Die Erweiterung der Maut in Deutschland wird das Budget der Frachtführer stark strapazieren. BGL hat die Kosten geschätzt – sie sind grauenhaft

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Transportunternehmen werden für die Nutzung von Bundesstraßen und Autobahnen in Deutschland viel mehr zahlen müssen- ergibt sich aus den neuesten Schätzungen des deutschen Verbandes BGL. Die Organisation zeigt enorme Unterschiede zwischen aktuellen und zukünftigen Gebühren. In einigen Fällen werden die Kosten doppelt so hoch sein wie derzeit.

Der deutsche Verkehr und die gesamte Wirtschaft werden bald mit zusätzlichen Belastungen konfrontiert, die sich wegen der Erweiterung der Maut für Lkw ab 1. Juli auf 40.000 km Bundesstraβen ergeben. Da Deutschland eines der größten europäischen Transitländer ist, werden die Transportkosten und damit die Warenpreise auch in anderen europäischen Ländern steigen.

BGL, eine der wichtigsten deutschen Transportorganisationen, analysiert die aktuelle Kostenschätzung und zeigt die Auswirkungen der für das kommende Jahr geplanten Mautausweitungen und Gebührenerhöhungen auf die Transportkosten in den Jahren 2018-2022. Diese Studie ist die Grundlage für die Berechnung neuer Tarife durch die Bundesregierung, die voraussichtlich am 1. Januar 2019 in Kraft treten werden.

Enorme Erhöhungen der mit der Maut verbundenen Kosten

Das Kilometerentgelt eines 40-Tonnen-Euro-6-Lkws mit mehr als 4 Achsen sollte laut Expertenmeinung nicht wie bisher 13,5 Cent, sondern 17,4 Cent betragen. Die EU erlaubt jedoch die Erhebung von sogenannten externen Kosten wie Luftverschmutzung und Lärm. Bis jetzt waren die neuesten Lastwagen, die die Norm Euro 6 erfüllten, von den Kosten der Luftverschmutzung befreit. In Deutschland werden jedoch bald alle Lkw nach EU-Recht wegen Lärmbelästigung belastet. Insgesamt würden somit alle drei Kostenkomponenten die Maut für 40-Tonnen-Euro-6-Lkw mit mehr als vier Achsen von derzeit 13,5 auf 18,7 Cent pro Kilometer erhöhen.

So wird eine exemplarische 300 Kilometer lange Strecke, bestehend aus einem 150 Kilometer langen Abschnitt auf Autobahnen und 100 Kilometern auf Bundesstraßen, den Betreiber 46 Euro statt wie bisher 20 Euro kosten.

Mit einer jährlichen Kilometerleistung von 120.000 km und dem Verhältnis von Autobahnen und Bundesstraßen 80 zu 20 Prozent steigen die Mautkosten von derzeit 12.960 Euro auf 22.440 Euro”, schätzt BGL.

Bei Lastkraftwagen mit einem geringerem Gewicht oder Achsen sollte auch die Last des Verkehrsteilnehmers steigen.

Einheitliche Mautsätze für alle Straßen

Obwohl die Gebühren ernsthafte Bedenken des deutschen Verbandes aufwerfen, lobt er unter anderem die Einführung einheitlicher Tarife auf allen Autobahnen und Bundesstraßen. Eine Differenzierung der Gebühren könnte dazu führen, dass Frachtführer aus der Peripherie und generell die Wirtschaft in ländlichen Regionen diskriminiert werden.

BGL schätzt auch, dass die Neuberechnung der Infrastrukturkosten mehr auf dem realen Zustand der Straßen basiert. Darüber hinaus freut sich der Verband darüber, dass die Regierung seine Bitte berücksichtigt hat, die Höhe der Mautgebühren nicht auf die Anzahl der Achsen, sondern deren Last zu beziehen.

Die Kosten deutscher Frachtführer gehen in Milliardenhöhe

Die deutschen Verkehrsverbände schätzen, dass aufgrund der zu erwartenden Mauterweiterung die Kosten der dortigen Transport- und Logistikbranche um ca. 2 Mrd. Euro steigen werden. Die Verbände AMÖ (Bundesverband Möbelspedition und Logistik), BGL (Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung), DSVL (Deutscher Speditions- und Logistikverband), BWVL (Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik) und BIEK (Bundesverband Internationaler Express- und Kurierdienste) warnen in einer gemeinsamen Erklärung, dass die Transportpreise deutlich steigen werden.

Derzeit liegt der Anteil der Maut an den Transportkosten bei bis zu 10 Prozent. Wie die Gewerkschaftsvertreter betonen, wird der Preis für die Mautausweitung letztendlich vom Verbraucher bezahlt, da die Frachtkosten durch die Beförderer erhöht werden, um höhere Kosten auszugleichen.

Mautausweitung in Deutschland

Ab 1. Juli 2018 werden Mautgebühren von Laskraftwagen mit einer zulässigen Gesamtmasse von 7,5 Tonnen auf allen Bundesstraßen erhoben, d.h. sie werden auf 40.000 Kilometer erweitert. Bisher war der Transit für LKW auf 13.000 Kilometer Autobahnen und 2.300 Kilometer Bundesstraßen gebührenpflichtig.

Die aus der Mautausweitung zusätzlichen 2 Mrd. Euro, die jährlich in das Budget flieβen werden, sollen für den Unterhalt und Ausbau der Straßeninfrastruktur bestimmt werden – versichert das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Die Liste der Bundesstraßen, auf denen ab 1. Juli die Maut erhoben wird, finden Sie auf unserer Website.

Fot: Trans.INFO

 

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