Das Schienengüterverkehrsunternehmen Helrom hat am 14. Juli 2025 einen Antrag auf ein vorläufiges Insolvenzverfahren gestellt. Trotz kürzlich verkündeter Wachstumsschritte und frischer Millioneninvestitionen ist die Finanzierung des Unternehmens gescheitert. CEO Roman Noack erklärte gegenüber der Deutschen Verkehrs-Zeitung (DVZ), dass eine geplante Finanzierung nicht gelungen sei. Das Insolvenzverfahren markiert den Beginn einer Restrukturierung – nicht das Ende, so betonen die Unternehmensvertreter.
Wie kam es zur Insolvenz und wie geht es weiter?
Noch vor wenigen Wochen galt das Unternehmen als einer der innovativsten Anbieter im Bereich der intermodalen Logistik. Mit einer eigens entwickelten Verladetechnologie versprach Helrom, den Schienengüterverkehr flexibler und nachhaltiger zu gestalten. Dabei war der Plan, durch eine massive Erweiterung des Fuhrparks den Ausbau neuer Verbindungen voranzutreiben.
Ende Mai 2025 sicherte sich Helrom eine Finanzierung in Höhe von 32,9 Millionen Euro, strukturiert von der DAL Deutsche Anlagen-Leasing und der Société Générale. Die Mittel sollten unter anderem den Kauf von 120 neuen Helrom-Trailerwagen ermöglichen und damit die Voraussetzungen für sechs weitere Ganzzüge schaffen. CFO Dr. Matthias Herrmann sprach in diesem Zusammenhang von einem Meilenstein:
Mit den Mitteln werden wir die Helrom-Trailerwagen für die nächsten sechs Züge finanzieren.“ Auch Thomas Losay von der Société Générale betonte damals: „Wir freuen uns sehr, Helrom mit einer zweiten Finanzierung innerhalb von zwei Jahren in seiner Entwicklung weiter zu unterstützen.“
Zwischen Investitionsoffensive und Cashlücke
Parallel zur Kapitalaufnahme verkündete Helrom neue Verbindungen, unter anderem einen täglichen Zug zwischen Düsseldorf und Györ in Ungarn sowie einen sechsmal wöchentlichen Dienst nach Kattowitz in Polen. CEO Roman Noack sprach im Mai 2025 noch von einem positiven Ergebnis seit Herbst 2024. Laut Finanzportal Northdata jedoch verzeichnete Helrom seit der Gründung im Jahr 2018 kontinuierlich Verluste, zuletzt 14,6 Millionen Euro im Jahr 2023.
Trotz dieser Verluste gab sich Noack optimistisch. Doch Mitte Juli kam der Rückschlag: „Es gab eine Cashlücke“, erklärte Noack gegenüber eurotransport.de. Die Finanzierung für den Fuhrpark sei zwar gesichert, doch im Bereich des Eigenkapitals habe sich eine Lücke aufgetan. Der Schritt in die vorläufige Insolvenz sei daher notwendig und richtig gewesen, so Noack gegenüber der DVZ.
Restrukturierung statt Rückzug
Die Insolvenz bedeutet für Helrom laut offiziellen Aussagen keinen Rückzug aus dem Markt. Rechtsanwalt Thomas Rittmeister von der Kanzlei Reimer Rechtsanwälte wurde vom Amtsgericht Frankfurt am Main zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Noack betonte, dass das Gericht dem Unternehmen die Aufgabe erteilt habe, gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter Wege zur Fortführung des Geschäftsbetriebs zu prüfen.
Bruno Weissmann, Director of Sales bei Helrom, sprach in einer öffentlichen Mitteilung von „schwierigen Entscheidungen“ und einer „klaren Richtung“: Man wolle sich auf die Kernverkehre entlang der Hauptkorridore konzentrieren und unwirtschaftliche Strecken einstellen. Dies solle helfen, den Betrieb zu stabilisieren und den Weg für eine nachhaltige Zukunft des Unternehmens freizumachen.
Ein schwieriges Umfeld für den Kombinierten Verkehr
Helroms Insolvenz reiht sich ein in ein schwieriges Marktumfeld für den Schienengüterverkehr. Die Kombiverkehr KG appellierte jüngst an die Bundesregierung, die Rahmenbedingungen für den intermodalen Verkehr zu verbessern. Geschäftsführer Heiko Krebs sprach von einer dramatischen Situation und forderte unter anderem Trassenpreisreformen und steuerliche Entlastungen.
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