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Foto: Bartosz Wawryszuk

Trotz rückläufiger Transportpreise hat der Markt hat einige interessante Trend-Änderungen erfahren

Im ersten Quartal 2024 sind die europäischen Straßenfrachtraten sowohl auf dem Spot- als auch auf dem Kontraktmarkt gesunken. Die Aufträge aus Polen nach Deutschland weichen jedoch von diesem Trend ab.

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Im Vergleich zum letzten Quartal 2023 sank der Spot-Ratenindex um 1,1 Punkte und der Index der Kontraktraten um 2,6 Punkte im gleichen Zeitraum. Die Auswirkungen der Einführung höherer Mautsätze in Deutschland sind deutlich zu erkennen. Der Europäische Spot-Ratenindex lag im ersten Quartal 2024 bei 123,9 Punkten. Sein seit mehreren Quartalen anhaltender Rückgang hat sich in den ersten Monaten des Jahres deutlich verlangsamt, so der jüngste Bericht European Road Freight Rate Development Benchmark der Analysten von Transport Intelligence (TI) und Upply
Noch im vierten Quartal des letzten Jahres fielen die Sporaten um 4,5 Punkte gegenüber dem Vorquartal, während sie im ersten Quartal dieses Jahres nur um 1,1 Punkte sanken. Der rückläufige Trend hält seit mehreren Quartalen an – Ende März 2024 lag der Index um 8,2 Punkte niedriger als im Vorjahr. Erwähnenswert ist auch, dass Ende 2023 die Differenz gegenüber dem Vorjahr mehr als 14 Punkte betrug.

Diese Verlangsamung des Rückgangs der Kontraktraten könnte eine langsame Rückkehr der Nachfrage und folglich auch eine Normalisierung der Raten ankündigen, so die Analysten von TI. Sie weisen darauf hin, dass die europäische Inflation im März die niedrigste seit 33 Monaten war. Außerdem beginnen sich die Industrieproduktion und die Nachfrage in mehreren europäischen Ländern zu erholen. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die größten europäischen Volkswirtschaften – Deutschland und Frankreich – immer noch mit der wirtschaftlichen Abschwächung und der geringen Nachfrage zu kämpfen haben. Daher gibt es immer noch Rückgänge auf dem Spotmarkt, die jedoch nicht so ausgeprägt sind wie in den vergangenen Monaten.

Was die Vertragsraten betrifft, so erreichte der Index im ersten Quartal 2024 127,6 Punkte, 2,6 Punkte weniger als im vorherigen Quartal. Dies ist eine Umkehrung des Trends, der in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 vorherrschte. Sowohl im dritten als auch im vierten Quartal 2023 stieg der Index der Vertragsraten im Vergleich zum Vorquartal an. Im Jahresvergleich liegt der europäische Index der Vertragsraten nun um 1 Punkt niedriger als in Q1 2023.

Trotz der ersten positiven Anzeichen, die auf eine langsame Umkehr der Nachfragesituation hindeuten könnten, müssen die Frachtführer immer noch mit sehr hohen Betriebskosten rechnen. Die Dieselpreise sind zwar im ersten Quartal 2024 in Europa im Durchschnitt um etwa neun Prozent gegenüber den Höchstständen vom September gesunken, aber sie liegen immer noch zehn Prozent höher als vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Auch die anhaltend angespannte Lage im Nahen Osten und am Roten Meer tragen nicht zum Rückgang der Roh- und Kraftstoffpreise bei.

Darüber hinaus entscheiden sich immer mehr Länder für eine Mauterhöhung (indem sie Umweltabgaben in die Maut einbeziehen). Nach einer apokalyptischen Erhöhung im vergangenen Dezember in Deutschland steigen die Mautgebühren 2024 auch in Österreich, der Tschechischen Republik und Ungarn. Der Unterschied bei den Preisen wird zwar nicht so deutlich wie in Deutschland sein, aber trotzdem werden die Mautgebühren um 7 Prozent in Österreich, 13 Prozent in der Tschechischen Republik und 30 Prozent am Plattensee erhöht.

Höhere Preise auf den Strecken zwischen Polen und Deutschland

Traditionell beginnen wir unsere Analyse mit einer der wichtigsten Strecken zwischen Polen und Deutschland. Die durchschnittlichen Frachtraten von Warschau nach Duisburg lagen im ersten Quartal 2024 bei 1,508 Eur (1,40 Eur/km) – 5,5 Prozent höher als im Vorquartal und drei Prozent niedriger als im Vorjahr. Nur ein Quartal zuvor lagen die Raten um 4,4 Prozent niedriger als im Vorquartal.

