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Andreas Schumann, Vorsitzender des BdKEP

Kurzinterview: “Die Herausforderung wird sein, diese Kostensteigerungen durch einen Mix aus Produktivitäts- und Erlössteigerung auszugleichen”

Heute ist Andreas Schumann an der Reihe. Der Vorsitzende des Bundesverbandes der Kurier-Express-Post-Dienste erklärt, wie der Mangel an Betriebsmitteln und damit verbundene erhebliche Kostensteigerungen die Branche in 2022 prägen wird.

Lesezeit 3 Min.

Natalia Jakubowska, Trans.INFO: Was hat sich im vergangenen Jahr in der Transport-und Logistikbranche geändert?

Andreas Schumann, Vorsitzender des Bundesverbandes der Kurier-Express-Post-Dienste: Die bisher bekannte Planbarkeit für Aufträge, in der Beschaffung und beim Personal ist nicht mehr gegeben.

Ohne was geht es gar nicht mehr?

Ohne zuverlässige und motivierte Mitarbeiter*innen kommt der Geschäftsbetrieb zum Erliegen.

Welche Trends und Entwicklungen werden das Jahr 2022 prägen?

Kostensteigerung bspw. durch Erhöhung des Mindestlohn oder gestiegene Fahrzeugkosten, Absenkung der Gewichtsgrenze für die Gemeinschaftslizenz im grenzüberschreitenden Verkehr auf über 2,5 t zGG, Umsetzung von Regelwerken zur Erreichung von Klimaschutzzielen, zunehmender Verkehr und Umverteilung von Verkehrsraum und höhere Bußgelder besonders für Verstöße beim kurzzeitigen Halten, Elektromobilität, neue Fahrzeugkonzepte und Lastenräder sowie wegen Produktionsengpässen der Hersteller fehlende Neufahrzeuge werden das neue Jahr prägen. Nicht zuletzt wird sich die Branche weiter digitalisieren.

Welcher Trend ist für Sie am wichtigsten und warum?

Der im Mittelstand prägende Trend für 2022 werden Mangel an Betriebsmitteln und damit verbundene erhebliche Kostensteigerungen sein. Beispielsweise der neue Mindestlohn erhöht die Kosten nicht nur in den unteren Lohngruppen sondern auch in den darüber liegenden Lohngruppen. Das ganze Lohngefüge wird nach oben verschoben. Aufgrund des Mangels an Neufahrzeugen steigen die Kosten für den Kauf der überhaupt lieferbaren Nutzfahrzeuge genauso wie Miet- oder Leasingkosten für verlängerte Verträge. Die Kostensteigerungen werden sich durch nahezu alle zu beschaffende Betriebsmittel und Ressourcen ziehen.

Welche Herausforderungen stellen diese Trends und Entwicklungen für Unternehmen dar? Wie können Unternehmen diese gut meistern?

Die Herausforderung wird sein, diese Kostensteigerungen durch einen Mix aus Produktivitäts- und Erlössteigerung auszugleichen. Diese Entwicklung ist vor dem Hintergrund der oft dünnen Kapitaldecke mittelständischer KEP Unternehmen sowie gerade im Paketbereich erhebliche Abhängigkeit von einzelnen Auftraggebern zu sehen. Die Lösungsansätze stellen für traditionelle Unternehmen oft gravierende Umstellung der Betriebsabläufe und damit einen Kulturwandel dar. Der Umstieg auf Elektromobilität und Lastenräder für regionale Transporte, weitere Digitalisierung als Voraussetzung für neue Geschäftsmodelle bzw. zur Befriedigung steigender Kundenanforderungen, Schaffung attraktiverer Beschäftigungsmodelle und Ansprache neuer Mitarbeitersegmente, Bündelung von Sendungsströmen über Kooperationen und Nutzung offener Standards, Akquise von Kunden mit Direkteinspeisung von Sendungen im Unternehmen statt Abhängigkeiten als Nachunternehmer von Systemgebern sind mögliche Lösungsansätze zur Bewältigung der Herausforderungen. Unternehmen, die den Wandel trotz der Herausforderungen mutig und geschickt angehen, können gestärkt aus der Entwicklung herausgehen.

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