Laut einer aktuellen Erhebung im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) hat die Zahl der LKW-Stellplätze in den letzten Jahren stetig zugenommen, trotzdem fehlen weiterhin fast 20.000 Parkmöglichkeiten für Lastkraftwagen.
Die aktuelle Erhebung bezieht sich auf das Jahr 2023. Durchgeführt wurde die Untersuchung von der Autobahn GmbH des Bundes und von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) ausgewertet. Die Untersuchung erfolgt seit 2008 regelmäßig alle fünf Jahre, um eine Grundlage für Maßnahmen zur Verbesserung der Parkplatzsituation für Lastkraftwagen zu schaffen.
Wie bei den vorangegangenen Erhebungen wurde eine bundesweite Vollerhebung nach einem von der BASt erarbeiteten bundeseinheitlichen Erhebungskonzept durchgeführt. Gezählt wurden alle über Nacht abgestellten LKW auf den bewirtschafteten und unbewirtschafteten Rastanlagen, den ehemaligen Grenzzollanlagen, auf privaten Autohöfen sowie an abseits der BAB bekannten Abstellorten in bis zu drei Kilometern Entfernung zur BAB.
Ergebnisse der aktuellen Erhebung
Die aktuellen Daten zeigen, dass die Kapazitäten an LKW-Abstellmöglichkeiten an und auf Autobahnen im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gestiegen sind. Allein seit 2018 um rund 16,5 Prozent, im Vergleich zu 2013 ein Plus von 36,5 Prozent bzw. + 53,1 Prozent im Vergleich zu 2008.
Entwicklung der Abstellmöglichkeiten
- 2008: 53.871 LKW-Stellplätze
- 2013: 60.410 LKW-Stellplätze
- 2018: 70.772 LKW-Stellplätze
- 2023: 82.489 LKW-Stellplätze
Davon stehen rund 61.800 auf den Rastanlagen des Bundes zur Verfügung und rund 20.700 befinden sich in Autobahnnähe, unter anderem auf Autohöfen.
So viele Stellplätze fehlen in Deutschland
Beim Vergleich der Fehlbestände der verschiedenen Erhebungsjahre sind die Unterschiede bei der Ermittlung der Kapazität zu berücksichtigen, die keine direkte Vergleichbarkeit zulassen, erklärt BASt in seiner Auswertung.
So wurden 2018 rund 23.400 fehlende LKW-Abstellmöglichkeiten ermittelt, 2023 liegt die Zahl der fehlenden LKW-Abstellmöglichkeiten bei 19.627. Dies entspricht einer Reduktion des Fehlbestandes um rund 16 Prozent.
Besseres Parkplatzangebot für LKW in den Nachtstunden
“Die Schaffung neuer LKW-Parkmöglichkeiten auf den Rastanlagen ist eine wichtige Daueraufgabe”, schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort auf die Frage der Abgeordneten was hinsichtlich der Umsetzung des Koalitionsvertrags zu LKW-Stellflächen getan wurde.
Trotz wesentlicher Erhöhung der Abstellmöglichkeiten für LKW an Bundesautobahnen in den letzten Jahren bestehen weiterhin Engpässe an den Rastanlagen, vor allem in den Nachtstunden. Die Bundesregierung hat daher einen 5-Punkte Plan entwickelt, um die Schaffung zusätzlicher LKW-Stellplätze weiter voranzutreiben.
