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Der Chef der Speditionsverbände nimmt kein Blatt vor den Mund in Sache der Mauterweiterung. „Das Transportgewerbe wird schwieriger als je zuvor sein”

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Laut dem Leiter des ELVIS-Verbandes wird die für Juli dieses Jahres geplante Mauterweiterung auf weitere 40 Tsd. km Bundesstraßen zu höheren Belastungen der Spediteure führen. Es wird auch zum Anstieg des Verkehrs in den Städten und in den Dörfern beitragen.

Über die Tatsache, dass die Einführung von Maut für weitere 40.000 km Bundesstraßen die Transportkosten in Deutschland erhöhen wird, alarmierten vor kurzem die dortigen Verkehrsverbände. AMÖ (Bundesverband Möbelspedition und Logistik), BGL (Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung), DSVL (Deutscher Speditions- und Logistikverband), BWVL (Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik) und BIEK (Bundesverband Internationaler Express- und Kurierdienste) schätzen in einer gemeinsamen Erklärung, dass die Kosten der Transport- und Logistikbranche im Zusammenhang mit den geplanten Änderungen um etwa 2 Mrd. EUR pro Jahr steigen werden.

Seine Stimme in dieser Sache hat auch Jochen Eschborn erhoben, Leiter von ELVIS (im Bild) – European Union of International Forwarders – eine internationale Plattform für die Verkehrskooperation. Die Erweiterung der Maut auf alle Bundesstraßen werde sich laut ihm auf den deutschen Verkehrsmarkt und damit auf die gesamte Wirtschaft verheerend auswirken. Wenn Unternehmen die Mehrkosten für neue Gebühren nicht kompensieren können, werden sie mit ernsthaften wirtschaftlichen Problemen konfrontiert.

Höhere Transportkosten

Nach den Berechnungen des Verbands werden die Kosten der Transportunternehmen um durchschnittlich 2,5 Prozent im Binnenverkehr und 3,6 Prozent im Regionalverkehr für 12-Tonnen-Lkw steigen. Um ungefähr 3,9 Prozent werden sich regionale Transportkosten für schwerere Fahrzeuge erhöhen.

Angesichts der angespannten Margen, unter denen die Branche operiert, machen solche Kostenveränderungen unser Geschäft extrem schwierig – betont der Leiter von ELVIS.

Es ist jedoch anzumerken, dass die ELVIS-Analyse auf den aktuellen Mautsätzen basiert.

Kürzlich legte das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur jedoch ein Gutachten vor, das die Höhe der Gebühren ab Anfang kommenden Jahres enthalten soll. Laut Eschborn werden Gebührenerhöhungen die Margen weiter reduzieren und die Existenz vieler Unternehmen gefährden.

Laut dem Leiter des ELVIS-Verbands sind die Frachtführer am stärksten gefährdet, die sich mit dem Kleinguttransport beschäftigen. Nach der Mauterweiterung wird ihr Anteil an den Kosten des regionalen Stückgutverkehrs 40 Prozent betragen. Infolgedessen müssen die Verbraucher damit rechnen, dass die online bestellten Waren teurer werden.

Mehr Verkehr auf mautfreien Straßen

Eine weitere Folge der in der deutschen Mautpolitik vorbereiteten Änderungen wird die Übertragung von Transporten auf gebührenfreie Straßen sein. Dies wird zwangsläufig zu mehr Verkehr in Dörfern und Städten, aber auch zu längeren Lieferungen führen.

– Man muss kein Prophet sein, um zu prognostizieren, dass das Image unserer Branche darunter leiden wird – sagt der Leiter von ELVIS. „Das Transportgewerbe wird schwieriger als je zuvor sein”, so Eschborn.

Eschborn über Protektionismus

Der Vorsitzende des deutschen Verbandes hat sich im vergangenen Jahr über das Verbot einer 45-stündigen Pause in der Kabine geäuβert. Er betrachtete es damals als Ausdruck des Protektionismus seitens der deutschen Regierung und betonte die entscheidende Rolle polnischer Frachtführer für den Transport und die Wirtschaft in Deutschland.
Wenn es keine Polen gibt, wird das ganze System in Deutschland zusammenbrechen – sagte er damals.

Wie von Eschborn betont, werden osteuropäische Frachtführer in Deutschland benötigt, weil sie günstigere Konditionen bieten. Trotz anfänglicher Bedenken waren es deutsche Unternehmer, die ihnen halfen, einen großen Teil des Marktes zu übernehmen. „Und jetzt wollen sie sie verbannen”, sagte der Vorsitzende des Netzwerks.

Wenn wir ein vereintes Europa haben wollen, sollten wir uns nicht isolieren und solche Probleme nicht auf nationaler Ebene regeln – fügte er hinzu.

 

Fig. Facebook.com/ELVIS.Ladungsverbund/

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