Auf dem Spotmarkt wurden Fahrten nach Deutschland für durchschnittlich 1,657 Eur (1,53 €/km) abgewickelt – 4,1 Prozent teurer als im Vorquartal, aber immer noch 4 Prozent weniger als vor einem Jahr. Auch hier ist eine Umkehrung des Abwärtstrends zu erkennen. Auch die Spotpreise auf der Rückfahrt nach Warschau sind stark gestiegen. Im Durchschnitt wurde die Strecke von Duisburg für 1,414 Eur (1,30 Eur/km) gefahren. Das sind 5,1 Prozent mehr als in Q4 2023. Im Jahresvergleich ist dies 1 Prozent günstiger.

Ebenfalls gestiegen sind die Preise auf dem Kontraktmarkt auf der Strecke Duisburg-Warschau, wenn auch nur leicht im Vergleich zu den anderen Parametern zwischen der polnischen Hauptstadt und Duisburg. Die durchschnittliche Vertragsrate nach Polen betrug 1,209 € (1,12 €/km) – 1,1 Prozent teurer als im vierten Quartal des vergangenen Jahres und 0,5 Prozent günstiger als im ersten Quartal 2023.

Nach Angaben von TI lagen die Spotraten im ersten Quartal 2024 in beiden Richtungen deutlich über den Vertragsraten: mit 9,9 Prozent nach Duisburg und sogar 17 Prozent nach Warschau. Dies wurde durch einen leichten Anstieg der Verbrauchernachfrage und höhere Mautgebühren in Deutschland sowie stabiles Volumen beeinflusst. Es sei daran erinnert, dass das erste Quartal 2024 das erste vollständige Quartal nach der Mauterhöhung in Deutschland war. Diese wird eine wichtige Kostenbasis für die Entwicklung der Tarife in naher Zukunft darstellen.
Experten von Transport Intelligence gehen davon aus, dass die Raten leicht steigen könnten, wenn sich die deutsche Wirtschaft erholt. Ein deutlicher wirtschaftlicher Aufschwung wird in diesem Jahr jedoch nicht erwartet. Folglich werden die Transportnachfrage und die Raten auf dem Sportmarkt nur geringfügig steigen. Auf dem Vertragsmarkt sind mit der Stabilisierung der Kostenseite und der historisch schwachen Wirtschaftsleistung weitere Rückgänge möglich.

Frachtpreise sinken infolge der Konjunkturflaute

Zwischen Deutschland und Frankreich konnte wiederum kein Anstieg der Frachtpreise beobachtet werden. Auf der Strecke von Duisburg nach Lille lagen die Preise auf dem Vertragsmarkt im Durchschnitt bei 685 Eur (2,27 Eur/km) – ein Rückgang von 10,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die Spotraten in dieser Richtung lagen bei 691 Eur (2,29 Eur/km) – hier ein Rückgang um 6,6 Prozent.

In der Gegenrichtung (nach Deutschland) wurde auf dem Vertragsmarkt für 487 Eur (1,61 €/km) gefahren – 4,7 Prozent billiger als im 4. Quartal 2023. Auf dem Spotmarkt lag die Rate bei durchschnittlich 532 Eur (1,76 €/km) – ein Rückgang von 2,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Somit liegen die Spot- und die Kontraktraten in Richtung Frankreich praktisch gleichauf (Spot um 0,9 Prozent höher), während in Richtung Deutschland auf dem Spotmarkt ein um mehr als 9 Prozent höherer Preis erzielt werden kann als auf dem Vertragsmarkt.

Die Experten von TI machen für den Rückgang der Raten auf den Strecken zwischen Frankreich und Deutschland in erster Linie den Rückgang der Kraftstoffpreise auf dem deutschen Markt und die in beiden Ländern stark spürbare Konjunkturabschwächung verantwortlich. In beiden Ländern bleibt die industrielle Aktivität nach dem PMI-Index träge.
Überdies wurde der Rückgang der Frachtpreise in Q1 durch den Automobilsektor beeinflusst, der im Handel zwischen Frankreich und Deutschland eine wichtige Rolle spielt. In Q1 2024 waren die Exporte der Automobilbranche in Deutschland um 1 Prozent niedriger als im Vorjahr. Im Vergleich dazu war der Anstieg der Frachtraten zwischen Deutschland und Frankreich im vierten Quartal 2023 größtenteils auf einen deutlichen Anstieg der Umsätze im deutschen Automobilsektor zurückzuführen.Experten von TI gehen davon aus, dass die Kontraktraten auf dieser Strecke aufgrund der geringen Nachfrage leicht sinken könnten. Es wird erwartet, dass die Preise auf dem Spotmarkt eher stabil sein werden.

