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Automobilindustrie leidet wegen des Ukraine-Krieges. Fahrzeugproduktion kann deutlich schrumpfen

Wegen der Aussetzung der Lieferungen von Kabelbäumen aus westukrainischen Betrieben haben Volkswagen und BMW die Produktion eingestellt. Goldman Sachs schätzt, dass die weltweite Automobilfertigung sogar um 10 Prozent als Folge des Krieges in der Ukraine sinken könnte.

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Bereits 11 Werke von Volkswagen wurden von den Unterbrechungen bei der Versorgung mit Kabelsträngen betroffen, zwei davon mussten die Produktion stilllegen und in neun weiteren wurde die Geschäftstätigkeit eingeschränkt. Die Engpässe bei Kabelbäumen machen es auch den Fabriken von Porsche in Deutschland sowie von Skoda in Tschechien zu schaffen.

Neben dem VW-Konzern mussten auch BMW und Mercedes die Produktion in einigen Werken einschränken.

Colin Langan, ein von der Financial Times zitierter Experte von Wells Fargo & Co, sagte, dass die europäische Autoproduktion infolge der Schließung ukrainischer Fabriken, die Autoverkabelung herstellen, um bis zu 700.000 Autos im ersten und zweiten Quartal dieses Jahres schrumpfen könne. Langan schätzt, dass 10-15 Prozent der gesamten europäischen Produktion von einer Versorgungsunterbrechung betroffen sein wird.

In der Ukraine gibt es 17 Betriebe, die Kabelstränge produzieren. Einer der Hersteller ist die deutsche Gesellschaft Leoni AG, die zwei Fabriken mit 7.000 Beschäftigten im westlichen Teil der Ukraine hat. Das Unternehmen beabsichtigt, seine Produktion in anderen Ländern auszuweiten, aber man braucht sogar 2-3 Monate, bis dies tatsächlich geschieht.

Die Spitze des Eisbergs

Die Verkabelung ist nicht das einzige Problem der europäischen Automobilindustrie, das sich aus dem andauernden Krieg in der Ukraine ergibt. Es ist nicht zu vergessen, dass Russland ein wichtiger Hersteller vieler Metalle ist, die in der Branche verwendet werden.

Einige europäische Automobilhersteller schränken bereits ihre Produktion aufgrund der Engpässe bei Bauteilen aus dieser Region ein. Da die Lagerbestände in Europa bereits sehr niedrig sind, könnten weitere Störungen zu einer vollständigen Erschöpfung der Aluminium- und Kupfervorräte führen. Infolge der vollständigen Einstellung der Palladiumexporte könnte die globale Autoproduktion um 10 Prozent innerhalb von zwei Jahren schrumpfen”, heißt es im Goldman Sachs-Bericht.

Vor einigen Wochen haben wir in der Analyse der möglichen Auswirkungen des Krieges geschrieben, dass Russland der weltweit größte Exporteur von Palladium ist. Dieses Metall ist für die Herstellung von Halbleitern unverzichtbar, daher könnte sein eventueller Mangel die Chipkrise, von der die Automobilindustrie bereits betroffen ist, noch verschärfen.

Was Kupfer betrifft, war Russland im Jahr 2020 der siebtgrößte Kupferproduzent der Welt. Das Land war auch (laut Daten für 2019) der drittgrößte globale Hersteller von Aluminium.

All dies bedeutet, dass die Transportindustrie, die seit dem vergangenen Jahr mit Kapazitätsengpässen aufgrund der geringeren Fahrzeugproduktion zu kämpfen hat, noch viel länger diesen Problemen die Stirn bieten werden muss. Wer gehofft hat, dass mit dem Ende der Corona-Pandemie mehr Lastwagen hergestellt werden, muss sich noch mit Geduld wappnen.

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