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Die Seefrachtraten steigen wieder. Spediteure befürchten eine Rückkehr zu Pandemie-Zeiten

In den letzten Wochen sind die Seefrachtraten deutlich gestiegen. Dies hat bei Spediteuren und Verladern die Befürchtung geweckt, dass die Preise im Seeverkehr wieder auf ein himmelhohes Niveau zurückkehren könnten, wie während der COVID-19-Pandemie.

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Laut dem FreightOS Baltic Index (FBX), der am 12. Juli veröffentlicht wurde, lag der globale Containerfrachtindex bei 5.181 US-Dollar und damit 4 Prozent höher als in der Vorwoche. Auf einigen Strecken sind ebenso deutliche Veränderungen zu beobachten. Ein Beispiel dafür ist die Strecke China/Ostasien-Ostküste Nordamerikas, wo die Preise derzeit bei 9.619 US-Dollar liegen (ein Anstieg von mehr als 9 Prozent gegenüber der Vorwoche). Von China nach Nordeuropa stiegen die Raten um 3,4 Prozent und erreichten 8.632 US-Dollar pro 40-Fuß-Container.

Auch der WCI-Index von Drewry verzeichnete einen deutlichen Anstieg. Der Index stieg in der ersten Juliwoche um 10 Prozent auf 5.868 US-Dollar für einen 40-Fuß-Container, was einem Anstieg von 300 Prozent gegenüber der gleichen Woche des Vorjahres entspricht. Die Preise von Shanghai nach New York stiegen zu Beginn des Monats um 17 Prozent auf 9.158 US-Dollar und von Shanghai nach Los Angeles um 12 Prozent auf 7.472 US-Dollar. Die Preise auf der Strecke von Shanghai nach Rotterdam stiegen um 10 Prozent und erreichten 8.056 US-Dollar.

Gründe für den Anstieg der Seefrachtraten

Peter Sand, Chefanalyst des Beratungsunternehmens Xeneta, weist auf mehrere Faktoren hin, die die aktuellen Marktbedingungen beeinflussen. Erstens hat die anhaltende wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie die Nachfrage nach Gütern erhöht, was die Kapazitäten unter Druck gesetzt und die Frachtraten in die Höhe getrieben hat. Der zweite Faktor ist der anhaltende Konflikt in der Region des Roten Meeres und die Notwendigkeit, eine neue Route um das Kap der Guten Hoffnung herum zu schaffen.

In einer kürzlich veröffentlichten Analyse hob Peter Sand hervor, dass die Raten auf Strecken vom Fernen Osten zur Ost- und Westküste der Vereinigten Staaten seit Dezember 2023 um 268 Prozent bzw. 366 Prozent gestiegen sind. Infolgedessen befürchten Hersteller und Verlader eine Rückkehr zu den Zeiten der Pandemie, als die Frachtpreise in die Höhe schossen. Nach Ansicht des Xenet-Analysten ist dies unwahrscheinlich, auch wenn er ein solches Szenario nicht völlig ausschließt.

 

Eine ebenso große Bedrohung für die Schifffahrt ist derzeit die Überlastung wichtiger Seehäfen wie Singapur und Port Klang in Malaysia. Diese Überlastung ist auf das gestiegene Verkehrsaufkommen und die strategischen Entscheidungen der Betreiber zurückzuführen, die Zahl der Hafenanläufe zu verringern, was zu Engpässen führt.

Die Reaktion der Teilnehmer der Lieferkette ist entscheidend

Die Dynamik der Seefrachtraten hängt von mehreren Faktoren ab. Zunächst einmal ist die Reaktion von Verladern und Logistikunternehmen entscheidend. Wenn die Verlader in Erwartung weiterer Ratenerhöhungen ihre Importtätigkeit fortsetzen und die Schifffahrtsunternehmen die Überlastungsprobleme nicht durch eine Diversifizierung der Hafenanläufe lösen, könnten die Raten weiter steigen.

Verlader können eine wichtige Rolle bei der Entschärfung von Problemen in globalen Lieferketten spielen, indem sie ruhig und gelassen bleiben, sagte Peter Sand. Er fügte hinzu, dass sie auf verschiedene Szenarien vorbereitet sein sollten, wenn sie die Kontrolle über die Situation wiedererlangen wollen.

Interessanterweise sind auf dem Markt bereits einige Aktivitäten von Transportunternehmen zu beobachten, um die Überlastung zu verringern. So änderte beispielsweise das MSC-Schiff “Britannia” seine Route, um Singapur zu meiden, und trug so zu einer teilweisen Verringerung der Verkehrsüberlastung in der Region bei.

Peter Sand weist auch auf andere Faktoren hin, die derzeit in den Lieferketten eine Rolle spielen, wie wirtschaftliche und politische Veränderungen, Handelspolitik, neue Zollgebühren, Handelsabkommen und Hafenstreiks.

Diese könnten zu weiteren Störungen des Marktes führen, sagte der Analyst.

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