Foto: AdobeStock_ThomBal

Elektromobilität: So will die LKW-Branche die Verkehrswende meistern

Die LKW-Branche ist auf dem Weg zur E-Mobilität. Um dies zu erreichen, startet Daimler Truck eine Batterie-Pilotfertigung in seinem Mannheimer Werk. Auch der große Nutzfahrzeughersteller MAN forscht, um Elektro-LKW innerhalb kürzester Zeit und mit einer Leistung von über 1000 kW zu laden. Hier die Einzelheiten.

Lesezeit 4 Min.

Nach den EU-Vorschriften müssen LKW-Hersteller bis 2030 rund ein Drittel ihrer Neufahrzeuge mit Elektroantrieb ausstatten und wenn die Transportbranche vom Verbrennungsmotor loskommen will, brauchen die E-LKW eine entsprechende Infrastruktur und die Branche Geld für die Förderung, um die von der Politik gewollte Antriebswende zu meistern. Doch beides fehlt momentan, das wissen auch die großen LKW-Hersteller wie Daimler Truck und MAN.

Daimler Truck startet Batterie-Pilotfertigung

Bei der Elektro-Mobilität treiben vor allem Batterien den Preis. Daimler Truck bereitet sich darauf vor und startet eine Batterie-Pilotfertigung in seinem Mannheimer Werk auf einer Fläche von gut 10.000 Quadratmetern. Experten sollen dort in dem neuen Zentrum für Batterietechnologie (Battery Technology Center – BTC) Wissen rund um Batterien und deren Produktionsprozesse aufbauen, wie das Unternehmen anlässlich der Eröffnung am 19. Juli mitteilte.

Das BTC ist den Angaben nach in zwei Bereiche aufgeteilt. In einem sollen zunächst pilothaft Zellen hergestellt werden, um Prozesswissen aufzubauen. Zum anderen werden Batteriepakete prototypisch für Prüfstände und Testfahrzeuge gefertigt. Weiter heißt es, dass der Standort Mannheim sich mit der Pilotlinie für Batteriepakete auf eine künftige Serienfertigung vorbereite, die im Zuge der Einführung der nächsten Lithium-Ionen Batteriegeneration für die zweite Hälfte des Jahrzehnts im Werk geplant sei.

Die Eröffnung des BTC ist laut Entwicklungsvorstand Andreas Gorbach ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Elektrifizierung:

Wir haben entschieden, die Montage der zukünftigen Batteriegeneration selbst zu übernehmen und somit wichtige Wertschöpfung im eigenen Haus zu behalten. In und für Europa werden wir das im Mercedes-Benz Werk Mannheim tun und stärken damit weiter das Zukunftsbild des Standorts.“

Bei Daimler Truck ist die Umstellung auf den Elektroantrieb schon weit fortgeschritten. Ende 2024 soll der eActros 600 in Serie gehen, der Eigenangaben zufolge 500 Kilometer ohne Zwischenladen fahren kann. Im April gab Daimler Truck den Erfolg seiner schnell aufladbaren E-LKW bekannt. Das Unternehmen setzt sich auch für den Ausbau von Ladestationen ein.

Megawatt-Meilenstein: Nefton-Projekt liefert Ladekonzepte

Im bayerischen Plattling hat zum ersten Mal ein Elektro-LKW von MAN öffentlich mit über 1000 Kilowatt und 1500 Ampere seine Batterien geladen. Innerhalb von 30 Minuten konnte der 40-Tonner eine Reichweite von 400 Kilometern aufgeladen werden.

In dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Projekt Nefton haben MAN Truck & Bus, die Technische Universität München (TUM) sowie fünf weitere Partner aus Wissenschaft und Industrie das System aus vollelektrischem LKW, Ladesäule und Netzanbindung analysiert und für verschiedene Einsatzszenarien ausgelegt. Im Fokus stand dabei stand das Megawatt Charging System (MCS) für ultraschnelles Stromtanken von E-LKW in der Lenkzeitpause des Fahrers oder beim Be- und Entladen an der Rampe.

Die wissenschaftlichen Fakten sprechen eine klare Sprache: Batterieelektrische LKW haben einen Wirkungsgrad von etwa 75 Prozent. Davon sind Brennstoffzellen-LKW mit nur 26 Prozent Wirkungsgrad und E-Fuels mit einem Wirkungsgrad von lediglich 14 Prozent meilenweit entfernt. Aber für den tatsächlichen effektiven Einsatz von Elektro-Lkw fehlt noch die Infrastruktur an den Hauptverkehrsrouten. Hierfür ist die Technologie des Megawatt-Ladens ein gewaltiger Schritt nach vorne“, erklärte Prof. Markus Lienkamp vom Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik der TUM, der das Projektkonsortium federführend leitet.

Basierend auf der Analyse von realen Einsatzszenarien aus vier Speditionen zeigen die Forschungsergebnisse des gemeinsamen Projekts die Bedeutung von öffentlicher Schnelladeinfrastruktur für die nachhaltige Antriebswende: Während im Regional- und Verteilereinsatz eine Elektrifizierung der Verkehre bereits über eigene Ladeinfrastruktur der Logistik-Zentren möglich ist, bedarf es für eine effektive Umstellung des Fernverkehrs alle 50 Kilometer Schnelladesäulen mit bis zu einem Megawatt Ladeleistung entlang der Kernrouten des Autobahnnetzes.

Zum Forschungskonsortium gehören neben MAN Truck & Bus und der TUM auch die Technische Hochschule Deggendorf, das Fraunhofer ISE, die Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. (FfE) sowie die AVL Software and Functions GmbH und Prettl Electronics Automotive.

 

 

Tags