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Scope 3: Das unsichtbare Hindernis auf dem Weg zur Netto-Null-Lieferkette

Entscheidungsgrundlage für Unternehmen entwickelt. Dennoch verantworten europäische Unternehmen noch immer 26 Prozent der europaweiten CO2-Emissionen lediglich neun Prozent der Firmen sind auf dem richtigen Weg, ihre Netto-Null-Ziele zu erreichen. Die zügige Festlegung und Einhaltung strenger Emissionsvorgaben kann sich jedoch erheblich auf Markenimage, Investitionsmöglichkeiten und den Geschäftserfolg auswirken. So ist knapp die Hälfte aller Investoren bereit, sich von Unternehmen zu trennen, die keine ausreichenden Maßnahmen in Bezug auf Umweltfragen ergreifen. Darüber hinaus vermeidet jeder dritte Verbraucher bestimmte Marken, wenn er Bedenken bei deren Nachhaltigkeitsverständnis und Ethik hat. Es besteht also dringender Handlungsbedarf, um den Erwartungen und Anforderungen der heutigen Zeit gerecht zu werden.

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Bei der Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie liegt der primäre Fokus häufig auf der Verringerung von Emissionen aus dem Tagesbetrieb (Scope 1) sowie der Energieerzeugung (Scope 2). Emissionen aus diesen beiden Bereichen lassen sich traditionell leichter erfassen, überwachen sowie reduzieren. Daher stehen sie auch häufiger im Fokus der Unternehmen. Rund 90 Prozent der Emissionen fallen jedoch in eine andere Kategorie: Scope 3. Dieser Bereich umfasst sämtliche Emissionen, für die Unternehmen in der Wertschöpfungskette indirekt verantwortlich sind. Dabei entfallen rund 60 Prozent der gesamten Scope-3-Emissionen auf die Lieferkette. Vernachlässigen Unternehmen diese Emissionen und deren Auswirkungen auf die Umwelt, ignorieren sie wichtige und weitreichende Möglichkeiten zur Optimierung ihrer CO2-Bilanz.

Auf welche Maßnahmen sollten sich Unternehmen also konzentrieren und wie können Verantwortliche in der Lieferkette das unsichtbare Emissionshindernis bewältigen?

Harmonisierte Industriedaten für genauere Visibilität

In Kürze wird die Emissionsüberwachung für Entscheidungsträger der Lieferkette in ganz Europa verpflichtend: Denn mit Inkrafttreten des neuen europäischen Lieferkettengesetzes tragen sie die Verantwortung für ihre gesamte Lieferkette. Um diesen Anforderungen nachzukommen und stets den Überblick über die gesamte Wertschöpfungskette zu behalten, benötigen Unternehmen vollständige Transparenz ihrer Betriebsabläufe.

Eine solche Visibilität erfordert allerdings auch die Zusammenarbeit von Spediteuren und Verladern, um branchenübergreifende Daten zu konsolidieren und ein genaues Bild der Scope-3-Emissionen zu gewinnen. Ist dies nicht gegeben, lassen sich realistische Ziele nur schwer festlegen und erreichen. Erst durch die Harmonisierung der Branchendaten wird es möglich, diese Herausforderung wirklich zu überwachen und zu bewältigen. Führende Vertreter der Lieferkette sollten daher zusammenarbeiten und Daten kombinieren, um deren kollektiven ökologischen Fußabdruck wirksam zu überwachen und zu verringern. Nur dadurch lassen sich Visibilitätsdaten der Lieferkette nutzen, um intelligentere Entscheidungen zu treffen und vor allem Scope-3-Emissionen endgültig zu reduzieren.

Datengestützte Entscheidungsfindung

Eine höhere Visibilität muss auch genauere Vorhersagen zu potenziellen Szenarien ermöglichen, die sonst zum Verfehlen der Emissionsziele führen könnten. Beispielsweise gewährleisten Visibilitätstechnologien in der Seefracht eine präzise Bestimmung der Schiffsposition und die Erstellung digitaler Zwillinge. So lassen sich verschiedene Szenarien bereits im Vorfeld durchspielen. Diese Daten in Echtzeit unterstützen ebenfalls dabei, Hafenüberlastungen vorherzusagen oder die Wahrscheinlichkeit von Ereignissen zu bestimmen, während gleichzeitig der Ist-Zustand überwacht wird. Durch den Vergleich der beiden Szenarien treffen Unternehmen exakte Vorhersagen und dadurch taktische Entscheidungen zur Reduzierung der Scope-3-Emissionen.

Dank Visibilitätsdaten und prädiktiven Prognosen können Unternehmen ihre Supply Chain wirksam verändern, Kosten senken und die Umweltbelastung auf ein Minimum reduzieren. Um Emissionen aus dem Bereich Scope 3 zu reduzieren, haben viele Unternehmen bereits einen multimodalen Ansatz in ihre Strategie integriert und setzen auf schadstoffärmere Verkehrsträger wie den Schienenverkehr und die Binnenschifffahrt. Bisher gab es jedoch Lücken bei der Visibilität, wenn Lieferungen zum Beispiel zwischen verschiedenen Verkehrsträgern oder über Grenzen hinweg transportiert wurden. Durch moderne Echtzeit-Visibilitätslösungen stehen heute lückenlose Tracking-Daten zur Verfügung, selbst wenn das Transportgut mehrmals den Frachtführer gewechselt hat. So können Unternehmen die optimale Kombination von Verkehrsträgern wählen und sich für die jeweils umweltfreundlichste Route entscheiden. Auf diese Weise lassen sich Emissionen minimieren, Nadelöhre vermeiden und Kosten senken. Diese Vorgehensweise wird als „Least Emission Routing“ bezeichnet und ermöglicht Unternehmen den Zugang zu Daten, die intelligentere und nachhaltigere Entscheidungen zulassen.

 

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