesischen Hersteller nutzen vor allem importierte Technologien und die amerikanischen „Sanktionen” schlugen stark ins Produktionspotenzial der Chip-Lieferanten aus dem Reich der Mitte zurück.

In modernen Brennstoffautos befinden sich im Schnitt 50 bis 200 Chips. In Hybridautos kann die Zahl der integrierten Schaltkreise bis zu mehreren tausend betragen. Diese sind bei multimedialen Systemen, Fahrerassistenzsysteme (wie die Lenkradsteuerungssysteme) oder in Sicherheitssystemen unabdingbar.

Die Großen greifen durch

Das Kernproblem ist jedoch die Frage, wie schnell gelingt es den asiatischen Fabriken die Chipproduktion zu steigern und wie schnell diese nach Europa und Nordamerika geliefert werden? Dabei sind noch Probleme mit dem Seetransport aus Asien und hohe Frachtsätze zu berücksichtigen.

Wie der „Obserwator Finansowy” mitteilt, ist das Problem des Chipmangels in der Automobilbranche derart wichtig, dass die Regierungskreise Deutschlands und der USA dazu bewogen wurden, bei Machthabern von Taiwan durchzugreifen. Die Insel ist einer der führenden Hersteller von integrierten Schaltkreisen in der Welt. Obwohl zahlreiche Betriebe begannen mehr Chips für die Automobilbranche herzustellen, so stellt ihre Produktion lediglich einen kleinen Bruchteil der Gesamtzahl der hergestellten integrierten Schaltkreise dar. Die Hauptabnehmer sind ja die Hersteller von Smartphones und Computern.

Doch die erste Reaktion der Taiwan-Firmen auf den Druck was ziemlich vorsichtig. Man erklärte dies durch fehlende Produktionskapazitäten oder man versprach einen Produktionsanstieg, indem es hinzugefügt wurde, dass dies nicht auf Kosten der Abnehmer von anderen Sektoren erfolge.

Höhere Preise, kleinere Autoproduktion

Die Diskrepanz zwischen der Nachfrage nach integrierten Schaltkreisen und ihrem Angebot führte schon zwangsläufig zu einem Preisanstieg. Der „Obserwator Finansowy” weist darauf hin, dass die durch Chip-Hersteller aus Holland, der Schweiz und Südkorea angesagten Preiserhöhungen 10-20 % betragen werden. Es ist zu bedenken, dass die Elektronikkosten bei der Herstellung von Autos von 40 bis zu 70 % (bei Elektroautos) der gesamten Kosten betragen.

Die Analytiker behaupten, dass die fehlenden Chips zur Folge haben können, dass 2,2 Mio. Autos im Jahre 2021 nicht gebaut werden.

Die kleinere Produktion wird auch in die Sublieferanten der großen Automobilkonzerne, wie Hersteller von Baugruppen und Ersatzteilen, zurückschlagen. Gerade auf diesem Feld hat Polen eine ziemlich starke Position. Die polnischen Betriebe, welche Ersatzteile herstellen, müssen also mit kleineren Bestellungen im laufenden Jahr rechnen.

Foto: Volvo Cars, Fabrik Volvo Trucks in belgischem Gent

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