Foto: Bartosz Wawryszuk

80 LKW in 20 Minuten kontrolliert – Behörde testet neue Technologie

Lesezeit 3 Min.

Dank einer neuen Technologie zum Fernzugriff auf Tachographendaten kann die italienische Verkehrspolizei nun bis zu 80 LKW in nur 20 Minuten kontrollieren – anstatt wie bisher lediglich ein einziges Fahrzeug in derselben Zeit. Dieser Erfolg wurde bei einem Test auf einer italienischen Autobahn erzielt.

Die italienische Polizei testete das neue System zur Fernkontrolle von Tachographen auf der Autobahn A1 zwischen Florenz und Bologna.

Bei einer Vorführung mit Pressebeteiligung demonstrierten die Behörden ein System, das auf der drahtlosen Übertragung von Tachographendaten basiert. Damit können Fahrzeuge bereits im Vorfeld für eine genauere Kontrolle ausgewählt werden – wie das italienische Transportportal uominietrasporti.it berichtet.

„Dank des Fernzugriffs auf die Daten können wir uns gezielt auf Fahrzeuge konzentrieren, bei denen das System Unregelmäßigkeiten festgestellt hat“, erklärt Davide Leone, Einsatzleiter der Verkehrspolizei in Florenz.

„In der Zeit, in der wir früher nur ein Fahrzeug kontrollieren konnten, analysieren wir heute Dutzende und halten nur die an, bei denen tatsächlich ein Verdacht besteht“, so Leone weiter.

Pflicht zur Fernkontrolle in der EU

Das in Italien vorgestellte System ist keine komplette Neuheit. Laut EU-Vorgaben müssen alle Kontrollbehörden in den Mitgliedstaaten ab dem 19. August 2024 über Ausrüstung verfügen, die eine Fernüberwachung der Tachographenparameter (RTM – Remote Tachograph Monitoring) über die DSRC-Technologie (Dedicated Short-Range Communication) ermöglicht. Dies ist ein zentrales Element zur Durchsetzung der Regelungen des EU-Mobilitätspakets.

Trotzdem haben sich bislang nicht alle Länder vollständig an diese Vorschrift angepasst.

Polen gehörte zu den Vorreitern: Dort wurde die Ausrüstung bereits im November 2021 eingeführt. Vorher testeten auch die Polizei in Sachsen (Deutschland) sowie die niederländische ILT-Inspektion das System. Danach folgte die Einführung in:

  • Dänemark (Mai 2022),
  • Vereinigtes Königreich (August 2022),
  • Belgien (Februar 2023),
  • Frankreich (Mai 2023),
  • Italien (Juni 2023),
  • Österreich (Februar 2024),
  • Spanien (Oktober 2024 – das Transportministerium übergab der Guardia Civil 30 DSRC-Geräte),
  • Deutschland – Im Februar 2025 kündigte das Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) die vollständige landesweite Einführung an.

Auch Tschechien, Finnland und Schweden verfügen bereits über entsprechende Geräte. In Litauen sollte die staatliche Inspektion LTSA seit Jahresbeginn damit ausgestattet sein – die Beschaffung verzögert sich allerdings noch.

25 entscheidende Parameter

Kernstück des neuen Systems ist die DSRC-Technologie, die es modernen Tachographen erlaubt, fahrzeug- und fahrerbezogene Daten über kurze Distanzen zu übermitteln.

Die zweite Generation der sogenannten „Smart-Tachos“ (Version 2.0) kann bis zu 25 Parameter übertragen – im Vergleich zur ersten Generation mit nur 19 Parametern. Neben Hinweisen auf mögliche Manipulationen kann das System auch detaillierte Fahrzeitinformationen (tägliche, wöchentliche, zweiwöchentliche Fahrtzeiten) übermitteln – was die Erkennung von Verstößen EU-weit deutlich verbessert. Weitere in Echtzeit übertragene Daten sind etwa:

  • fehlende Fahrerkarte,
  • fehlende Tachographen-Kalibrierung,
  • Stromunterbrechung,
  • Diskrepanz zwischen Fahrzeugbewegung und Betriebsmodus,
  • Systemfehler oder Manipulationsversuche.

Das Erkennen von Unregelmäßigkeiten bedeutet jedoch noch keinen Bußgeldbescheid – erst eine physische Kontrolle vor Ort führt zur endgültigen Entscheidung.

Tags: