Das in Singapur ansässige Unternehmen, eng verbunden mit dem Betreiber Safetrans Line, plant in diesem Jahr eine einmalige, saisonale Fahrt mit der Istanbul Bridge (4.890 TEU Kapazität).
Das Schiff wird die Häfen Qingdao, Shanghai, Ningbo, Felixstowe, Rotterdam, Hamburg und Danzig anlaufen. Die geschätzte Transitzeit beträgt lediglich 18 Tage – weniger als die Hälfte der üblichen 30–50 Tage, die über das Kap der Guten Hoffnung benötigt werden.
Der Service richtet sich an hochwertige und zeitkritische Ladungen wie Elektronik und Bekleidung. Ziel ist es, die Lagerumschlagszyklen zu verkürzen und die Flexibilität der Lieferketten für Versender zu erhöhen. Laut Berichten ist die Jungfernfahrt bereits komplett ausgebucht.
Alternative Kapazität für den Containerverkehr
Die arktische Initiative des Unternehmens knüpft an Maßnahmen während der Rotmeerkrise an, als Sea Legend mithilfe chinesischer Schiffe mit zusätzlicher Bordabsicherung alternative Kapazitäten zu Häfen im Nahen Osten bereitstellte.
Diese Erfahrungen legten offenbar den Grundstein für die aktuelle arktische Expansion – ermöglicht durch die saisonale Abnahme der Eisdecke sowie die enge Kooperation mit dem russischen Rosatomflot, der staatlichen Agentur für den Ausbau der Korridorinfrastruktur.
Obwohl die Nördliche Seeroute – auch „Polar Silk Road“ genannt – insbesondere in Russland und China auf wachsendes Interesse stößt, bleibt sie wegen der dicken Eisdecke weiterhin stark saisonabhängig. Der Korridor ist üblicherweise nur wenige Monate im Frühjahr und Sommer befahrbar.
Nördliche Seeroute – Perspektiven
Die Nördliche Seeroute verläuft durch arktische Gewässer und verbindet Europa mit Asien. Dabei passiert sie die Küsten Russlands, Skandinaviens, Grönlands und Kanadas. Heute gilt sie als eine der kürzesten Seeverbindungen zwischen den Kontinenten und wird zu Handelszwecken seit 2010 genutzt.
Die Aussichten für den Schiffsverkehr entlang dieser Route sind vielversprechend: Klimawandel und das Schmelzen der arktischen Eisdecke erleichtern den Zugang zu dieser Region, verkürzen Transportzeiten zwischen Europa und Asien und senken die Transportkosten.
Beispiel: Die Strecke Rotterdam–Shanghai über die Nördliche Seeroute ist 24 % kürzer als über den Suezkanal. Falls eine Umfahrung des Kaps der Guten Hoffnung nötig ist, kann sich die Distanz sogar um über 70 % verkürzen.
Vergleich der Entfernungen (Seemeilen) zwischen asiatischen Häfen und Rotterdam
Ausgangshafen | Kap der Guten Hoffnung | Suezkanal | Nördliche Seeroute | Differenz % |
---|---|---|---|---|
Yokohama, Japan | 14 448 | 11 133 | 7 010 | 27 % |
Busan, Südkorea | 14 084 | 10 744 | 7 667 | 29 % |
Shanghai, China | 13 796 | 10 577 | 8 046 | 24 % |
Hongkong, China | 13 014 | 9 701 | 8 594 | 11 % |
Ho-Chi-Minh-Stadt, VN | 12 258 | 8 887 | 9 428 | 6 % |
Quelle: Świeboda J., Lysionok A., Majowicz A. u. a., *Transport intermodalny na Nowym Jedwabnym Szlaku*, Polski Instytut Transportu Drogowego, Wrocław 2020