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Interview: „City-Logistik ist unserer Meinung nach kein Immobilienthema, sondern eine digitale Herausforderung.”

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In unserer Kurzinterview-Serie präsentieren wir, wie Vertreter der Transport-und Logistikbranche sowie der Automobilindustrie das Jahr 2020 in Erinnerung behalten werden und was sie für das kommende Jahr und die nahe Zukunft erwarten. Die Interviews finden Sie bis kurz vor Weihnachten immer dienstags und donnerstags auf unserem Portal.

Heute blickt Umut Ertan, Gründer und Gesellschafter der Schweizer Kapital Global Impact Fund AG, der RLI Unternehmensgruppe und der Realogis Unternehmensgruppe, auf das Jahr 2020 zurück und bewertet die Entwicklungen auf dem Logistikimmobilienmarkt.

Natalia Jakubowska, Trans.INFO: Was waren die Highlights des Jahres 2020? Gab es etwas, was Sie besonders begeistert hat?

Umut Ertan, Gründer und Gesellschafter der Schweizer Kapital Global Impact Fund AG, der RLI Unternehmensgruppe und der Realogis Unternehmensgruppe: Logistik und Logistikimmobilien haben an Image in der Bevölkerung, aber auch in der Politik gewonnen und ihre Systemrelevanz unter Beweis gestellt. Das habe ich in 25 Jahren Branchenzugehörigkeit bisher noch nie in diesem Ausmaß erlebt. Auch der Kapitalmarkt schichtet verstärkt zu Gunsten der stabilen Assetklasse Logistikimmobilien um. Absolutes Highlight ist jedoch für mich als Impact Investor, dass zukünftig verstärkt in natürliche Ressourcen wie Windkraft- und Wellenkraft oder neue, nachhaltige Baustoffe investiert wird.

Was waren die Downlights?

Der Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen ist für mich eines der Downlights. Die Wechselspiele zwischen Artensterben und Pandemien sowie zusätzlichen Menschenwanderungen aus Trockenregionen in die Industrieländer – beides stark begünstigt in den Wechselwirkungen durch den zusätzlich durch uns Menschen ausgelösten Klimawandel – ist wissenschaftlich unbestritten. Der Weg zurück zum Pariser Klimaabkommen durch die USA birgt auch die riesige Chance, in den USA und weltweit eine Greentech Investitionswelle auszulösen.

Vor welchen Herausforderungen stehen wir heute?

Gemeinden werden zukünftig mehr Grundstücke für Industrie- und Logistikimmobilien für das Nearshoring ausweisen müssen, um es der Wirtschaft und Industrie zu ermöglichen, Produkte wieder regionaler zu fertigen. Gleichzeitig gilt es, mit Start-ups wie Sinn Power neue Geschäftsideen rund um die Gewinnung von regenerativen Energien wie Wellenkraft zu entwickeln und umzusetzen, wofür ich mich mit eigenem Kapital seit Jahren einsetze.

Welches Projekt steht bei Ihnen für das Jahr 2021 auf der Agenda?

City-Logistik ist unserer Meinung nach kein Immobilienthema, sondern eine digitale Herausforderung. Hier eröffnen die fortschreitende Digitalisierung der Prozesse sowie die Vermaschung der verfügbaren unternehmens- und personenbezogenen Daten in einer Smart City neues Optimierungspotenzial. Das wollen wir mit dem Münchener Start-up u-pax voranbringen.

Welche Themen und Trends werden die nahe Zukunft prägen?

Krisenresistentere Industrien und Güter des täglichen Bedarfs werden zukünftig eine größere Rolle im Portfolio von Logistikdienstleistern spielen, die Bedeutung der Branche Automotive wird sich verschieben. Zudem werden Shareholder und Stakeholder eine Schlüsselrolle spielen, wenn es um Graue Energie und die Nutzung von natürlichen Ressourcen geht. Mieter werden den Druck ihrer Konsumenten an die Baubranche verstärkt weitergeben.

Foto: Realogis Unternehmensgruppe

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