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Starke Volumina, schwache Margen: Kuehne+Nagel senkt Prognose nach Gewinnrückgang im zweiten Quartal

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Die Kuehne+Nagel-Gruppe hat im ersten Halbjahr 2025 ein Umsatzwachstum verzeichnet, angetrieben durch Marktanteilsgewinne in den Bereichen See- und Luftfracht. Die zugrunde liegende Profitabilität stand jedoch unter Druck – vor allem aufgrund von Währungseinflüssen, volatilen Frachtraten und branchenspezifischen Herausforderungen.

Dieser Text wurde vollständig von einem Redakteur verfasst – basierend auf fachlichem Wissen, journalistischer Erfahrung und sorgfältiger Recherche. Künstliche Intelligenz kam dabei nicht zum Einsatz.

Laut den am 24. Juli veröffentlichten Halbjahreszahlen erwirtschaftete der in der Schweiz ansässige Logistikkonzern einen Nettoumsatz von 12,5 Mrd. CHF – ein Plus von 8 % im Vergleich zum Vorjahr (bzw. 12 % auf konstanter Währungsbasis). Der Bruttogewinn stieg um 4 % auf 4,42 Mrd. CHF, während das EBIT um 4,4 % auf 744 Mio. CHF zurückging. Der Gewinn je Aktie sank von 4,74 CHF im Vorjahr auf 4,48 CHF.

Unsere solide operative Leistung im ersten Halbjahr 2025 zeigt einmal mehr unsere Widerstandsfähigkeit in einem herausfordernden Marktumfeld“, erklärte Stefan Paul, CEO der Kuehne+Nagel International AG. „Wir haben die Grundlage gelegt, um insbesondere in der See- und Luftfracht weitere Marktanteile zu gewinnen.

Seefracht: Volumen steigen, Margen sinken

Die Seefrachtsparte – traditionell das stärkste Segment von K+N – erzielte ein Umsatzwachstum von 16 % auf 4,71 Mrd. CHF. Das Containervolumen stieg um 2 %, mit deutlichen Marktanteilsgewinnen auf den Asien–Europa-Verbindungen.

Allerdings verschlechterte sich die Profitabilität. Das EBIT sank um 7 % auf 368 Mio. CHF, wobei im zweiten Quartal allein ein Rückgang um 21 % im Jahresvergleich verzeichnet wurde. Die Conversion Rate fiel im Q2 von 39 % auf 31 %.

Als Ursachen nennt das Unternehmen negative Währungseffekte und volatile Handelsdynamiken, insbesondere auf transatlantischen sowie US-Strecken. Der sogenannte „Liberation Day“ – ein Hinweis auf eine US-Handelspolitikänderung im Q2 – führte zu einer Schwächung des US-Dollars und zu Unsicherheiten bei Zöllen.

Luftfracht: Anfangsdynamik lässt nach

Die Luftfrachtsparte von K+N verzeichnete im ersten Halbjahr ein Volumenwachstum von 7 % und ein EBIT-Plus von 10 % auf 230 Mio. CHF. Im zweiten Quartal fiel das EBIT jedoch um 2 %, was auf eine nachlassende Dynamik hindeutet.

Besonderes Wachstum wurde in den Bereichen Halbleiter, Frischwaren und Cloud-Infrastruktur beobachtet – diese Sektoren sollen strategisch weiterentwickelt werden. Die Conversion Rate blieb stabil bei 26 %, der Umsatz stieg um 8 % auf 3,65 Mrd. CHF.

Landverkehr: Schwache Nachfrage belastet Ergebnisse

Im Segment Landverkehr setzte sich die schwache Nachfrage in europäischen Märkten fort. Der Umsatz sank leicht auf 1,75 Mrd. CHF, das EBIT brach um 29 % auf 47 Mio. CHF ein. Die Conversion Rate fiel auf 7 %.
Die Übernahme des spanischen Stückgutdienstleisters TDN, abgeschlossen im Juni, soll die regionale Präsenz auf der Iberischen Halbinsel stärken – Auswirkungen auf das H1-Ergebnis waren jedoch noch gering.

