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Deutsche Post DHL Group und Smart Freight Centre plädieren für Insetting-Standard um Dekarbonisierung der Logistik zu beschleunigen

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Auf diese Weise entsteht ein wirksamer Hebel, der den technischen Übergang zu einer grüneren Logistik vorantreibt. Deutsche Post DHL Group und Smart Freight Centre, eine Non-Profit-Organisation für nachhaltigen Transport, machen sich zusammen für einen neuen Weg zur Dekarbonisierung des Transportsektor stark – Carbon Insetting.

In dem gemeinsam entwickelten White Paper „Carbon Insets for the Logistics Sector” wird hierfür ein innovativer Ansatz präsentiert, bei dem Finanzmittel zielgerichtet für Dekarbonisierungsprojekte in der Logistikindustrie eingesetzt werden können. Auf diese Weise werden nicht nur erhebliche finanzielle Mittel neu allokiert, sondern es entsteht auch ein wirksamer Hebel, der den technischen Übergang zu einer grüneren Logistik vorantreibt. Schon heute existieren zahlreiche Leuchtturmprojekte, wie etwa zum Einsatz nachhaltiger Kraftstoffe, der Flottenerneuerung, Motorumrüstung und andere Effizienzprogramme. Weitere Investitionen in diese Segmente wären nicht nur ein hocheffizienter Weg zu einem emissionsfreien Transportsektor, sondern würden auch langfristig zu strukturellen Verbesserungen entlang der gesamten Lieferketten führen.


Das vollständige White Paper „Carbon Insets for the Logistics Sector” steht hier und auf https://cutt.ly/SFC-carbon-insets ab sofort in Englisch zum kostenlosen Download bereit.


„Wenn wir als Logistikindustrie weiter erfolgreich zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen wollen, brauchen wir einen einheitlichen und branchenspezifischen Standard für die Kompensation und Reduzierung von CO2-Emissionen”, erklärt Tim Scharwath, Mitglied des Vorstands von Deutsche Post DHL Group und CEO DHL Global Forwarding, Freight. „Auf lange Sicht ist die verstärkte Dekarbonisierung des Transportsektors der Schlüssel zu einem positiven Wandel. Daher müssen sich zukunftsorientierte Logistikunternehmen jetzt damit befassen, eine überzeugende Insetting-Strategie zu entwickeln.”

„Es gibt eine Möglichkeit, Ausgleichzahlungen für Transportemissionen in Projekte im Logistiksektor zu lenken – das so genannte Carbon Insetting”, so Suzanne Greene, Expert Advisor beim Smart Freight Centre und Autorin des White Papers. „Unser Papier legt den Grundstein für ein Instrumentarium, mit dem die Derkabonisierung des Frachtsektors erfolgreich beschleunigt werden kann.” Das Konzept des Carbon Insetting wurde von Suzanne Greene in Zusammenarbeit mit der Initiative „Sustainable Supply Chains” des Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelt.

Hintergrund: CO2-Emissionen in der Logistikbranche

Die Logistikindustrie ist heute für 8 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich (11 Prozent bei Einbeziehung der Emissionen von Logistikstandorten). Aktuelle Studien des International Transport Fund prognostizieren eine Verdoppelung dieser Emissionen bis 2050 – bei einer im selben Zeitraum verdreifachten Nachfrage. Nachhaltigkeitsaktivitäten im Frachtsektor beruhen weitestgehend auf freiwilligen Maßnahmen der Marktteilnehmer, und es fehlt eine effektive Harmonisierung. Wenngleich einige Frachtdienstleister ihre Transportemissionen mit hohen CO2-Kompensationszahlungen für Offsetting-Projekte ausgleichen, entfällt doch nur ein kleiner Teil auf Projekte mit direktem Bezug zum Frachtgeschäft. Der Großteil dieser Zahlungen trägt nicht zur nachhaltigen Reduzierung von Emissionen im Fracht- und Logistiksektor bei. So flossen 2018 nur 0,2 Prozent des Gesamtbetrags von 268 Millionen US-Dollar aus freiwilligen Kompensationsmaßnahmen in transportbezogene Projekte. Investitionen außerhalb des Transportsektors sind durchaus sinnvoll, treiben jedoch nicht die Dekarbonisierung des globalen Frachtverkehrsnetzes selbst voran.

