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Foto: AdobeStock/ Tamara Sushko

Neue Seeroute von China nach Europa – Transitzeit halbiert

Lesezeit 3 Min.

Das chinesische Transportunternehmen Sea Legend Shipping eröffnet eine direkte Containerschiffverbindung zwischen China und Europa über die Nördliche Seeroute. Der Korridor ist zudem mit Polen verbunden.

Dieser Text wurde vollständig von einem Redakteur verfasst – basierend auf fachlichem Wissen, journalistischer Erfahrung und sorgfältiger Recherche. Künstliche Intelligenz kam dabei nicht zum Einsatz.

Das in Singapur ansässige Unternehmen, eng verbunden mit dem Betreiber Safetrans Line, plant in diesem Jahr eine einmalige, saisonale Fahrt mit der Istanbul Bridge (4.890 TEU Kapazität).

Das Schiff wird die Häfen Qingdao, Shanghai, Ningbo, Felixstowe, Rotterdam, Hamburg und Danzig anlaufen. Die geschätzte Transitzeit beträgt lediglich 18 Tage – weniger als die Hälfte der üblichen 30–50 Tage, die über das Kap der Guten Hoffnung benötigt werden.

Der Service richtet sich an hochwertige und zeitkritische Ladungen wie Elektronik und Bekleidung. Ziel ist es, die Lagerumschlagszyklen zu verkürzen und die Flexibilität der Lieferketten für Versender zu erhöhen. Laut Berichten ist die Jungfernfahrt bereits komplett ausgebucht.

Alternative Kapazität für den Containerverkehr

Die arktische Initiative des Unternehmens knüpft an Maßnahmen während der Rotmeerkrise an, als Sea Legend mithilfe chinesischer Schiffe mit zusätzlicher Bordabsicherung alternative Kapazitäten zu Häfen im Nahen Osten bereitstellte.
Diese Erfahrungen legten offenbar den Grundstein für die aktuelle arktische Expansion – ermöglicht durch die saisonale Abnahme der Eisdecke sowie die enge Kooperation mit dem russischen Rosatomflot, der staatlichen Agentur für den Ausbau der Korridorinfrastruktur.

Obwohl die Nördliche Seeroute – auch „Polar Silk Road“ genannt – insbesondere in Russland und China auf wachsendes Interesse stößt, bleibt sie wegen der dicken Eisdecke weiterhin stark saisonabhängig. Der Korridor ist üblicherweise nur wenige Monate im Frühjahr und Sommer befahrbar.

Nördliche Seeroute – Perspektiven

Die Nördliche Seeroute verläuft durch arktische Gewässer und verbindet Europa mit Asien. Dabei passiert sie die Küsten Russlands, Skandinaviens, Grönlands und Kanadas. Heute gilt sie als eine der kürzesten Seeverbindungen zwischen den Kontinenten und wird zu Handelszwecken seit 2010 genutzt.

Die Aussichten für den Schiffsverkehr entlang dieser Route sind vielversprechend: Klimawandel und das Schmelzen der arktischen Eisdecke erleichtern den Zugang zu dieser Region, verkürzen Transportzeiten zwischen Europa und Asien und senken die Transportkosten.

Beispiel: Die Strecke Rotterdam–Shanghai über die Nördliche Seeroute ist 24 % kürzer als über den Suezkanal. Falls eine Umfahrung des Kaps der Guten Hoffnung nötig ist, kann sich die Distanz sogar um über 70 % verkürzen.

Vergleich der Entfernungen (Seemeilen) zwischen asiatischen Häfen und Rotterdam

Ausgangshafen Kap der Guten Hoffnung Suezkanal Nördliche Seeroute Differenz %
Yokohama, Japan 14 448 11 133 7 010 27 %
Busan, Südkorea 14 084 10 744 7 667 29 %
Shanghai, China 13 796 10 577 8 046 24 %
Hongkong, China 13 014 9 701 8 594 11 %
Ho-Chi-Minh-Stadt, VN 12 258 8 887 9 428 6 %

Quelle: Świeboda J., Lysionok A., Majowicz A. u. a., *Transport intermodalny na Nowym Jedwabnym Szlaku*, Polski Instytut Transportu Drogowego, Wrocław 2020

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