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Die größten Probleme der Lkw-Fahrer. Überraschenderweise handelt es sich nicht um die Löhne

Verzögerungen beim Entladen, lange Wartezeiten beim Kunden, Probleme bei der Parkplatzsuche und mit dem Zugang zu sanitären Anlagen – das sind einige der größten Probleme, über die Lkw-Fahrer klagen. Obwohl die Grundregeln für ihre Arbeit in nationalen und EU-Vorschriften klar definiert sind, gibt es keine "Verordnung, die die Regeln des Arbeitsschutzes in Lagerräumen umfassend festlegt". Und die Auswirkungen dieses Mangels könnten sich bald an uns allen rächen.

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Die Bedeutung des Straßengüterverkehrs und der Berufskraftfahrer wurde mehrfach betont, besonders in Zeiten der Pandemie. Aber schauen wir uns die Zahlen an. Heute sind in Polen fast 800.000 Menschen in der Logistikbranche beschäftigt, ¾ davon machen die Mitarbeiter aus dem Bereich Straßengüterverkehr aus, bei der Hälfte handelt es sich um die Fahrer”, heißt es in dem Bericht „Road transport in Poland 2021+”, der von Spotdata und dem Arbeitgeberverband Transport i Logistyka Polska veröffentlicht wurde.

Die Autoren des Berichts schätzen, dass Transportunternehmen “über 85 Prozent der polnischen Exportwaren befördern und mehrere Milliarden Euro für den Staatshaushalt bringen”. Ein ernsthaftes Risiko für den Zustand dieses wichtigen Sektors stellt aber der akute Fahrermangel dar. Aktuellen Schätzungen zufolge handelt es sich um knapp 200.000 Mitarbeiter.

Überdies lässt die Altersstruktur dieser Berufsgruppe keine optimistischen Zukunftsprognosen zu. Heute sind ⅓ der Vertreter dieser Branche kurz vor dem Rentenalter, und junge Menschen haben keine Lust, sich ans Steuer großer Fahrzeuge zu setzen.

Die häufigsten Vorwürfe

Die “Truckers Life” Stiftung hat vor Kurzem beschlossen, zu untersuchen, was Berufskraftfahrer über ihren Beruf und die Probleme, mit denen sie konfrontiert sind, wirklich meinen. Die Ergebnisse wurden in dem Bericht „Diagnose der Sanitär- und Parkbedingungen in Logistikzentren in Polen und Europa“ vorgestellt.

Die Fahrer wurden gebeten, einige selbst ausgewählte Logistikzentren hinsichtlich der Sanitär- und Parkbedingungen zu bewerten. Berücksichtigt wurden unterschiedliche Standorte, die ihnen nicht nur in Polen, sondern auch in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Spanien zur Verfügung stehen.

Die Liste der genannten Probleme ist nicht kurz. Zu den lästigsten Beschwerden gehören: Nichteinhaltung der vereinbarten Be- und Entladezeiten, lange Wartezeiten beim Kunden, lange Parkplatzsuche, Schwierigkeiten bei der Kommunikation mit dem Personal der Einrichtung und unzureichende sanitäre Infrastruktur.

Die folgenden Zahlen geben besonders zu denken : Fast 37 Prozent der Befragten sagten, dass sie mehr als drei Stunden auf das Entladen gewartet hatten. Die gleiche Zeitspanne für das Beladen wurde bereits von 42 Prozent der Fahrer genannt. Darüber hinaus gaben die Befragten in der Umfrage nicht selten an, dass die Wartezeit im Logistikzentrum bis zu mehreren Dutzend Stunden beträgt.

Kritisiert wurden auch häufige Probleme mit der Verfügbarkeit von Parkplätzen – beinahe die Hälfte der befragten Fahrer bewertete diesen Aspekt der von ihnen ausgewählten Logistikzentren am schlechtesten. 56,5 Prozent der Trucker bemängeln den beschränkten Zugang zu Sanitäreinrichtungen.

Unter den besonders häufig fehlenden Annehmlichkeiten wurden Duschen (53,5 Prozent), Toiletten (41,3 Prozent), Mülltonnen (19,6 Prozent) sowie Geschäfte (15,9 Prozent) und Schnellimbisse genannt (13,1 Prozent).

An dieser Stelle sollte betont werden, dass die Lkw-Fahrer keine Beschwerden über die Sicherheitsvorschriften an den Be- und Entladestellen hatten. Die überwiegende Mehrheit von ihnen bemerkte die Verwendung von Helmen, Warnwesten und angemessenem Schuhwerk. Dabei wurden auch praktisch keine Verstöße gegen Tempolimits und Fahrverbote festgestellt.

Wenn es sich um das Thema “Sicherheit” handelt, dann wurde in der “Diagnose…” auf folgende Probleme hingewiesen

  • unleserliche, verschwommene horizontale Straßenmarkierungen (Linien),
  • unzureichende Markierung der Einfahrtstore und der zulässigen Parkflächen für Flottenfahrzeuge im Logistikzentrum,
  • fehlende Höhenmarkierungen,
  • schwierig zu lesende Karten,
  • Verkehrsschilder von schlechter Qualität (darunter schmutzige Zeichen).

„Unmenschliche Behandlung”

Die im Bericht gesammelten Schlussfolgerungen decken sich mit den Stimmen, die u. a. von Vertretern der Fahrergewerkschaften erhoben wurden. Ein Beispiel dafür ist die Vereinigung Plataforma Nacional Defensa Sector del Transporte, die sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen einsetzt und die Fahrer einst zum Boykott des Hafens von Algeciras in Spanien aufrief, weil die Branche dort „unmenschlich” behandelt werde.

Auf eine „unmenschliche und inakzeptable” Behandlung der Fahrer beim Be- und Entladen in vielen Logistikzentren wies auch der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. hin. Kritisiert wurden vor allem Probleme mit dem Zugang zu den Sanitär- und Sozialeinrichtungen. Daher fordert der BGL eine Gesetzesänderung, die den Zugang zu den oben genannten Anlagen auch für externe Arbeitnehmer garantiert.

Die Autoren der „Diagnose…” betonen, dass Berufskraftfahrer dazu verpflichtet sind, die Bestimmungen der nationalen und des EU-Vorschriften über Lenk- und Ruhezeiten sowie Fahrtenschreiber einzuhalten.

Dabei weisen sie aber darauf hin, dass paradoxerweise „keine dieser Rechtsvorschriften Bestimmungen zum Schutz und zur Gewährleistung sicherer Arbeitsbedingungen für Berufskraftfahrer am Ort des Be- und Entladens von Waren in Logistikzentren vorsehen”.

Der Bericht ruft daher nicht nur zu Gesetzesänderungen auf, sondern auch zur Bereitstellung von Sozialräumen und sanitären Anlagen für Lkw-Fahrer. Überdies enthält
die “Diagnose…” mehrere gute Beispiele, die den Führungskräften von anderen Logistikzentren und Parkhäusern als Inspiration dienen können.

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