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Insolvenzen steigen weiter: Verkehr und Logistik bleiben Sorgenkind der Wirtschaft

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Der Jahresausklang bringt frische Zahlen zur Insolvenzlage in Deutschland und sie bestätigen, was Branchenbeobachter seit Monaten ahnen. Besonders die Transport- und Logistikbranche bleibt ein Krisenherd. Was die neuesten amtlichen Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, wo die Risiken liegen und warum das erste Quartal 2026 entscheidend werden könnte, analysiert dieser Beitrag.


Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) stieg die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen im November 2025 um 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Bereits im gesamten Zeitraum Januar bis September 2025 meldeten die Amtsgerichte 18.125 Unternehmensinsolvenzen – ein Anstieg um 11,7 Prozent und der höchste Wert seit 2014.

Logistikbranche erneut mit höchster Insolvenzdichte

Die höchste Zahl an Insolvenzen je 10.000 Unternehmen verzeichnet erneut die Branche “Verkehr und Lagerei” mit 98 Fällen. Damit wird die angespannte Lage in der Logistik nun auch durch offizielle Zahlen bestätigt. Zum Vergleich: Im Baugewerbe liegt der Wert bei 79,4, im Gastgewerbe bei 79,7.

Amtliche Statistik als Bestätigung früherer Warnsignale

Bereits Anfang Dezember hatte ein Bericht von Creditreform auf eine strukturelle Krise im Mittelstand hingewiesen. Nun liefern die Destatis-Zahlen die amtliche Bestätigung: Die Insolvenzwelle ist nicht nur ein temporäres Phänomen, sondern Ausdruck tieferliegender Verwerfungen.

Wirtschaft zwischen Erholung und strukturellem Druck

Das Bundeswirtschaftsministerium verweist in seiner aktuellen Mitteilung vom 15. Dezember auf eine “wirtschaftliche Stabilisierung zum Jahresende”. Die Industrieproduktion stieg im Oktober preis-, kalender- und saisonbereinigt um 1,8 Prozent. Auch die Auftragseingänge zogen spürbar an, vor allem im Bereich der Investitionsgüter.

Doch diese Erholung sei laut Ministerium nur ein “robuster Start ins Schlussquartal”. Die Stimmung bleibt uneinheitlich: Besonders in der Exportwirtschaft dämpfen schwache Auslandsaufträge und Lieferengpässe die Erwartungen. Für die Transportbranche bedeutet das: Die Auftragslage ist weiterhin volatil, während strukturelle Probleme wie hohe Energiepreise, Fahrermangel und Finanzierungsbarrieren bestehen bleiben.

Früher Indikator: Belastung dürfte Anfang 2026 anhalten

Zwar zeigt der IWH-Insolvenztrend für November einen Rückgang der Insolvenzen um 17 Prozent zum Vormonat. Dennoch rechnen Experten mit einem erneuten Anstieg zu Jahresbeginn 2026. Die amtliche Statistik bildet Anträge mit Zeitverzögerung ab, viele der im Dezember gemeldeten Fälle spiegeln bereits die wirtschaftliche Lage vom Spätsommer wider.

Angesichts der gemischten Signale aus Produktion, Konsum und Export sind Insolvenzen im Logistiksektor auch für das erste Quartal nicht auszuschließen.

Fazit: Amtliche Zahlen unterstreichen Handlungsdruck

Mit der erneuten Spitzenposition bei der Insolvenzhäufigkeit zeigt sich: Die Logistikbranche bleibt besonders verletzlich. Die Erholung der Industrie oder Konsumtrends reichen nicht aus, um das strukturelle Ungleichgewicht zu kompensieren.

Für 2026 braucht es gezielte politische Impulse, darunter eine Entlastung bei Energie- und Mautkosten sowie verbesserte Finanzierungsbedingungen. Nur so lässt sich der Druck auf mittelständische Transportunternehmen mildern und die Resilienz der Lieferketten stärken.

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