Während Österreich sich in der dritten Rezession in Folge befindet und die Inflation im Juni dieses Jahres auf 3,3 Prozent gestiegen ist, plant die Regierung drastische Mauterhöhungen für LKW. Vorschläge des Verkehrsministeriums sehen nicht nur eine Indexierung der Tarife, sondern auch eine erneute Anhebung der CO₂-Gebühr vor. Diese Entscheidungen stoßen auf Widerstand seitens der österreichischen Wirtschaft, darunter der Wirtschaftskammer Oberösterreich (WKOÖ).
„Ein Schlag für die Wettbewerbsfähigkeit – und steigende Verbraucherpreise“
WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer sowie Wolfgang Schneckenreither, Vorsitzender der Fachgruppe für Transport und Straßenverkehr, warnen: Die für 2026 geplante Erhöhung um rund 13 Prozent könnte die Wirtschaft schwächen und die Inflation zusätzlich anheizen. Ihrer Einschätzung nach werden Logistikunternehmen die steigenden Kosten auf Handels- und Industriebranchen – und letztlich auf die Verbraucher – abwälzen müssen.
Die zu hohen Betriebskosten veranlassen Unternehmen schon jetzt dazu, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern. Eine weitere Erhöhung würde diesen Trend nur beschleunigen“, betont Hummer.
92 000 Euro pro Jahr für ein 40-Tonnen-Gespann
Aktuell belaufen sich die jährlichen Mautkosten für ein 40-Tonnen-LKW-Gespann in Österreich auf etwa 81 000 Euro. Nach der geplanten Erhöhung würde diese Summe auf rund 92 000 Euro steigen. Zum Vergleich: In Deutschland erlaubt derselbe Betrag eine 50 Prozent längere Fahrleistung.

Quelle: Bundessparte Transport und Verkehr
Die WKOÖ vergleicht die Mautkosten für 40-Tonnen-LKW in verschiedenen europäischen Ländern. So viele Kilometer kann ein 40-Tonner für den Gegenwert von 50 Euro zurücklegen:
Österreich hat bereits jetzt die höchsten Mautsätze in der gesamten EU. Das ist eine massive Hürde für regionale Transport- und Produktionsunternehmen“, kommentiert Schneckenreither.
Maut über den tatsächlichen Kosten
Laut einer Analyse des Beratungsunternehmens Prognos bringt die österreichische Maut jährlich rund 1,7 Milliarden Euro ein – das sind 20 Prozent mehr als die Instandhaltung der Infrastruktur kostet. Der Staat kassiert zusätzlich über 500 Millionen Euro jährlich durch Mehrwertsteuer und ASFINAG-Dividenden. Gleichzeitig verweigert man die Offenlegung der Mautkalkulation, merkt die WKOÖ an.
Appell zur Aussetzung der Erhöhungen
Die WKOÖ fordert das Verkehrsministerium auf, die aktuellen Mautsätze bis 2026 beizubehalten, die geplante CO₂-Erhöhung zu streichen und die Indexierung auszusetzen.
Wir fordern außerdem die Offenlegung der Tarifkalkulation“, so Schneckenreither. „In der aktuellen wirtschaftlichen Lage bedeutet eine zusätzliche Belastung des Transports einen Weg ins Nichts“, ergänzt Hummer.
Für die österreichische Transport- und Logistikbranche ist das ein weiterer Alarmruf. Steigende finanzielle Belastungen, regulatorische Unsicherheit und mangelnde Transparenz bei der Gebührengestaltung gefährden die Zukunft des Sektors ernsthaft.