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LKW-Erhebung: Transit bleibt dominierender Faktor auf Tiroler Inntalautobahn

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Die jüngste Verkehrserhebung auf der Tiroler Inntalautobahn A12 bestätigt erneut, dass der Transitverkehr nach wie vor der maßgebliche Treiber des LKW-Aufkommens auf der Brennerroute ist. Laut einer Befragung aus dem Herbst 2024 erfolgen 57 Prozent der werktäglichen LKW-Fahrten auf der A12 im reinen Transitverkehr.

Dieser Text wurde vollständig von einem Redakteur verfasst – basierend auf fachlichem Wissen, journalistischer Erfahrung und sorgfältiger Recherche. Künstliche Intelligenz kam dabei nicht zum Einsatz.

Durchgeführt wurde die Erhebung im September und Oktober 2024 im Auftrag des Landes Tirol von der Fachstelle Planoptimo. An den Kontrollstellen Kundl und Radfeld wurden stichprobenartig 5.060 Fahrer von Fahrzeugen mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen persönlich befragt. Die Auswertung basiert auf diesen Interviews und einer anschließenden Hochrechnung mit Mautdaten des Autobahnbetreibers Asfinag.

Die Erhebung war bereits im Sommer angekündigt worden. Damals hatte Verkehrslandesrat Rene Zumtobel betont, dass detaillierte Daten zu Herkunft, Zielregion, Güterstruktur und Fahrzeugtechnik eine essenzielle Grundlage für die bestehenden Maßnahmen wie das sektorale Fahrverbot, das Nachtfahrverbot oder das Euroklassenfahrverbot darstellen. Die Ergebnisse fließen zudem in das Tiroler Güterverkehrsmodell und die Weiterentwicklung des Verkehrsmanagementsystems entlang der Brennerachse ein.

Transitverkehre dominieren – besonders zwischen Deutschland und Italien

Die Erhebung zeigt, dass 57 Prozent des LKW-Aufkommens auf der A12 auf Transitverkehre entfallen. Davon wiederum verlaufen 38 Prozent der Fahrten zwischen Italien und Deutschland. Mit einem Anteil von 30 Prozent stellen polnische LKW die größte nationale Gruppe unter den Transitfahrzeugen. Dahinter folgen Fahrzeuge aus Litauen und Italien (jeweils 13 Prozent), sowie LKW mit deutscher und rumänischer Zulassung (jeweils 9 Prozent).

Schwer beladen auf Transitkurs

Transporte innerhalb Österreichs – sogenannter Binnenverkehr – machen 26 Prozent des Gesamtaufkommens aus. Weitere 17 Prozent entfallen auf den sogenannten Quell-/Zielverkehr, bei dem entweder der Ausgangs- oder Zielort im Ausland liegt. Besonders häufig treten Verbindungen mit Polen, Ungarn, der Slowakei oder Tschechien auf (7 Prozent). Jeweils 4 Prozent der Fahrten führen in oder aus den Niederlanden bzw. Belgien, Luxemburg, Großbritannien oder Irland.

Transitfahrzeuge sind im Schnitt schwerer beladen als andere: Mit durchschnittlich 14,2 Tonnen Ladung übertreffen sie sowohl den Binnenverkehr (10 Tonnen) als auch die Quell-/Zielverkehre (13,1 Tonnen) deutlich.

Mehr LKW und mehr Transportvolumen

Im Vergleich zu 2021 ist das durchschnittliche werktägliche LKW-Aufkommen um 3,6 Prozent gestiegen – auf nun 12.079 Fahrzeuge pro Tag (2021: 11.662). Die beförderte Gesamttonnage wuchs um 8,3 Prozent auf rund 140.500 Tonnen täglich. Auch der Anteil an Leerfahrten nahm zu: 11,5 Prozent der Fahrten erfolgten ohne Ladung – ein Anstieg von 6,2 Prozent gegenüber 2021. Besonders hoch ist der Leerfahrtanteil im Binnenverkehr (27,5 Prozent); im Transitbereich liegt er dagegen bei lediglich 2,3 Prozent.

Nachtfahrten trotz Verbot

Trotz geltender Nachtfahrbeschränkungen sind zwischen 22 und 5 Uhr im Schnitt 864 LKW unterwegs – das entspricht 7,2 Prozent des täglichen Aufkommens. Fahrzeuge mit österreichischer Zulassung stellen mit 35 Prozent die größte Gruppe im Nachtverkehr (zum Vergleich: 28 Prozent am Tag). Es folgen LKW aus Polen (13 Prozent), Deutschland (11 Prozent) und Italien (9 Prozent). Bemerkenswert: Während im Binnenverkehr 90 Prozent der LKW aus Österreich stammen, sind es im Transitverkehr nur 2 Prozent. Nachts dominieren im Transitverkehr polnische (22 Prozent), italienische (17 Prozent) und litauische (12 Prozent) LKW.

Lebensmittel und Pakete als häufigste Fracht

Nachts dominieren Nahrungs- und Genussmittel mit 38 Prozent als häufigste Warengruppe. Auf Platz zwei folgen Post- und Paketsendungen mit 13 Prozent. Auch tagsüber stehen Lebensmittel mit 20 Prozent an erster Stelle, während Paketdienste mit einem Anteil von 3 Prozent deutlich geringer vertreten sind.

Moderne Fahrzeugflotte

Die Auswertung der eingesetzten Fahrzeuge zeigt einen sehr hohen Anteil moderner Technik: 99,8 Prozent der LKW entsprechen der Euro-6-Abgasnorm. Die durchschnittlich jüngsten Fahrzeuge sind mit drei Jahren im Transitverkehr unterwegs; im Binnenverkehr beträgt das Durchschnittsalter 3,8 Jahre.

Streit um Transitmaßnahmen landet vor dem EuGH

Die Tiroler Verkehrspolitik hat inzwischen auch eine juristische Dimension erreicht. Im Sommer 2024 reichte Italien Klage gegen Österreich beim Europäischen Gerichtshof ein. Der Vorwurf: Die zahlreichen Tiroler Maßnahmen – etwa das sektorale Fahrverbot, Nachtfahrverbote, Winterfahrverbote und die Blockabfertigung – behinderten den freien Warenverkehr innerhalb der EU.

Die EU-Kommission unterstützt Italien in diesem Verfahren als Streithelferin und sieht in den Tiroler Regelungen einen Verstoß gegen EU-Recht. Italiens Verkehrsminister Matteo Salvini zeigte sich zuletzt zuversichtlich, dass der EuGH Österreich verurteilen werde – zugleich äußerte er Gesprächsbereitschaft gegenüber dem neuen österreichischen Verkehrsminister Peter Hanke, der sich offen für eine Wiederaufnahme bilateraler Gespräche zeigte. Ein Urteil des EuGH wird in den kommenden Monaten erwartet.

Wir warten in den kommenden Monaten auf das Urteil. Ich bin überzeugt, dass das Urteil Italien Recht geben wird, denn die österreichischen Verbote sind ein Verstoß gegen den freien Personen- und Warenverkehr in allen EU-Ländern”, wird Italiens Verkehrsminister von Südtirol News zitiert.

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