Die nächste Generation von Wasserstoff-LKW nimmt Fahrt auf: Daimler Truck hat zwei Prototypen des Mercedes-Benz GenH2 Truck erfolgreich unter extremen Bedingungen getestet. Das berichtet eine Pressemitteilung vom 24. März.
Die Testfahrten fanden in den Schweizer Alpen am Simplonpass statt, wo die Fahrzeuge anspruchsvolle Steigungen und winterliche Bedingungen bewältigten. Ziel des Tests war es, die neuen Brennstoffzellensysteme, Hochvolt-Batterien und das Thermomanagement unter realen Bedingungen zu erproben. Die Ergebnisse könnten wegweisend für die Zukunft des wasserstoffbetriebenen Schwerlastverkehrs sein.
Testbetrieb unter Extrembedingungen
Die beiden Prototypen legten innerhalb von 14 Tagen insgesamt 6.500 Kilometer zurück und überquerten Passstraßen mit einem Gesamtanstieg von 83.000 Höhenmetern. Besonders herausfordernd waren laut Daimler Truck dabei die bis zu 20 Kilometer langen Steigungs- und Gefällestrecken mit einer Steigung von 10 bis 12 Prozent. Die LKW wurden mit einem Gesamtgewicht von bis zu 40 Tonnen betrieben und nutzten eine mobile Wasserstofftankstelle von Air Products, die an der Testbasis in Wallis aufgebaut wurde.
„Mit einer Passhöhe von über 2.000 Metern über dem Meeresspiegel und einem Aufstieg von 600 auf 2.000 Meter Höhe bot die Strecke über den Simplonpass gute Voraussetzungen, um das Zusammenspiel des Brennstoffzellenaggregats mit weiterentwickelten Komponenten zu testen. Die erfolgreichen Fahrten haben das Potenzial und die Zuverlässigkeit der GenH2 Trucks unterstrichen, selbst unter anspruchsvollen Umständen“, erklärte Dr. Rainer Müller-Finkeldei, Leiter Mercedes-Benz Trucks Product Engineering.
Mehr zum Thema verrät Dr. Rainer Müller-Finkeldei in unserem Video-Interview: Daimler Truck über aktuelle Herausforderungen, die Antriebsart der Zukunft & den GenH2 Truck
Besonders im Fokus stand der topografieabhängige Tempomat Predictive Powertrain Control, der für eine effiziente Nutzung von Batterie und Brennstoffzelle sorgt und Energie durch Rekuperation zurückgewinnt.
Förderung und Serienproduktion
Die Entwicklung der neuen Wasserstoff-LKW wird durch 226 Millionen Euro Fördermittel des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) sowie der Bundesländer Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz unterstützt. Diese Mittel fließen in die Kleinserienproduktion und den Kundeneinsatz von 100 Brennstoffzellen-LKW, die im Rahmen des IPCEI-Programms der EU gefördert werden. Die Fahrzeuge sollen im Mercedes-Benz Werk Wörth produziert und ab Ende 2026 in den Praxisbetrieb überführt werden.
Wasserstoff im Schwerlastverkehr – Status quo und Ausblick
Der Schwerverkehr steht vor der Herausforderung, nachhaltigere Antriebe zu etablieren. Während batteriebetriebene Elektro-LKW für kürzere Distanzen bereits genutzt werden, gilt flüssiger Wasserstoff (sLH2) als Schlüsseltechnologie für den Langstreckenverkehr. Daimler Truck setzt dabei auf flüssigen statt gasförmigen Wasserstoff, da dieser laut dem Hersteller eine höhere Energiedichte aufweist, größere Reichweiten, schnelleres Betanken und niedrigere Kosten ermöglicht.
In Deutschland sind Wasserstoff-LKW bisher noch eine Seltenheit. Doch mit steigenden Investitionen in Infrastruktur und Technologie wächst das Interesse an dieser Alternative. Unternehmen wie Daimler Truck, Volvo und Hyundai investieren stark in Wasserstoffantriebe, während sich auch die öffentliche Hand verstärkt für den Ausbau der Wasserstofftankstellen engagiert.