Die Finanzminister der EU‑Mitgliedstaaten haben sich auf eine Pauschalzollgebühr in Höhe von 3 Euro für Sendungen mit einem Warenwert von bis zu 150 Euro geeinigt. Diese Entscheidung wurde getroffen, während der Zustrom günstiger Pakete nach Europa ein bisher ungekanntes Ausmaß erreicht und Zollbehörden sowie Logistikdienstleister mit steigenden Bearbeitungskosten, zusätzlichen Kontrollen und zunehmenden Missbrauchsrisiken konfrontiert sind.
Millionen Pakete täglich und wachsender Druck auf das System
Laut der Europäischen Kommission werden 2024 voraussichtlich 4,5 Milliarden Niedrigwertsendungen in die Union gelangen, von denen 91% aus China stammen. Die große Mehrheit wurde von Verbrauchern direkt über das Internet bestellt, hauptsächlich über globale E-Commerce-Plattformen.
Das Ausmaß des Phänomens ist enorm. Zurzeit kommen etwa 12,6 Millionen solcher Pakete täglich in der Union an, und der Trend zeigt deutlich nach oben. Die Kommission weist auch darauf hin, dass ein erheblicher Teil der Sendungen Waren enthält, die den EU-Produktstandards nicht entsprechen und reale Risiken für die Gesundheit und Sicherheit der Verbraucher darstellen.
Ende eines Wettbewerbsvorteils für Verkäufer außerhalb der EU
Bislang waren Sendungen bis zu einem Wert von 150 Euro von Zollgebühren befreit, und die Verbraucher zahlten nur die Mehrwertsteuer. Laut dem EU-Rat schuf dieser Mechanismus einen unfairen Wettbewerbsvorteil für Verkäufer aus Drittländern gegenüber Unternehmen, die im Binnenmarkt tätig sind.
In der offiziellen Begründung betonten die Finanzminister, dass das derzeitige System Missbrauch fördert, hohe Umweltkosten verursacht und Zollbehörden überlastet, die eine gigantische Anzahl von Niedrigwertsendungen abwickeln müssen. Die neue Gebühr soll eines der Instrumente sein, um den Zustrom sogenannter billiger Massenware zu begrenzen und den Schutz des Binnenmarktes zu stärken.
Wer von der neuen Gebühr betroffen ist
3 Euro Zollgebühren müssen von außerhalb der EU ansässigen Verkäufern gezahlt werden, die im IOSS (Import-One-Stop-Shop) System registriert sind. Dieser Mechanismus ermöglicht es ausländischen Plattformen und Verkäufern, die Mehrwertsteuer in einem Mitgliedstaat für die gesamte Union abzuwickeln.
Laut dem EU-Rat stammen 93% aller E-Commerce-Sendungen, die in die Gemeinschaft gelangen, von im IOSS registrierten Unternehmen. Die Europäische Kommission wird auch prüfen, ob die Gebühr in Zukunft auch auf außerhalb dieses Systems tätige Verkäufer ausgeweitet werden sollte.
Vorübergehende Lösung bis zur vollständigen Zollreform
Die neue Belastung ist vorübergehend. Letztendlich plant die Union die vollständige Abschaffung der 150 Euro Schwelle und die Anwendung der Standardzollsätze auf alle Sendungen aus Drittländern, die für die jeweilige Produktgruppe gelten.
Dies soll mit der Einführung der gemeinsamen EU-Zoll-Datenplattform geschehen, die eine vollständige Digitalisierung und Automatisierung der Zollabfertigung ermöglichen wird. Nach den aktuellen Annahmen wird dies 2028 erfolgen.
Unterschied zur vorgeschlagenen Bearbeitungsgebühr
Die Europäische Kommission unterscheidet klar die neue Zollgebühr von der vorgeschlagenen Bearbeitungsgebühr von 2 Euro für die Bearbeitung von E-Commerce-Sendungen. Letzterer Vorschlag, Teil einer umfassenderen Zollrechtsreform, soll einen Teil der Kosten abdecken, die den Zollbehörden im Zusammenhang mit der Massenkontrolle kleiner Pakete entstehen.
Die Einführung einer Bearbeitungsgebühr bleibt Gegenstand von Verhandlungen zwischen dem Europäischen Parlament und dem EU-Rat und ist in diesem Stadium noch nicht abgeschlossen.
Auswirkungen auf Transport und Logistik
Obwohl formal die neue Gebühr außerhalb der EU ansässige Verkäufer belastet, werden ihre Auswirkungen in der gesamten Lieferkette spürbar sein. Für Logistikdienstleister und Kurierunternehmen bedeutet dies zusätzliche Verfahren, potenzielle Volumenänderungen und größeren Druck auf die Qualität der Zolldaten.
Eines ist sicher: ab dem 1. Juli 2026 wird die Ära der komplett zollfreien kleinen Pakete aus Drittländern enden, und der europäische E-Commerce- und Transportmarkt wird in eine neue, deutlich stärker regulierte Phase eintreten.