5-Punkte-Plan enthält folgende Maßnahmen:
- Realisierung von neuen LKW-Stellplätzen
2022 und 2023 wurden auf den Rastanlagen des Bundes insgesamt 781 neue Lkw-Stellplätze errichtet. Nach Angaben der Autobahn GmbH des Bundes ist für 2024 und 2025 die Verkehrsfreigabe von insgesamt rund 1 400 neuen Lkw-Stellplätzen geplant. Hierfür steht ein Investitionsvolumen von jährlich 100 Mio. Euro für den Neu-, Um- und Ausbau von Rastanlagen an Autobahnen zur Verfügung. - Verstärkter Einsatz telematischer Parkverfahren
Mit Hilfe von telematischen Parkverfahren kann die vorhandene Fläche auf Rastanlagen durch komprimiertes Parken unter bestimmten Bedingungen besser genutzt werden. Derzeit sind deutschlandweit vier Anlagen mit einer telematisch gesteuerten Optimierung der vorhandenen Parkflächen auf den Bundesautobahnen in Betrieb. Um den Einsatz telematischer Parkverfahren weiter voranzutreiben, sollen bis Ende 2025 drei weitere Rastanlagen mit telematischen Parkverfahren fertiggestellt werden – wovon eine Anlage 2024 in den Bau geht. - Digitale LKW-Parkstandserfassung
Um die Belegung des LKW-Parkraums auf den Rastanlagen zu erfassen, um dadurch gezielte Informationen über freie Stellplätze an die LKW-Fahrer geben zu können und um den LKW-Parksuchverkehr zu verringern, wird ein Stellplatzinformationsdienst auf Basis der Auswertung von LKW-Mautdaten konzipiert, mit dem aus Lkw Positionsdaten Belegungsstände von LKW-Stellplätzen an sämtlichen Rastanlagen bundesweit ermittelt werden können. Die Entwicklung des Stellplatzinformationsdienstes startet 2024 und die Umsetzung soll bis Mitte 2026 abgeschlossen sein. - Effektive Nutzung des vorhandenen LKW-Parkraums
Die effektive Ausnutzung des vorhandenen Parkraums, z. B. die Freigabe der PKW-Stellflächen für LKW in den Nachtstunden oder das Rückwärtsparken für LKW, sind Innovationen, die dazu beitragen, mehr LKW-Stellflächen auf Rastanlagen zur Verfügung zu stellen. Derzeit sind bereits drei Pilotanlagen mit Stellflächen für rückwärtsparkende LKW unter Verkehr, drei Rastanlagen werden 2024 realisiert und weitere fünf sollen bis Mitte 2026 hinzukommen.
Zudem läuft eine Untersuchung zur Flächenoptimierung auf Rastanlagen, bei der Optimierungspotentiale auf bestehenden Rastanlagen ausgearbeitet und bei zukünftigen Rastanlagenprojekten berücksichtigt werden. - Förderprogramm für private Investitionen im Nahbereich von Bundesautobahn-Anschlussstellen
Zur Schaffung von zusätzlichen Lkw-Stellplätzen ist im Juli 2021 ein Förderprogramm aufgelegt worden, das mit einem Volumen von 110 Mio. Euro bis Ende 2024 auf private Investitionen im Nahbereich von Autobahnanschlussstellen für Neu- und Ausbaumaßnahmen bzw. auf die Ertüchtigung von sonstigen Flächen (z. B. Parkflächen auf Betriebshöfen privater Unternehmen) abzielt.
Von bislang 1 346 bewilligten LKW-Parkständen mit einem Fördervolumen von rund 50 Millionen Euro sind bereits 918 für den Verkehr freigegeben worden.
Mitwirken müssen auch Handel, Industrie und lokale Behörden
Die verstärkte Umsetzung von Rastplatzprojekten wird die Nachfrage nach Lkw-Stellplätzen auf Autobahnen verringern, allerdings nicht vollkommen decken, heißt es seitens des BMDV.
Besonders in Ballungsräumen sei das schon aufgrund geeigneter Flächen entlang der Autobahnen schwierig. Es sei aber auch Aufgabe des produzierenden Gewerbes und des Handels bei den Anliefer- und Abholorten, für ausreichende Parkmöglichkeiten zu sorgen. Die Kommunen könnten im Rahmen der sogenannten Bauleitplanung für entsprechende planerische Vorgaben sorgen.
Vor diesem Hintergrund stehe das BMDV auch im stetigen Dialog mit Branchenverbänden und Kommunen, um die Parkplatzsituation für die LKW-Fahrer zu verbessern.