Deutschland mit niedrigeren Spotraten

Interessanterweise gab es auf den Exportrouten aus Deutschland im ersten Quartal insgesamt keine Preiserhöhungen. Der Index der Kontraktraten fiel um 6,1 Punkte auf 139,6 Punkte. Die Spotraten hingegen lagen mit 124,8 Punkten geringfügig (0,7 Punkte) niedriger als im Vorquartal.
Im Jahresvergleich lagen die Vertragssätze um 1,1 Punkte höher als im ersten Quartal 2023. Der Index der Spotfrachtpreise ist in den letzten 12 Monaten noch stärker gesunken, nämlich von 130,6 Punkten auf 124,8 Punkte.

Bei den Importen nach Deutschland sank der Kontraktindex im Jahresvergleich um 4,4 Punkte auf 126,9 Punkte und der Spotindex um 12,3 Punkte auf 141,9 Punkte.
Im ersten Quartal 2024 lagen die Exportraten auf dem Spotmarkt um 10,6 Prozent unter den Kontraktraten. Bei Importen hingegen können auf dem Spotmarkt höhere Preise erzielt werden – fast 12 Prozent mehr als auf dem Kontraktmarkt.

Laut Experten von TI sollten die Vertragsraten aufgrund der hohen Basiskosten der Frachtführer nicht viel tiefer fallen.

Wirtschaftswachstum kurbelt Frachtraten an

Eines der wenigen europäischen Länder, denen es während der Wirtschaftsflaute gut geht, ist Spanien. Die steigende Produktion und die relativ hohe Nachfrage schlagen sich in steigenden Transportpreisen nieder. Dies lässt sich bei der Analyse der Strecke Paris-Madrid erkennen.
Die Kontraktraten für Transporte nach Paris waren auf dem Vertragsmarkt im Vergleich zum Vorquartal um 2,5 Prozent niedriger (1,503 Eur – 1,19 Eur/km). Auf dem Spotmarkt sanken die Preise um 3,9 Prozent (1,457 Eur – 1,15 Eur/km). Im Jahresvergleich waren es entsprechend 3,5 Prozent und 17 Prozent weniger.
Nach Madrid hingegen lag die Kontraktrate bei 1,688 Eur (1.33 Eur/km) – 0,3 Prozent höher als im Vorquartal und 9 Prozent höher als im Vorjahr. Die Spotraten stiegen gegenüber dem Vorquartal um 6 Prozent auf 1,871 Eur (1,47 Euro/km) und lag im Jahresvergleich bereits um 18 Prozent höher.

Spotpreise bleiben vorerst stabil

Nach Ansicht der Experten von TI dürften die Spotraten stabiler sein und ihre Rückgänge aufgrund der erwarteten besseren Nachfragesituation und vor allem des stabilen Volumens begrenzt bleiben. Für die sinkenden Spotraten im Jahr 2023 war der Rückgang der beförderten Waren verantwortlich.

Die International Road Transport Union (IRU) schätzt, dass das auf europäischen Straßen beförderte Volumen im Jahr 2024 um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigen wird (nach einem Rückgang von mehr als 1 Prozent im Jahr 2023). Im Gegensatz dazu geht TI davon aus, dass der europäische Straßenverkehrsmarkt wertmäßig um 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr wachsen wird. Dies ist zwar ein positives Zeichen, kündigt aber noch keinen deutlichen Aufschwung an, der die Preise nach oben treiben könnte.

Was die Kontrakte betrifft, so könnten die Raten aufgrund der für das nächste Jahr erwarteten eher geringen Nachfrage leicht sinken. Die Verlader werden eher kein großes Volumen buchen. Allerdings werden die hohen Betriebskosten diese Rückgänge aufgrund der geringen Nachfrage begrenzen. Experten erwarten, dass die Raten höher sein werden als im Jahr 2021.

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