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Transport in Europa wird dieses Jahr nur mäßig wachsen. Kommt in den nächsten Jahren ein Aufschwung?

Laut den Analysten von Transport Intelligence (TI) wird sich die Konjunkturabschwächung auch im Jahr 2023 auf den Straßengüterverkehr in Europa auswirken. Das Wachstum wird im Vergleich zum Vorjahr nur 1,4 Prozent betragen und damit deutlich unter dem Wachstum des letzten Jahres liegen. In den Folgejahren wird es zwar etwas besser sein, aber ein großer Boom ist so schnell nicht zu erwarten.

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Experten von TI schätzen, dass der Wert des Güterkraftverkehrsmarktes in Europa Ende 2023 bei 456,7 Millionen Euro liegen wird. Der leichte Anstieg gegenüber dem Vorjahr ist auf die wirtschaftliche Abschwächung zurückzuführen, die sich in einer geringeren Nachfrage nach Transportdiensten niederschlägt.

Der Markt für den grenzüberschreitenden Güterverkehr wird weiterhin stärker wachsen als der Binnenverkehr. Für den grenzüberschreitenden Verkehr wird ein Wachstum von 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erwartet, während sich der Wert der inländischen Transporte nur geringfügig um 0,5 Prozent verändern soll. In beiden Fällen wird das Wachstum deutlich geringer ausfallen als im Vorjahr. Darüber hinaus wird die Wachstumsrate des grenzüberschreitenden Verkehrs fast halb so hoch sein wie im letzten Jahr.

Gute und schlechte Anfänge

Die für dieses Jahr erwarteten Zuwächse sehen im Vergleich zu den Ergebnissen des letzten Jahres eher blass aus. Im Jahr 2022 hatte der europäische Straßengüterverkehrsmarkt einen Wert von 450,3 Millionen Euro. Dies entspricht einem Anstieg von 3,5 Prozent (zu konstanten Preisen – nicht inflationsbereinigt) im Vergleich zu 2021, als der Markt 435,1 Millionen Euro wert war.

Im vergangenen Jahr wuchs der Markt für den grenzüberschreitenden Verkehr in Europa schneller als der Inlandsverkehr. Der Wert des grenzüberschreitenden Verkehrs lag bei 139,3 Millionen Euro und damit um 6,4 Prozent höher als 2021. Der inländische Güterverkehrsmarkt, der 2022 den größten Teil des europäischen Straßengüterverkehrs ausmachte, lag bei 310,9 Millionen Euro – wuchs aber im Vergleich zum Vorjahr nur um 2,2 Prozent.

Der starke Anstieg des Wertes der internationalen Sendungen ist auf eine kräftige Zunahme des innergemeinschaftlichen Handels in der ersten Jahreshälfte 2022 zurückzuführen, die auf die Aufhebung der Pandemiebeschränkungen Ende 2021 zurückzuführen ist. In der zweiten Jahreshälfte 2022 kam es jedoch zu einer deutlichen Abkühlung des internationalen Warenverkehrs. Auch der Verbrauch in Europa (einschließlich des durch die Pandemie boomenden E-Commerce-Marktes) ging zurück. Dies war auf die steigenden Lebenshaltungskosten – hohe Inflation, Energie- und Kraftstoffpreise – zurückzuführen.

Diese in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 beobachteten negativen Trends haben sich leider auch auf das Jahr 2023 übertragen – was die Marktsituation im laufenden Jahr schmerzhaft beeinträchtigt, so die Experten von Transport Intelligence.

Kein Boom

Was die mittelfristige Prognose (bis 2027) betrifft, so erwarten die Analysten von TI keinen großen Boom und keinen deutlichen Aufschwung. Sie schätzen, dass der Wert des Marktes in den nächsten vier Jahren auf 504,9 Millionen Euro steigen wird. Das durchschnittliche jährliche Wachstum wird auf 2,3 Prozent geschätzt und liegt damit unter dem Wachstum, das noch im Jahr 2022 zu verzeichnen war.

Eine höhere Wachstumsrate wird für den internationalen Güterverkehr erwartet, der zwischen 2023 und 2027 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 2,6 Prozent wachsen dürfte. Der Wert dieses Segments wird 2027 voraussichtlich 158,8 Millionen Euro erreichen. Der Markt für den inländischen Güterverkehr wird voraussichtlich mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 2,2 Prozent wachsen und Ende 2027 340,9 Millionen Euro erreichen.

Eine Zeit der Unsicherheit steht bevor

Experten betonen, dass 5-Jahres-Prognosen in der heutigen geopolitischen Situation mit Unsicherheiten behaftet sind und von vielen Faktoren und Szenarien abhängen, die nur schwer vorhersehbar sind. Die Dauer des Konflikts in der Ukraine und sein möglicher Ausgang, die anhaltende Inflation in Europa, das hohe Kostenniveau der Transportunternehmen (abhängig von den beiden vorgenannten Faktoren) – dies sind nur einige der Themen, die die Wachstumschancen des Transportmarktes in Europa einschränken.

Der anhaltende Konflikt in der Ukraine wirft einen Schatten auf die Chance eines wirtschaftlichen Aufschwungs in Europa und damit auf ein höheres Wachstum des Frachtmarktes.

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