Deutsche Kurierunternehmen haben Probleme, Mitarbeiter zu finden

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Das Sendungsvolumen wächst von Jahr zu Jahr, und die Arbeitskräfte kommen nicht in ausreichendem Tempo an. Kurierunternehmen in Deutschland haben,ähnlich wie dortige Frachtführer, große Probleme, Mitarbeiter zu finden.

Der Boom auf dem Markt und das dynamische Wachstum der E-Commerce-Branche begünstigen die Kurierunternehmen, leider kämpfen sie mit dem wachsenden Problem des Personalmangels.
Zwischen 2010 und 2016 ist die Anzahl der von den deutschen Unternehmen bedienten Lieferungen um 50 Prozent auf ein Niveau von etwa 2,5 Milliarden gestiegen – berichtet das Verkehrsportal verkehrsrundschau.de. Einer der deutschen Kurierdienste schätzt, dass diese Zahl bis 2025 doppelt so groβsein wird.

Dann wird die Branche weitere 100.000 Kuriere benötigen – prognostiziert eine Sprecherin der deutschen Firma Hermes.

Kuriere fehlen wegen niedrigen Löhnen

Der Grund für den Personalmangel ist nicht nur der demografische Wandel und die niedrige Arbeitslosenquote in Deutschland – fasst der Bundesverband der Kurier- und Logistikunternehmen (vereint die größten Akteure auf dem Markt: GLS, Hermes, DPD, Deutsche Post DHL) zusammen. „Es ist eine große Herausforderung, alle Stellen zu besetzen”, geht aus den Studien des Verbands hervor.

Dagegen begründet der Gewerkschaftsverband ver.di das mangelnde Interesses an der Beschäftigung in der Kurierbranche mit „zu viel Arbeit und Druck bei sehr geringen Löhnen”.

Kein Wunder, dass die Kandidaten nicht in Schlangen stehen – kommentiert Sigrun Rauch, Expertin von ver.di.

Rauch weist auch darauf hin, dass Unternehmen wie GLS, DPD und Hermes meist auf Subunternehmer zurückgreifen. Bei ihnen sind die Gehälter, wie die von uns kürzlich beschriebene Geschichte des tschechischen Fahrers zeigt, sehr niedrig.

Nur Lohnerhöhungen werden Kandidaten anziehen

Wie Rauch hervorhebt, erhalten Kuriere in Deutschland in der Regel den Mindestlohn, und ein gröβeres Interesse an der Industrie können nur Lohnerhöhungen wecken. Solche Maßnahmen wurden angesichts des wachsenden Personalmangels bereits von zwei großen Kurierunternehmen durchgeführt – GO! Express & Logistik und Hermes. Beide Unternehmen erhöhten in diesem Jahr die Preise um ca. 4-4,5 Prozent. Der Grund für den Anstieg ist die Absicht, in Personal zu investieren.

Der Lohndruck in dieser Branche wird in ganz Europa zunehmen, denn obwohl die Anforderungen für den Berufseinstieg gering sind, ist die Arbeit schwierig, stressig und in ständiger Eile. Außerdem beginnt der Kurier die Arbeit in den frühen Morgenstunden und endet oft spät am Abend – kommentiert Marcin Wolak von der innovativen Rekrutierungsplattform Transjobs.eu.

Laut Wolak fehlen auch in Polen Personen, die in diesem Beruf arbeiten wollen, und selbst Kandidaten von jenseits der Ostgrenze können diese Lücke nicht schließen.

Die Gehälter werden steigen müssen, wofür letztlich die Verbrauchern zahlen werden. Auf der anderen Seite wird es auch schnellere Entwicklung und Verbreitung von alternativen Lösungen erzwingen, wie zum Beispiel Packstationen oder Abholstellen an Tankstellen und in lokalen Geschäften, die rund um die Uhr verfügbar sind – fügt er hinzu.

 

Fot: Renault

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