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Quelle: Adobestock / Maren Winter

Schwache Exporte werden Wirtschaft bremsen

Nachdem der Welthandel im Jahr 2022 ein Rekordhoch erreicht hatte, geriet er im Jahr 2023 ins Stocken und sank im Vergleich zum Vorjahr sogar um fünf Prozent. Dafür sehen WTO-Ökonomen für die nahe Zukunft eine leichte Tendenz nach oben. Das Volumen des globalen Warenhandels soll im Jahr 2024 um 2,6 Prozent und im Jahr 2025 um 3,3 Prozent wachsen. Ist die große Flaute jetzt vorbei und was bedeutet die Frühjahrsprognose der WTO für das Exportland Deutschland?

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Trotz einiger Lichtblicke im Welthandel sieht der BDI wenig Anlass zu Optimismus und erwartet eine Stagnation der Exporte.

Die Industrie in Deutschland hat sich von den Kosten- und Nachfrageschocks, von zeitweise extrem hohen Energiepreisen und von der Inflation noch nicht erholt, so BDI-Präsident Siegfried Russwurm.

Bei den Warenexporten rechnet der BDI deshalb im Jahresverlauf mit einer schwarzen Null. Es ist auch nicht zu erwarten, dass die Exporttätigkeit die Wirtschaft wachsen lassen wird, wie es in der Vergangenheit üblich war.

Trotz moderater Erholungsaussichten dürfen wir uns nichts vormachen: Insgesamt zeigen die Produktionszahlen schon seit Jahren einen besorgniserregenden Abwärtstrend, resümiert der BDI-Präsident.

Wirtschaftsforschungsinstitute korrigieren Prognosen erneut nach unten

In einem zum Ende des ersten Quartals veröffentlichten Frühjahrsgutachten korrigierten die Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Prognose für das laufende Jahr abermals nach unten und erwarten nun nur noch einen Zuwachs der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent. Im Herbstgutachten wurden noch 1,3 Prozent prognostiziert. Für das kommende Jahr steht weiterhin ein Plus von 1,4 Prozent in Aussicht. Insgesamt wird die Wirtschaftsleistung infolge der verzögerten Erholung um über 30 Milliarden Euro niedriger ausfallen. Verantwortlich für die rückläufige sind sowohl konjunkturelle als auch strukturelle Faktoren.

Im bisherigen Dreiklang aus lahmender Konjunktur, lähmender Politik und leidendem Wachstum ändert sich nur die konjunkturelle Tonlage von Moll auf Dur, sagt Stefan Kooths, Konjunkturchef am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel).

Gegenwind kommt aber auch aus dem Ausland. Laut Erhebung sind die deutschen Ausfuhren trotz steigender weltwirtschaftlicher Aktivität zurückgegangen, was auf eine schwache Nachfrage nach den für Deutschland bedeutsamen Investitions- und Vorleistungsgütern zurückzuführen war.


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Deutsche Industrie verliert gegenüber China an Boden

Der Kreditversicherer Allianz Trade weist auch auf eine andere beunruhigende Tendenz hin: Deutschland verliert auch in Schlüsselsektoren und im „Hometurf“ Europa zunehmend an Boden und gerät immer tiefer in die Abhängigkeit von chinesischen Importen. Die jüngst veröffentlichte Studie von Allianz Trade kommt zum Ergebnis, dass China Deutschland bei den Ausfuhren schon vor mehr als einer Dekade den Rang abgelaufen hat und baut diese Vormachtstellung immer weiter ausbaut.

China punktet längst nicht mehr nur mit billiger Massenware oder Vorprodukten, sondern hat die heimischen Industrien im Laufe der Jahre sukzessive hin zu einer wesentlich höheren Wertschöpfung verschoben.Die deutschen Unternehmen verlieren im Vergleich deutlich an Boden – zunehmend auch in den deutschen Schlüsselindustrien, die Jahre lang als Hochburg für ‚made in Germany‘ galten. Das bedeutet auch: Die Handelsbeziehungen sind nicht mehr komplementär. Im Gegenteil: In vielen Branchen ersetzen chinesische Produkte die deutschen – und gleichzeitig steigt die kritische Abhängigkeit Deutschlands von chinesischen Importen, erklärt Dr. Jasmin Gröschl, Senior Volkswirtin von Allianz Trade.

Auch in der für Deutschland wichtigsten Handelsregion Europa etablieren sich chinesische Unternehmen immer mehr.

Der zunehmende Wettbewerb spielt sich dabei nicht nur in Schwellenländern ab. Auch in Europa, dem klassischen ‚Hometurf‘ der deutschen Firmen gewinnen die chinesischen Unternehmen zunehmend an Marktanteilen: Innerhalb der Europäischen Union (EU) haben in den letzten zehn Jahren 10 von 11 Sektoren des deutschen verarbeitenden Gewerbes einen Rückgang des Exportmarktanteils verzeichnet, sagt Gröschl.

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