Die deutsche Wirtschaft tritt weiterhin auf der Stelle. Wie der neue ELVIS-Marktreport zeigt, verhindern globale Krisen und eine unklare wirtschaftspolitische Ausrichtung aktuell jede nennenswerte Erholung.
„Die deutsche Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle: Globale Krisen und unklare wirtschaftspolitische Entscheidungen verhindern derzeit jede Erholung“, fasst Nikolja Grabowski, Vorstand der ELVIS AG, die Lage zusammen.
Die Zahlen untermauern das Bild: Das Bruttoinlandsprodukt stagnierte im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal und wuchs im Jahresvergleich lediglich um 0,3 Prozent. Auch die Indikatoren des ifo-Instituts zeigen keine deutliche Besserung. Zwar stiegen die Geschäftserwartungen leicht um 2,0 Prozent, das Geschäftsklima und die aktuelle Lage blieben jedoch nahezu unverändert.
Transportmarkt bleibt angespannt, trotz saisonaler Belebung
Auch im LKW-Transportmarkt macht sich die Unsicherheit bemerkbar. Zwar stieg die LKW-Maut-Fahrleistung im Oktober 2025 im Vergleich zum Vormonat um 2,6 Prozent, blieb aber 1,1 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das Transportbarometer, das Verhältnis von Fracht zu verfügbarem Laderaum, fiel im Vergleich zum September um 5,8 Prozent und im Jahresvergleich um 1,2 Prozent.
„Auch im Lkw-Transportmarkt bleiben die Perspektiven für die kommenden Wochen schwach“, so Grabowski.
Viele Kunden kündigten verfrühte Betriebsschließungen an, das Dezembervolumen werde entsprechend gering ausfallen.
Kostenentwicklung: Stabilität bei Material, Druck bei Personal
Ein Lichtblick: Die allgemeinen Kosten im Straßengüterverkehr zeigen sich relativ stabil. Die Erzeugerpreise für Transporte stiegen im zweiten Quartal 2025 gegenüber dem Vorquartal lediglich um 0,6 Prozent, in der Lagerei um 0,3 Prozent. Auch bei den Fahrzeugkosten blieb das Preisniveau weitgehend konstant:
- LKW: +0,2 % (Q3/2025 ggü. Vorquartal), +1,1 % im Jahresvergleich
- Sattelzugmaschinen: 0,0 % (ggü. Vorquartal), +2,1 % im Jahresvergleich
- Trailer: -0,1 % (keine Veränderung im Jahresvergleich)
Bei den Treibstoffkosten zeigt sich ein differenziertes Bild:
- Diesel: -1,4 % (Oktober 2025 ggü. Vormonat), +0,4 % ggü. Oktober 2024
- LNG: -5,7 % (November 2025 ggü. Vormonat), massive -38,0 % im Jahresvergleich
- AdBlue: -2,9 % (Oktober 2025 zum Vormonat), +8,6 % im Jahresvergleich
Besonders bemerkenswert ist die drastische Jahresveränderung bei LNG, das laut ELVIS-Marktbericht um satte 38 Prozent günstiger als im Vorjahr gehandelt wird. AdBlue hingegen verteuerte sich im Vergleich zu Oktober 2024 um fast 9 Prozent, ein zusätzlicher Kostenfaktor für Betreiber moderner Dieselflotten.
Personalkosten steigen weiter, Fachkräftemangel bleibt chronisch
Die größte Herausforderung bleibt jedoch der Personalbereich. Der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst stieg im zweiten Quartal um 2,1 % gegenüber dem Vorquartal und um 3,7 % im Jahresvergleich, deutlich über dem allgemeinen Teuerungsniveau.
Das durchschnittliche Bruttogehalt eines Berufskraftfahrers lag 2024 ohne Sonderzahlungen bei 3.266 Euro (39.192 Euro jährlich). Mit Sonderzahlungen waren es 3.430 Euro (41.161 Euro). Regional zeigen sich Unterschiede: In Ostdeutschland lag der Monatsverdienst mit Sonderzahlungen bei 3.118 Euro, im Westen bei 3.503 Euro.
„Das fehlende Personal und die gleichzeitig steigenden Kosten in diesem Bereich gehören aktuell zu den größten Herausforderungen des Lkw-Transportmarktes“, so Grabowski weiter.
Ausblick: Datenbasierte Flexibilität wird zum Schlüsselfaktor
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen gewinnen digitale und transparente Kennzahlen zunehmend an Bedeutung.
„Für die Transportbetriebe wird die Aktualität und Transparenz in den eigenen operativen und finanziellen Kennzahlen immer wichtiger“, betont Grabowski.
Die Nutzung strukturierter Daten bildet die Basis für Automatisierung und den gezielten Einsatz von Künstlicher Intelligenz, ein möglicher Wettbewerbsvorteil in einem zunehmend prekären Marktumfeld.
Ein schwaches Schlussquartal erwartet
Der ELVIS-Marktreport liefert ein nüchternes Fazit: Auch wenn Prognosen für die kommenden Monate ein minimales Wachstum in Aussicht stellen, bleibt die Realität im LKW-Transportmarkt schwierig. Reduzierte Kapazitäten, sinkende Nachfrage und ein harter Kostenfaktor beim Personal prägen den Herbst 2025, der Dezember dürfte erneut unterdurchschnittlich ausfallen.
Quellen und Methodik
Die im Artikel dargestellten Daten und Analysen basieren auf dem offiziellen „ELVIS Marktreport Q3/2025“, herausgegeben von der ELVIS AG. Der Bericht stützt sich auf amtliche Statistiken und eigene Auswertungen:
- Personalkosten und Bruttomonatsverdienste: Datenquelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), Datenstand: 20.11.2025. Die vollständigen Werte für das Jahr 2025 werden im April 2026 veröffentlicht.
- Erzeugerpreise für Lkw, Sattelzüge, Trailer sowie Kraftstoffpreise (Diesel, AdBlue): Datenquelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), Datenstand: 20.11.2025.
- LNG-Preise: Datenquelle: Onlinequellen repräsentativer LNG-Lieferanten, Datenstand: 21.11.2025.
Den vollständigen Marktreport stellt die ELVIS AG hier zur Verfügung: https://www.elvis-ag.com/marktreport-2025-03
Über die ELVIS AG
Die ELVIS AG (Europäischer Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure) vereint über 250 Partnerunternehmen an mehr als 350 Standorten in Europa. Als führender Verbund für Lkw-Speditionen bündelt sie Kräfte für Effizienzsteigerung, Branchenvertretung und digitale Vernetzung. Neben zentralem Einkauf und Beratung initiiert die ELVIS AG regelmäßig Pilotprojekte und Kooperationen mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen, um praxisnahe Innovationen in der Branche voranzutreiben.









