Der angeschlagene US-Chiphersteller Intel hat endgültig seine Großprojekte in Deutschland und Polen gestrichen. Laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) begründet das Unternehmen diesen Schritt mit einer zu geringen Nachfrage und der Notwendigkeit, Ausgaben deutlich zu reduzieren. Firmenchef Lip-Bu Tan erklärte im Zuge der Vorstellung aktueller Quartalszahlen, man werde geplante Kapazitätserweiterungen weltweit nur noch dann umsetzen, wenn entsprechende Kundenaufträge vorlägen.
Vor diesem Hintergrund haben wir beschlossen, die zuvor geplanten Projekte in Deutschland und Polen nicht weiterzuverfolgen“, so Tan.
Gemeint ist damit die angespannte wirtschaftliche Lage Intels, stagnierende Umsätze und ein Konzernumbau, bei dem auch Werke in Costa Rica geschlossen und Kapazitäten nach Vietnam und Malaysia verlagert werden sollen.
Magdeburg: Vom Hoffnungsträger zur verpassten Chance
Die geplante Fabrik in Sachsen-Anhalt sollte ursprünglich ab 2024 gebaut werden, wobei im Herbst 2024 das Vorhaben verschoben wurde.
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Das Projekt in Magdeburg war mit rund 30 Milliarden Euro Investitionsvolumen geplant – eine der größten Einzelansiedlungen in Deutschland. 3.000 direkte Arbeitsplätze sollten entstehen, tausende weitere Jobs in Zulieferbetrieben.
Der Rückzug ist ein herber Schlag für die Region und für den europäischen Chips Act, der genau solche Projekte fördern wollte.
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sprach von einem „schmerzlichen Tag für Sachsen-Anhalt“, Wirtschaftsminister Sven Schulze verwies auf die schwierige Lage des Unternehmens und die wirtschaftspolitische Abschottung unter US-Präsident Donald Trump: „Beides sind schlechte Voraussetzungen für Intel-Investitionen in Europa.“
Auch Polen verliert: Kein Werk bei Wrocław
Parallel zum Magdeburger Projekt plante Intel eine 4,6-Milliarden-Dollar-Investition in Miękinia bei Wrocław. Dort sollte ein Integrations- und Testzentrum für Halbleiter entstehen – 2.000 Arbeitsplätze waren vorgesehen. Zusammen mit dem irischen Werk für Siliziumwafer und dem geplanten Magdeburger Standort sollte ein europaweit einmaliger, hochmoderner Halbleiter-Lieferkettenkomplex entstehen.
Mit der aktuellen Entscheidung hat Intel jedoch auch dieses Vorhaben beerdigt. Die Pläne seien „angesichts der aktuellen Geschäftslage nicht weiter tragbar“, hieß es aus Unternehmenskreisen.
Die Ansiedlungen in Magdeburg und bei Wrocław galten als zentrale Knotenpunkte in einem neuen europäischen Halbleiternetzwerk. Beide Standorte hätten nicht nur langfristige Lieferketten etabliert, sondern auch zu bedeutenden Investitionen in Verkehrsinfrastruktur, Lagertechnik und spezialisierte Logistiklösungen geführt.
Das Ende der Intel-Großprojekte zeigt, wie verletzlich große Industrieansiedlungen sind, wenn sie auf Einzelakteure setzen.