Die Behörden haben rund 80.000 Polizisten und Gendarmen mobilisiert. Unterstützt von Drohnen, Hubschraubern und Wasserwerfern sollen sie Proteste kontrollieren und verhindern, dass Blockaden den Verkehr vollständig lahmlegen. Für Spediteure besteht hohes Risiko von Verzögerungen, Umleitungen und steigenden Betriebskosten.
Straßensperren und Störungen
Mehrere Präfekturen meldeten bereits am Morgen Blockaden und Schleichfahraktionen auf wichtigen Routen
- Toulon (Var) – Demonstranten betraten die Autobahnen A57 und A50 an den östlichen und westlichen Zufahrten zur Stadt, in der Nähe von Ollioules und La Garde. Dutzende Fahrzeuge sind beteiligt und verlangsamen den Verkehr an beiden Enden Toulons.
- Lyon (Rhône) – Die Polizei greift auf der Ringstraße D183 in Villeurbanne ein, um Demonstranten zu zerstreuen, die versuchen, den Verkehr zu blockieren. Drohnen, ein Hubschrauber und sogar ein Flugzeug werden zur Überwachung der Lage eingesetzt, unterstützt von 1.300 Polizisten und Gendarmen im Département Rhône.
- Brest und Concarneau (Finistère) – Rund 100 Demonstranten haben sich in Brest versammelt, kleinere Gruppen in Concarneau am Kreisverkehr von Moros. Diese Aktionen drohen den Zugang zu lokalen Routen und Logistikzentren zu verlangsamen.
- Paris – Die Behörden erwarten starke Beeinträchtigungen rund um den Boulevard Périphérique und die Logistikhubs. Einige Blockaden an Busdepots in den Vororten wurden bereits von der Polizei aufgelöst.
Die Bewegung „Bloquons tout“ („Alles blockieren“) hatte zu einer „enormen Mobilisierung“ aufgerufen. Bereits am 10. September legten Aktivisten Teile der Pariser Ringstraße stundenlang lahm.
🔴 LE HAVRE | Etwa hundert Arbeiter aus verschiedenen Sektoren verteilen Flugblätter in der Brecque, bevor sie sich um 10 Uhr der Demonstration in Le Havre anschließen und die Arbeiter von Saverglass im PSE unterstützen #18septembre2025 pic.twitter.com/D3iyHY7D2k
— Révolution Permanente (@RevPermanente) 18. September 2025
Polizeieinsatz und Überwachung
Behörden sprechen von einem beispiellosen Polizeieinsatz. Frankreich verfügt inzwischen über mehr als 1.600 Drohnen für Überwachungszwecke. Allein in Lyon werden Drohnen, Hubschrauber, ein Flugzeug sowie Wasserwerfer und gepanzerte Fahrzeuge eingesetzt.
Der Streik beschränkt sich nicht nur auf den Straßenverkehr:
- Pariser Metro – Nur die automatischen Linien 1, 4 und 14 verkehren normal. Andere Linien fahren nur zu Spitzenzeiten mit reduzierter Frequenz. Zehn Stationen, darunter République, Opéra und Bastille, sind den ganzen Tag geschlossen.
- RER – Linie A fährt zu den Stoßzeiten drei Züge von vier, Linie B, die Paris mit dem Flughafen Charles de Gaulle verbindet, ist auf einen Zug von zwei begrenzt. Andere Linien sind stark gestört.
- SNCF-Dienste – Neun von zehn TGVs verkehren, aber nur die Hälfte der Intercités-Züge und drei von fünf TER-Regionaldiensten.
- Flughäfen – Am Flughafen Paris Charles de Gaulle und Orly werden Verzögerungen und Ausfälle erwartet, mit Auswirkungen auf die Frachtabwicklung.
Politischer Hintergrund
Die drei größten Transportgewerkschaften CFDT-FGTE, CGT Transports und FO-UNCP mobilisieren erstmals seit den Rentenprotesten 2023 gemeinsam. Sie kritisieren einen „beispiellos brutalen“ Haushaltsentwurf, der Feiertage streichen, Sozialleistungen kürzen und die Arbeitslosenhilfe reformieren soll. Zudem fordern sie bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen.
Oppositionsparteien unterstützen die Proteste. Olivier Faure, Vorsitzender der Sozialistischen Partei, erklärte, die Franzosen hätten das Gefühl, „sie seien nie gehört worden“, und forderte die Ablehnung der Reformen von Premierminister Sébastien Lecornu.
Worauf sich Spediteure einstellen müssen
Für Transportunternehmen sind heute besonders folgende Risiken relevant:
- Lange Staus und Umleitungen auf Hauptkorridoren (A1, A6/A7, A10, A31, A45).
- Blockierter Zugang zu Logistikhubs in Paris, Lyon, Marseille und Toulon.
- Zusätzliche Polizeikontrollen an Depots und Mautstationen.
- Verzögerungen im intermodalen und Luftfrachtverkehr.
Die Behörden raten Spediteuren, Anweisungen von Polizei und Präfekturen genau zu verfolgen, alternative Routen einzuplanen und Verzögerungen im Tagesverlauf einzukalkulieren.
Mit Demonstrationen in mehr als 250 Städten und einer erwarteten Beteiligung von über 800.000 Menschen könnte der Streik am 18. September zu den größten Mobilisierungen der vergangenen Jahre gehören.
Verdi steht an der Seite der französischen Gewerkschaften
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) unterstützt die französischen Gewerkschaften in ihrem Kampf gegen die geplanten einschneidenden Kürzungsmaßnahmen der Regierung.
„Die geplanten Einschnitte – Streichung von Feiertagen und Urlaubsansprüchen, Kürzungen im öffentlichen Dienst, Abwertung der Renten, höhere Zuzahlungen im Gesundheitswesen sowie Eingriffe in das Arbeitsrecht – belasten einseitig Beschäftigte, Erwerbslose, Kranke sowie Rentnerinnen und Rentner“, sagte der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke in Berlin.
Es dürfe nicht versucht werden, die ökonomischen Probleme des Landes zu Lasten der breiten Bevölkerungsmehrheit zu lösen, so Werneke weiter.
„Es braucht eine gerechte Lösung, bei der große Unternehmen, Vermögende und Spitzenverdiener endlich ihren fairen Beitrag leisten.“ Milliarden an Unternehmenssubventionen ohne Bedingungen, Rekorddividenden und Steuerprivilegien für Reiche seien nicht länger hinnehmbar, während gleichzeitig soziale Rechte beschnitten werden. „Der Kampf der französischen Gewerkschaften ist auch unser Kampf: für soziale Gerechtigkeit, für den Schutz und den Ausbau des Sozialstaates, für gute Arbeit und für Würde im Alter.“