Nachdem der Suezkanal Ende März für knapp eine Woche von dem 400 Meter langen Containerschiff „Ever Given“ blockiert wurde, konnten die massiven Rückstaus der fast 400 Schiffe bereits abgebaut werden. Die Auswirkungen der Havarie auf der wichtigsten Handelsroute zwischen Asien und Europa waren im Welthandel schnell zu spüren und sind noch nicht vom Tisch. Ein Blick auf digitalisierte Lieferketten zeigt, wie auch in einer solchen Krisensituation Handlungsfähigkeit gewährleistet werden kann.
Die Konsequenzen der Suezkanalblockade durch ein Containerschiff zeigten sich unmittelbar nach dem Stopp seiner Motoren Mitte März. Experten rechnen mit Nachwirkungen, die insgesamt mehrere Monate andauern. Und sie trafen auf eine bereits von der Coronakrise gebeutelte Wirtschaft und die für sie tätige Logistikbranche.
Besonders hart trifft diese Entwicklung Händler, die beispielsweise Saisonwaren und Artikel für Sonderverkäufe anbieten. Bei diesen klassischen Importwaren sind bestimmte Ankunftszeiten einzuhalten, da sonst die Gefahr besteht, dass die Ware nicht mehr benötigt wird. Händler müssen diese nämlich vorher bewerben und brauchen dafür genaue Ankunftszeitprognosen. Eine große Herausforderung ergibt sich in diesem Fall für die Logistiklager, die diese Ware auffangen und zwischenlagern. Denn selbst wenn Produkte zunächst nicht verkauft werden können, muss für sie erstmal ein Platz geschaffen werden, bis entschieden ist, was mit ihnen geschehen soll. Das bedeutet auf operativer Ebene (über)füllte Lager für einen Zeitraum, den kaum jemand genau quantifizieren kann.
Auch in Europas Häfen, die in interkontinentalen Lieferkette aus Asien noch vorgelagert sind, kommt es durch die Ballung von Schiffen nach der Blockade zu Schwierigkeiten. Denn Liegeplätze sind nur begrenzt verfügbar. Außerdem müssen Lagerkapazitäten erweitert bereitgestellt werden. Glücklicherweise trifft das die Häfen nicht unvorbereitet, sodass einem erneuten Stau hier durch eine genaue Organisation der abzuhandelnden Schiffe in vielen Fällen entgegengewirkt werden kann. Trotzdem wird es wohl bei dem einen oder anderen Schiff bei der Entladung zu weiteren Verzögerungen kommen.
Auch die Situation von fristgerechten Verladungen in Asien, deren Zeitpläne durch fehlende Leercontainer bereits durch die Coronakrise torpediert wurde, verschärft sich. Weiterhin kommt es zu Verspätungen von Gütern und Rohstoffen, die für die industrielle Produktion dringend benötigt werden. In der deutschen Industrie kommt es gerade bei Just-in-time-Produktionen, wie etwa in der Automobilindustrie, zu Versorgungsengpässen. Und auch die Endkunden merken in einigen Fällen, dass es bei Alltagswaren zu Lieferproblemen kommt.
Chancenabwägung alternativer Seewege
Der globale Handel über die Ozeane ist buchstäblich und im übertragenen Sinne fließend. Auch einschneidende Blockaden, wie zuletzt in Ägypten, stoppen den Warenfluss nicht gänzlich, verschieben aber Ankunftszeiten teils maßgeblich. Für die Schiffe auf der Route bestand in diesem Fall theoretisch noch die Möglichkeit, den Stau zu umschiffen. In der Praxis war das für viele Frachter tatsächlich eine Option, die es abzuwägen galt. Aber jene Schiffe, die durch andere wartende eingeschlossen wurden, konnten allein auf das Prinzip Hoffnung für eine baldige Auflösung der Blockade setzen. Wer sich entschloss, die gut neuntägige Alternativroute rund um Afrika einzuschlagen, nahm deutlich veränderte und verzögerte Ankunftszeiten in Kauf. Hier galt es einzuschätzen, ob sich der der Weg um das Kap der Guten Hoffnung wirklich dem Namen entsprechend als erfolgreiche Option anbot. Oder ob eine Beibehaltung des Kurses riskiert werden sollte, da solche Umwege selbstredend Zeit und damit auch Geld kosten. Ein riskantes Pokerspiel: Alles darauf zu setzen, dass der Stau schnellstmöglich beseitigt wird, oder eine längere Route als letztendlich effizientere Alternative wählen?
Für eine solche Entscheidungsfindung ist eine gute Faktenbasis fundamental wichtig. Dafür werden zunächst die genauen Standortdaten des Schiffes, aber auch die Informationen zur Länge der Ausweichrouten sowie mögliche alternative Transportoptionen für den Nachlauf an Land benötigt. Weiterhin muss beachtet werden, dass die Auflösung eines Rückstaus selbst nach der wieder geöffneten Wasserstraße weitere Zeit beansprucht.
Digitale Lösungen ermöglichen Handlungsfähigkeit
Aber der Blick geht schon jetzt weit über den zuletzt medial so dominierenden Fall hinaus. Um auch in den nächsten Krisen handlungsfähig zu sein, braucht es eine gute Vorbereitung. Das Potsdamer Start-up Synfioo bietet digitale Lösungen, die mehr Transparenz in Lieferketten bringen. Auch für die Seefracht, die generell durch extreme Wetterausschläge auf den Weltmeeren beeinträchtigt werden können, bietet das Unternehmen mit seiner Track-&-Trace-Funktion eine Nachverfolgung der Schiffe in Echtzeit an.
In einer Krisensituation, wie jener der Blockade des Suezkanals, können alle Beteiligten der Lieferkette jederzeit genau nachvollziehen, wo sich der Container gerade befindet. Basierend auf diesen Live-Daten lassen sich schnell Entscheidungen fällen, ob eine alternative Route eingeschlagen werden soll. Durch die genaue Verfolgungsmöglichkeit des Transportstatus und Synfioos präzise Ankunftszeitprognosen (ETA) ist eine optimale Organisation der Hinterlandtransporte möglich. Zu derartigen Krisen, wie sie die Weltöffentlichkeit bei der „Ever Given“ gespannt verfolgte, wird es wohl immer wieder kommen. Doch man ist ihnen schon lange nicht mehr komplett machtlos ausgeliefert. Gut vorbereitet ist, wer auch in einer Krisensituation schnelle, dabei datenbasierte Entscheidungen treffen kann und somit handlungsfähig bleibt.
Foto: Pixabay/StockSnap