Lösungsvorschlag: Carbon Insetting

Carbon Insetting, bei dem die Ausgleichszahlungen für Projekte mit unmittelbaren Bezug zu Transport- und Lieferketten verwendet werden, können eine wirksame Rolle spielen, um den Wandel zu einer emissionsfreien Logistik zu beschleunigen.

Für Carbon Insetting kommen unterschiedlichste Projekte in Frage. Beispielsweise können Transportnetze durch die verstärkte Nutzung alternativer, nachhaltiger Kraftstoffe, Flottenerneuerung oder Motorumrüstung klimaschonender gestaltet werden. Ein effizienterer Versand mindert den Kraftstoffverbrauch und vermeidet unnötige Emissionen. All diese Ansätze verringern die Auswirkungen auf das Klima erheblich und bringen zudem Vorteile für die öffentliche Gesundheit und Sicherheit mit sich. Daher tragen sie nicht nur zur Verwirklichung des Pariser Klimaabkommens bei, sondern unterstützen auch die Ziele für nachhaltige Entwicklung.

Umsetzung in die Praxis: Leuchtturmprojekte laufen bereits

Deutsche Post DHL Group und das Smart Freight Centre führen in ihrem Bericht konkrete Beispiele an. Im Hinblick auf den Einsatz von nachhaltigen Treibstoffen in der Luftfahrt (SAFs) könnte eine Insetting-Lösung mit Book-and-Claim-Mechanismus für Biokraftstoff-Zertifikate bisherige Hemmnisse aus dem Weg räumen – zum Beispiel die Notwendigkeit, diese Kraftstoffe in der Lieferkette eines Unternehmens physisch nachzuverfolgen. Eine weitere Lösung ist das GoodShipping-Programm für die verstärkte Verwendung von Biokraftstoffen in der Seefracht. Vorgestellt wird auch das Insetting-Programm Skicka Grönt („Grüner Versand”) von Deutsche Post DHL Group in Schweden, mit dem der nachhaltige Straßentransport unterstützt wird. Teilnehmende Kunden zahlen für jedes versendete Paket einen festen Aufschlag, der dann vollständig in Biokraftstoffe und Elektrofahrzeuge im schwedischen Transportnetz investiert wird.

Aufruf zum Handeln: branchenweite Zusammenarbeit gefordert

Der Transportsektor birgt gewaltiges Potenzial für die Anwendung von Carbon Insetting. Für die Weiterentwicklung, Förderung und Standardisierung dieses Konzepts bedarf es jedoch einer branchenweiten Initiative. Das Smart Freight Centre, MIT Sustainable Supply Chains und der Global Logistics Emissions Council, dem auch Deutsche Post DHL Group angehört, wollen jetzt aktiv werden. In einem ersten Schritt müssen Verfahren und Leitlinien für die Bilanzierung und das Reporting von Carbon Insetting entwickelt und anschließend in Unternehmen getestet werden. Grundlage hierfür ist der Leitfaden des Global Logistics Emissions Council (GLEC) für die Berechnung von Emissionen in der Logistik. Das ist Voraussetzung dafür, Carbon Insetting in weiteren Schritten zu einem praxistauglichen Instrument für Emissionssenkungen im Frachttransport auszubauen, das in der Logistikbranche voll akzeptiert wird. Der nächste Schritt besteht in der Anerkennung dieser Mechanismen durch bestehende und neue Berichts- und Bilanzierungsstandards. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Frachtführer, Spediteure und Versender zusammenarbeiten.

Foto: dhl

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