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Foto: Małgorzata Szotkowska

Der Straßengüterverkehr sendet Signale einer Besserung. Ist die Talsohle endlich durchschritten?

Der Abwärtstrend im Straßengüterverkehr ist erstmal gestoppt, aber die Frachtkapazitäten bleiben knapp. Ist die Frühjahrsbelebung robust genug, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten?

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Die Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure (ELVIS) AG erkennt in ihrem jüngsten Marktreport wirtschaftliche Belebung am Horizont, die jedoch auch Gefahren mit sich bringt. Da noch im Winter in Folge von Überangebot an Frachtraum bei gleichzeitig sinkender Umsatzerwartung Fuhrparks abgebaut wurden,sind die Frachtkapazitäten derzeit knapp. Zudem erhöht die wachsende Zahl an Kunden-Ausschreibungen den Druck auf Speditionen im Kontraktgeschäft. Schwierig abzusehen sind bisher auch die Folgen der Ausweitung der LKW-Maut auf Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen. Dennoch haben sich die Erwartungen der Unternehmen laut einer nicht-repräsentativen Umfrage unter den ELVIS Speditionen in Bezug auf die zweite Jahreshälfte aufgehellt.

Nach vielen Monaten negativer Nachrichten ist es erfreulich zu sehen, dass der Abwärtstrend gestoppt ist und die Kennzahlen im Transportsektor steigen. Die saisonale Frühjahrsbelebung zeigt erste positive Effekte. Wie nachhaltig diese sein werden, wird sich nach den Feiertagen im Mai zeigen, sagt Nikolja Grabowski, Vorstand der ELVIS AG.

Laut ELVIS AG bleibt die Situation der Speditionen jedoch angespannt.

Leider haben sich die Prognosen vom Jahreswechsel bewahrheitet. Steigende Kunden-Ausschreibungen erhöhen den Druck auf die Speditionen zusätzlich, ergänzt Grabowski.

Ist die Talsohle durchschritten?

Auch die Industrieproduktion sendet Signale einer Besserung. Vor allem die Branchen Chemie, Maschinenbau sowie Kraftwagen und -teile verzeichneten einen positive Entwicklung. Die Stimmung unter den Unternehmen hat sich ebenfalls verbessert: Das ifo Geschäftsklima (+1,7 Prozent), die ifo Geschäftslage (+0,9 Prozent) und die ifo Geschäftserwartungen (+2,5 Prozent) haben sich im April 2024 im Vergleich zum Vormonat verbessert, betont der Marktreport unter Berufung auf Daten des ifo Instituts.

Diese Entwicklung zeigt, dass die Talsohle durchschritten ist.Zwar liegen die Werte noch hinter denen des Vorjahres, aber der Trend ist positiv, sagt Grabowski.

Ebenfalls die „Güterbeförderung im Straßenverkehr“ gewinnt langsam an Fahrt. Das ifo Geschäftsklima (+15,2 Prozent) und die ifo Geschäftslage (+5,3 Prozent) haben sich im Vergleich zum März 2024 erholt. Zudem sind die Umsatzerwartungen laut ifo Konjunkturperspektiven bei der Güterbeförderung im Straßenverkehr um satte 23,5 Prozent im Vergleich zum März 2024 gestiegen.

Es gibt immer mehr Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung in Deutschland. Der Frühjahrsaufschwung wird in den kommenden Wochen wie gewohnt nachlassen. Die weitere gesamtwirtschaftliche Entwicklung wird zeigen, auf welchem Niveau sich der Sommer einpendeln wird, sagt Grabowski.

Die Inflation in Deutschland flaut langsam ab und liegt nun stabil zwischen zwei und drei Prozent. Gleichzeitig sind die Löhne im Transport- und Logistiksektor gestiegen,
Allerdings könnte die Ausweitung der LKW-Maut auf Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen der Erholung einen Strich durch die Rechnung machen. Deren genaue Folgen sind schwer absehbar, der Marktreport erwartet jedoch knappe Verfügbarkeiten zusätzlicher Maut-Boxen.

Mehr Dynamik ab 2025

Auch das Bundesamt für Logistik und Mobilität rechnet damit, dass sich das Transportgeschehen bereits im laufenden Jahr günstiger entwickeln wird als im Vorjahr.

Laut der im März veröffentlichten und im Auftrag von BALM von Intraplan erstellten Mittelfristprognose Winter 2023/24 verzeichnete der Güterverkehr im Jahr 2023 ein Minus von 4,9 Prozent, wobei die Transportintensität (Verhältnis der Transportleistung zum BIP) stark zurückging, was auf einen schwächelnden Außenhandel und Rückgänge in transportintensiven Bereichen zurückzuführen war. Im Straßengüterverkehr ist das Aufkommen um -6,2 Prozent bzw. die Leistung im -4,7 Prozent gesunken.

Für das Jahr 2024 rechnen die Experten mit einer nahezu stagnierenden Entwicklung, sowohl für das BIP als auch für den Güterverkehr. Als Hemmschuh werden sich erneut der Außenhandel, aber auch einige Massengüter erweisen.

Die höheren Mautsätze werden laut Prognose keinen signifikanten Auswirkungen auf die Transportnachfrage des LKW-Verkehrs haben, anders als der von den Experten erwartete leichte Rückgang der Bau- und der Industrieproduktion. Insgesamt rechnet BALM für den Straßengüterverkehr mit einem Plus von 0,8 Prozent ( Aufkommen) beziehungsweise 0,3 Prozent ( Leistung).

Für den Zeitraum von 2025 bis 2027 erwarten die Experten dagegen mehr Dynamik und einen Anstieg der Transportintensität um 0,8 Prozent. Auch der Straßengüterverkehr würde Fahrt aufnehmen mit einem Plus von 1,1 Prozent ( Aufkommen) beziehungsweise 1,9 Prozent ( Leistung).

Des Weiteren schätzen die Experten, dass sich die Tendenz zu hohen Anteilsgewinnen der ausländischen LKW (im Verkehr mit dem Ausland) verfestigen könnte und in Zukunft sogar noch zusätzlich durch den Fahrermangel, der in Deutschland höher ist als in einigen osteuropäischen Ländern, und den Kostenanstieg bei heimischen Unternehmen, begünstigt werden könnte.

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