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Britische Transportfirmen rekrutieren Häftlinge, um die Kontinuität der Lieferkette zu gewährleisten

Die Luft wird immer dünner. Verzweifelte Transportunternehmen versuchen geeignete Mitarbeiter unter Häftlingen zu finden. 

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Die Corona-Pandemie und der Brexit haben das Problem des Fahrermangels in Großbritannien „explodieren”lassen. Derzeit fehlen dortzulande etwa 100.000 LKW-Fahrer. Jede dritte Lieferung fällt aus.Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte,  war die Verweigerung der Regierenden Arbeitsvisa für Mitarbeiter aus dem Ausland auszustellen.

Für die Ausstellung von 10.000 befristeter Arbeitsvisa haben Anfang des Monats Branchenverbände plädiert. Obwohl Verkehrsminister Grant Shapps offen zugibt, dass das Land mit historischen Engpässen zu kämpfen hat, stellte er sich dagegen, LKW-Fahrer aus der EU zum Arbeitsmarkt zuzulassen. Die Opposition warf ihm darauf hin vor,  dass er Lebensmittelknappheit Fahrern aus der EU vorzieht.

Die Transportbranche ist derzeit kurz vor dem Verzweifeln und versucht sich auf anderen Wegen zu helfen.

Unternehmen machen alles, um Arbeitskräfte zu finden, einschließlich der Kontaktaufnahme mit Wohltätigkeitsorganisationen für ehemalige Soldaten und dem Gefängnisdienst sowie Werbung in sozialen Medien, um jüngere Menschen zu rekrutieren, sagte gegenüber „Sunday Times” Nick Allen vom Branchenverband British Meat Processors Association.

Wenigstens in dieser Hinsicht können Transportunternehmen mit staatlicher Unterstützung rechnen. Das Justizministerium hat sich bereits zur Hilfe bereit erklärt.

Wenn man den Häftlingen während ihrer Haftzeit und nach ihrer Entlassung hilft, einen Arbeitsplatz zu finden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie wieder straffällig werden, viel geringer. Wir werden nach Möglichkeit alle vom Fachkräftemangel betroffenen Branchen unterstützen und arbeiten daran, das die Zahl der befristeten Lizenzen nach Möglichkeit wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht, sagte ein Ressortsprecher.

Doch auch das ist nur eine Teillösung zur Absicherung der Personalkapazitäten, denn die Nachfrage übertrifft das „Angebot” bei weitem. Deshalb wirft die Opposition der Regierung Versagen vor, da diese jahrelang das Problem unterschätzt und kleingeredet hat.Erst jüngst hat der Abgeordnete Andy McDonald aus Middlesbrough öffentliche Kritik an der britischen Regierung ausgeübt und ihr vorgeworfen versäumt zu haben, in Bildung und Qualifikationen von Fachkräften zu investieren.

Wie sich Covid auf die Lieferketten im Vereinigten Königreich ausgewirkt hat, darauf hatte die Regierung keinen Einfluss. Aber auf die Art und Weise, wie wir die Europäische Union verlassen haben, schon. Jetzt müssen wir mit den Folgen eines durch Boris Johnson und seine Minister schlecht geführten Verhandlungsprozess zurechtkommen, der sich in einem Arbeitskräftemangel in Schlüsselbranchen wie im Gesundheitswesen und in der Pflegebranche, dem Gastgewerbe, dem Baugewerbe, in der Logistikbranche und anderen Bereichen zeigt. Es ist kein Wunder, dass die Road Haulage Association die Ausstellung von befristeten Arbeitsvisa für Fahrer aus der EU fordert, damit Waren und Lieferungen in unsere Geschäfte und auf unsere Baustellen gesichert werden können. Den Unternehmen einfach zu sagen, dass sie im Vereinigten Königreich rekrutieren sollen, ist eine grobe Beleidigung, da es die Regierung ist, die es versäumt hat, ausreichend in Bildung und Qualifikation zu investieren, um dies auch nur ansatzweise möglich zu machen. Sie hätte sich auf die Details konzentrieren sollen, war aber zu sehr damit beschäftigt, ihren Kulturkampf zu führen und wie immer anderen die Schuld für ihre grobe Inkompetenz zu geben, wird McDonald von der Zeitung „Northern Echo” zitiert.

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