Kontraktlogistik: solide operative Leistung, aber Belastung durch Rückstellungen

In der Kontraktlogistik stieg der Umsatz leicht um 1 % auf 2,37 Mrd. CHF. Das EBIT sank jedoch um 6 % auf 99 Mio. CHF, bedingt durch eine Rückstellung in Höhe von 16 Mio. CHF im Zusammenhang mit einem laufenden Ermittlungsverfahren in Italien.

K+N verwies auf eine Rekord-Performance im Q2 sowie die Erweiterung der langjährigen Partnerschaft mit Louis Vuitton – u.a. durch ein neues Distributionszentrum in Tokio.

Free Cashflow erholt sich – Liquidität nimmt ab

Trotz des Margendrucks stieg der Free Cashflow deutlich auf 295 Mio. CHF – im Vergleich zu nur 28 Mio. CHF im ersten Halbjahr 2024. Die Verbesserung ist auf ein effizienteres Working Capital Management und geringere Investitionsausgaben zurückzuführen.

Die liquiden Mittel sanken jedoch auf 581 Mio. CHF (von 1,15 Mrd. CHF Ende 2024). Zudem nahm der Konzern neue Kredite in Höhe von 400 Mio. CHF auf – teilweise zur Finanzierung von Akquisitionen.

Prognose gesenkt – Währungseffekte belasten Ausblick

K+N bestätigte seine Ergebnisprognose für das Jahr 2025 auf Basis des wiederkehrenden EBIT, passte jedoch die Zielspanne auf 1,45–1,65 Mrd. CHF an, um Währungsbelastungen zu berücksichtigen. Das Unternehmen erwartet weiterhin steigende Volumina in See- und Luftfracht, getragen von strukturellen Investitionen und einer breiteren Branchenaufstellung.

Das Umsatzwachstum übertraf klar den Marktdurchschnitt – ein Beleg für die strategische Ausrichtung“, sagte Dr. Joerg Wolle, Vorsitzender des Verwaltungsrats.

Hinter den Kulissen: Was die Zahlen wirklich sagen

Die H1-Ergebnisse von Kuehne+Nagel zeigen zwar nominales Wachstum, doch ein genauer Blick offenbart operative Herausforderungen: sinkende Margen, abnehmende Liquidität und steigende Verbindlichkeiten.

Während der Umsatz um 8 % stieg, ging das EBIT zurück – und die Conversion Rates verschlechterten sich in allen Geschäftsbereichen. Besonders deutlich ist der Rückgang im Seefrachtsegment: trotz zweistelligem Umsatzplus sank das EBIT im Q2 um 21 %. Das deutet auf Volumenwachstum zulasten der Preismacht hin.

Der Rückgang der Barreserven (von 1,15 Mrd. CHF auf 581 Mio. CHF) und die steigende Verschuldung – etwa durch eine Put-Option über 585 Mio. CHF im Zusammenhang mit IMC – sprechen für eine angespannte Bilanzsituation.

Auch die Rückstellung in der Kontraktlogistik belastet das Vertrauen. Trotz Einordnung als Einmaleffekt könnte die Summe von 16 Mio. CHF auf Reputations- oder regulatorische Risiken hinweisen.
Die Luftfracht hielt sich stabil, doch auch hier wirft der EBIT-Rückgang im Q2 Fragen zur Nachhaltigkeit auf. Trotz konstanter Conversion Rate deutet das auf Margendruck hin.

Nicht zuletzt bleibt unklar, inwieweit die Marktanteilsgewinne durch aggressive Preissetzung „erkauft“ wurden – eine Strategie, die bei einer Konjunktureintrübung nur schwer durchzuhalten sein dürfte.
Kurzum: K+N bleibt ein Schwergewicht der Branche, aber die H1-Zahlen 2025 zeigen, dass die operative Widerstandskraft an mehreren Fronten auf die Probe gestellt wird.

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